Heiligenhaus. Heiligenhauser Reisebüro trotzt Online-Trend: Persönliche Beratung boomt. Ob Kreuzfahrten oder Südafrika, was angesagt ist.

Verreisen, das werden die Leute doch sicher immer wollen: Als sich Zornitza Kampmann (r.) und Annette Schröder vor neun Jahren dazu entschlossen, sich mit einem Reisebüro im Rathauscenter selbstständig zu machen, da hätten sie sicher nicht damit gerechnet, dass einmal eine Pandemie die gesamte Touristikbranche lahmlegen werden wird, zumindest für eine Zeit. Doch so einfach hat sich das Duo nicht geschlagen gegeben, ganz im Gegenteil: In ihrem zehnten Jahr haben sie ihr Reisecenter nun sogar erweitern können. Wie das Reisen sich verändert hat und warum die Kundschaft das Angebot vor Ort trotz digitaler Möglichkeiten so sehr schätzt.

Bei der Eröffnung im Jahr 2015 mit Vermieter Dietmar Klein (REAL ESTATE), Anne van Boxel (damals Wirtschaftsförderung), dem damaligen Bürgermeister Jan Heinisch, Annette Schröder und Zornitza Kampmann (v.l.).
Bei der Eröffnung im Jahr 2015 mit Vermieter Dietmar Klein (REAL ESTATE), Anne van Boxel (damals Wirtschaftsförderung), dem damaligen Bürgermeister Jan Heinisch, Annette Schröder und Zornitza Kampmann (v.l.). © Heiligenhaus | Heinz-Werner Rieck

Pauschal verreisen, das sei noch immer beliebt, „aber was sich verändert hat, ist, dass die Leute individuell mehr erleben wollen“, weiß Zornitza Kampmann. Verändert habe viele die Pandemie: Beliebt sei seitdem zum Beispiel das Insel-Hopping in Thailand, „und das in allen Altersgruppen, nicht nur bei den Jungen“. Rundreisen durch Afrika mit Safari, Kreuzfahrten, die Menschen seien auf der Suche nach Erlebnissen, „die in Erinnerung bleiben. Da sind sie froh, wenn wir beraten können“, berichtet Kampmann. Natürlich reisen sie und ihre Kolleginnen Annette Schröder und Anna Reichel selber gerne; Tipps aus erster Hand geben sie von daher an ihre Kundschaft weiter.

Heiligenhauser schätzen den Service und die Beratung

Die Beratung an sich sei für die meisten immer noch Hauptgrund, ihr Reisebüro aufzusuchen; und das in Zeiten, wo digitale Reiseportale gefühlt mit Schnäppchen um sich werfen. „Viele denken, im Internet zu buchen, sei billiger. Aber das stimmt nicht, wir haben die gleichen Preise“, betont Kampmann. Dass die digitale Konkurrenz einigen Reisebüros zu schaffen mache, können Annette Schröder und Zornitza Kampmann aber nicht für ihr Büro bestätigen: „Das liegt sicher auch unserem Service, denn vielen Kunden ist es doch wichtig, dass sie einen Ansprechpartner haben, an den sie sich wenden können, falls es mal zu Problemen kommt“, so Schröder.

Zornitza Kampmann (r.) und Annette Schröder haben nach neun Jahren ihr Reisebüro im Heiligenhauser Rathauscenter erweitert.
Zornitza Kampmann (r.) und Annette Schröder haben nach neun Jahren ihr Reisebüro im Heiligenhauser Rathauscenter erweitert. © Funke Redaktionsgesellschaft NRW | Katrin Schmidt

Und das hätte das Reisebüro-Team auch immer mal wieder bewiesen, „kurz vor dem Lockdown haben wir noch alles getan, um unsere Kunden aus Australien zum Beispiel zurückzuholen und standen ihnen jetzt auch bei der FTI-Pleite zur Seite, so gut es eben geht“, ergänzt Zornitza. Werte, wie Beratung und Service, seien also ihr Steckenpferd im Internetreisen-Dschungel, „unsere Kunden wissen, sie können sich auf uns verlassen“.

Tablets ersetzen heute die Kataloge

Doch nicht nur das Reisen, sondern auch vieles drumherum habe sich mit den Jahren geändert „In meiner Ausbildung haben wir noch tonnenschwere Kataloglieferungen auf Paletten erhalten“, schaut sich Zornitza Kampmann in dem Büro um. Ja, noch immer gebe es einige Kataloge, „aber ganz anders als früher, es sind mehr Themenmagazine. Die Hotels können wir den Kunden auf dem Tablet zeigen, oftmals haben diese sich aber schon vorher im Internet umgeschaut“, berichtet die Reiseverkehrskauffrau.

Zornitza Kampmann (r.) und Annette Schröder vom Reisebüro im Rathaus-Center im Jahr 2017.
Zornitza Kampmann (r.) und Annette Schröder vom Reisebüro im Rathaus-Center im Jahr 2017. © FUNKE Foto Services | Heinz-Werner Rieck

Nachhaltigkeit sei zudem ein immer größeres Thema und auch der Klimawandel, „dadurch haben sich auch einige Reiseziele und die Reisemonate verschoben. Vielen ist es im Süden im Sommer zu heiß, weshalb viele Familien jetzt auch in den Herbstferien dorthin verreist sind“. Noch einmal Sonne tanken vor dem Winter und das zu angenehmeren Temperaturen als im Hochsommer. Für Familien attraktiv geworden seien auch Kreuzfahrten, „die Preise steigen überall, hier gibt es dann für jeden etwas, und jeder findet auf so einem großen Schiff wie zum Beispiel der Aida auch seinen Platz, sei es Action oder eine ruhige Leseecke“.

Service und Öffnungszeiten

Das Reisebüro im Rathauscenter (Hauptstraße 161-167) hat montags von 10 bis 13 Uhr sowie 14 bis 18 Uhr geöffnet, dienstags bis freitags von 9 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr.

Das Reisebüro ist auch eine Verkaufsstelle für Tickets von Neanderticket.de und anderen lokalen Ereignissen.

Wenn die Reisebüro-Damen beraten, dann könne das dann auch schon mal eine Zeit in Anspruch nehmen. Da werden ganze Rundreisen, auch für Gruppen, geplant, hier spontane Kurztripps, ganz unterschiedlich seien die Kundenwünsche. „Wir freuen uns deswegen, dass wir jetzt mehr Platz haben“, zeigen Schröder und Kampmann auf den neuen Bereich. Das dortige Tattoostudio ist in den ehemaligen Wollladen gewechselt, das Reisebüro konnte somit erweitern. Schick und hell wirkt es, „wir freuen uns, und vor allem auch über das Feedback unserer Kunden bei der Einweihung“.

Und welche Reiseziele sind ihre persönlichen Geheimtipps? „Bulgarien hat mehr als nur den Sonnenstrand, es ist ein sehr spannendes, geschichtsträchtiges Land“, wirbt Zornitza Kampmann. Annette Schröder findet: „Marokko ist ein definitiv ebenfalls unterschätztes Ziel. Das sollten sich mehr Reisende trauen, es ist so schön!“