Heiligenhaus. Förster, Polizist und Feuerwehrmann: Die Geschwister Hannes, Tim und Benjamin Böger engagieren sich aus Liebe zu ihrer Stadt für eben diese. Was das Trio ausmacht.
„Na, wo ist der Kleine?“ Tim Böger kommt gut gelaunt ins Umweltbildungszentrum (UBZ), den Streifenwagen hat er vor der Tür geparkt: Aus dem Funkgerät, das an seiner Polizeiuniform befestigt ist, hört er Einsatzmeldungen mit, „falls Not am Mann ist“. Sein großer Bruder Hannes Johannsen (geborener Böger) kommt in seiner Forstkleidung mit einem Becher um die Ecke, „Benjamin ist auf dem Weg, der muss sich noch umziehen“, antwortet er auf Tims Frage mit einem fröhlichen Lächeln und blickt in Richtung Feuerwehrgerätehaus. Das liegt direkt neben dem UBZ an der Abtskücher Straße, und nur wenig später kommt der jüngste Böger-Bruder gut gelaunt und in Kluft um die Ecke. Es wird geredet, gelacht, die Stimmung ist locker: Dieses Trio ist aus vielen Gründen einmalig in Heiligenhaus.
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Wer die Großfamilie Böger kennt, weiß, wie herzlich es hier zugeht. Neben den drei Jungs Hannes (56), Tim (51) und Benjamin (42) gibt es die drei Mädels Julia, Eva und Viola sowie die Pflegekinder Kathi und Patrick, „das sind aber genauso unsere Geschwister“, betont Hannes. Alle sind in Heiligenhaus aufgewachsen, „das Besondere bei uns ist, die Mädels sind alle weit weggezogen, wir sind alle hier geblieben, das ist ja oft andersrum“, betont Tim. Nur ganz kurz habe es jeden einzelnen aus Heljens verschlagen, meist für Studium oder Ausbildung; nun leben sie alle drei wieder im Städtchen, alle drei mit ihren jeweiligen Ehefrauen sowie jeweils drei Kindern. „Die verstehen sich auch super untereinander, wir sehen uns auch regelmäßig, vor allem bei unserer Mutter“, freut sich Hannes.
Heiligenhaus ist mehr als nur die Heimat für die Bögers
Doch nicht nur um die eigene Familie wird sich gekümmert, auch das Wohl ihrer Stadt ist den Dreien wichtig. „Heiligenhaus ist unsere Heimat. An jeder Ecke gibt es Erinnerungen, und das meist schöne“, berichtet Tim. Er ist seit dem Sommer endlich da, wo er am liebsten auch beruflich sein wollte: Er ist Bezirksdienstbeamter und hat den Bereich von Holger Müller (den Westen der Stadt mit Wassermangel, Unterilp, Oberilp und Isenbügel) übernommen. „Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl, man engagiert sich gerne. Nicht, dass man woanders weniger gut arbeitet, aber hier vielleicht mit etwas mehr Herz“.
Dass man sich vor Ort auch einfach besser auskenne, das sei ebenfalls ein Vorteil im Job, findet auch Feuerwehrmann Ben. „Hauptberuflich arbeite ich in Solingen, hier bin ich bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Man kennt die Leute, man kennt die Örtlichkeiten, man ist gut vernetzt“. Man habe zu der Stadt, in der man lebt und aufgewachsen ist, eben einen ganz anderen Bezug, „es macht auf einer Seite wesentlich mehr Spaß, weil man quasi mit seinen Freunden aktiv ist, und man will auch die eigene Stadt so behalten, wie man sie selber schätzt“.
Kurze Dienstwege kommen am Ende der Stadt zugute
Hannes ergänzt, man gucke eben auch nach links und rechts, „denn wir sind in dieser Stadt schon mit dem Kinderwagen durch die Gegend geschoben worden, da hat man einfach ein anderes Verhältnis dann dazu. So viele Menschen verlieren ihre Heimat, wir sind glücklich, dass wir hier bleiben können“. Heiligenhaus, betont Tim, sei auch ein wirklich friedliches Volk, kaum Einsätze gebe es im Vergleich zu anderen Kreisstädten, „beim Weinfest hatten wir die erste Festnahme eines Querulanten, und der kam aus Velbert“, berichtet er lachend.
Doch nicht nur die Vernetzung innerhalb der Stadt, sondern auch der Brüder untereinander könnte ihnen auch nun dienstlich helfen. Dabei gehe es nicht um Mauscheleien, betonen sie. „Aber man kann auf kurzen Dienstwegen mal nachhören und Expertentipps einholen aus den anderen Fachbereichen, zum Beispiel bei einem Sturmschaden in Waldbereichen, wer hat eine Kettensäge, wer hat Personal? Denn wir machen ja alle keinen durchschnittlichen Bürojob von morgens sieben bis nachmittags um 16 Uhr, wir sind teilweise rund um die Uhr im Einsatz bei Lagen“, macht Tim klar. Der Austausch untereinander sei am Ende nicht nur für die Brüder wertvoll, sondern auch für die Stadt; so planen sie auch gemeinsame Besuche in Kitas oder Schulen oder Tim und Benjamin kommen mal beim Camp am UBZ von Hannes vorbei.
Gemeinsame Jungs-Ausflüge durch das Hobby Jagd
Wenn sie mal nicht im Dienst der Stadt unterwegs sind, haben die drei Brüder auch ein gemeinsames Hobby, „wir gehen zusammen jagen, dann machen wir mal ein Jungs-Wochenende, können quatschen und Zeit miteinander verbringen“, berichtet Ben. Die ganze Familie komme jedoch viel zu selten zusammen, „wir haben mal angedacht, dass wir einmal im Jahr ein festes Wiedersehen mit allen einplanen. Das sollen wir mal angehen“, schaut Hannes seine Brüder an, bevor sich alle drei wieder aufmachen an ihre Einsatzorte im Forst, bei der Polizei und der Feuerwehr.