Heiligenhaus. Der Kreis hat die Einrichtung einer Schnellbus-Verbindung von Mettmann über Ratingen und Heiligenhaus nach Velbert geprüft – mit diesem Ergebnis.

Es wäre wohl vor allem für viele Pendler ein schöner Gedanke: ein Schnellbus, der die Städte im Nordkreis verbindet, also ohne viele Zwischenstopps zwischen Mettmann, Ratingen, Heiligenhaus, Velbert und Wülfrath verkehrt. Und das in der Hauptverkehrszeit sogar im 30-Minuten-Takt zusätzlich zu den bestehenden Linien.

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Die FDP-Kreistagsfraktion hatte im Frühjahr den politischen Antrag gestellt, insgesamt vier solcher Schnellbus-Verbindungen einzurichten – neben dem „Nordkreis-Schnellbus“ unter anderem auch ein Pendant im Kreis-Süden zwischen Mettmann und Monheim-Baumberg (via Haan, Hilden und Langenfeld). Dieser weitreichende FDP-Vorstoß wurde im Kreis-Mobilitätsausschuss jedoch klar „abgeschmettert“. Im folgenden Kreistag wurde dann allerdings einstimmig beschlossen, die Verwaltung zumindest damit zu beauftragen, die Einrichtung weiterer Schnellbuslinien im Kreis Mettmann zu prüfen.

Inzwischen liegen erste Ergebnisse dieser Prüfung vor. Und die fällt nicht gerade positiv aus.

Kreis Mettmann sieht Probleme bei der betrieblichen Umsetzbarkeit

Beim Thema „betriebliche Umsetzbarkeit“ verweist die Kreisverwaltung darauf, dass auch die Verkehrsunternehmen vom Fachkräftemangel betroffen seien: „Entsprechend herausfordernd ist es, qualifiziertes Personal für eine stabile Durchführung von Angebotsmaßnahmen zu akquirieren.“ Zudem stünden die Unternehmen unter einem starken Kostendruck, „sodass die finanziellen Aufwendungen für zusätzliche Busse, die für den Betrieb der beantragten Schnellbusse zu beschaffen wären, bedeutend sind.“ Hier sei zu berücksichtigen, dass nach aktuellem Stand der politischen Diskussion die Schnellbusse nur während der Früh- und Spätspitze eingesetzt und die restliche Zeit des Tages abgestellt auf dem Betriebshof verbringen würden: „Dies verringert die Wirtschaftlichkeit zusätzlich.“ Des Weiteren wäre zu klären, wo die Busse abgestellt werden können, „da die bestehenden Betriebshöfe keine Kapazitätsreserven in den notwendigen Größenordnungen mehr bieten“.

Auf die Stadt Heiligenhaus kämen Kosten für 40.000 Bus-Kilometer zu

Die Haltestelle „In der Blume / Stadtmitte“ ist einer der meistgenutzten Haltestellen in Heiligenhaus.
Die Haltestelle „In der Blume / Stadtmitte“ ist einer der meistgenutzten Haltestellen in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Zudem sei mit hohen Mehrkosten zu rechnen, macht das zuständige Planungsamt der Kreisverwaltung klar: Allein für den Nordkreis-Schnellbus habe die Rheinbahn eine jährliche Betriebsleistung von 210.000 gefahrenen Kilometern ermittelt, von denen auf die Städte und Heiligenhaus und Velbert jeweils 40.000 Kilometer entfallen würden – und somit finanziell im Rahmen der ÖPNV-Umlage zu tragen seien.

Landrat weist auf „Rekordhoch“ bei der VRR-Umlage hin

Erst kürzlich hatte Landrat Thomas Hendele im Rahmen der Einbringung des Kreis-Haushalts 2025 darauf hingewiesen, dass die Umlage des Zweckverbandes VRR – auch als Folge des durch Bund und Land nicht ausreichend finanzierten Deutschland-Tickets – mit 23,6 Millionen Euro eine Rekordhöhe erreicht habe und somit zur Steigerung der Kreisumlage (welche die Städte anteilig an den Kreis zu zahlen haben) beitrage. Man werde sich künftig genau überlegen müssen, so Hendele weiter, „welche ÖPNV-Angebote wir uns überhaupt noch leisten können“.

Im Süden des Kreises Mettmann wurde Schnellbus mangels Interesse wieder eingestellt

Und so verweisen auch die Planer aus dem Kreishaus darauf, „dass eine genaue Abwägung von Kosten und Nutzen vorzunehmen wäre“. Es habe sich in der Vergangenheit auch gezeigt, dass nicht alle Schnellbusse im Kreis Mettmann automatisch erfolgreich sein müssen. So sei beispielsweise die Linie SB78 zwischen Langenfeld und Monheim nach einem mehrjährigen Probebetrieb aufgrund mangelnder Nachfrage mit einer durchschnittlichen Auslastung von gerade einmal 1,2 Fahrgästen pro Fahrt Ende im August wieder eingestellt worden.

Es gibt kaum verlässliche Daten über den Bedarf einer Schnellbus-Linie

Bestehende Buslinien

Unabhängig von den Schnellbus-Diskussionen gibt es bereits Busverbindungen zwischen Ratingen, Heiligenhaus und Velbert.

So fährt die Linie 770 vom Velberter ZOB über Heiligenhaus nach Ratingen-Hösel (S-Bahnhof), die Linie 771 vom Velberter ZOB über Heiligenhaus nach Ratingen-Ost (S-Bahnhof) und Ratingen-Mitte.

Um nach Mettmann zu gelangen, muss man allerdings in Homberg von Linie 771 in die Linie 748 umsteigen.

Einen Schnellbus (SB19) gibt es bereits zwischen Heiligenhaus und Essen Hbf.

Ein weiteres Problem aus Sicht des Kreises: Genaue und aktuelle Daten, die auf die Verkehrsmittelwahl und nachgefragte Verbindungen hinweisen, liegen derzeit nicht vor. Gegen Ende des Jahres werden jedoch die Ergebnisse einer Mobilitätsbefragung erwartet. „Erst mit dessen Hilfe kann die Nachfrage nach möglichen zusätzlichen Schnellbuslinien simuliert und valide abgeschätzt werden.“

Nur vier Minuten Zeitersparnis

Kritisch sehen die Planer auch das Beschleunigungspotenzial, das dadurch entstehen soll, dass pro Stadt nur die zwei nachfragestärksten Haltestellen angefahren würden. Hier wurde exemplarisch für eine andere ins Spiel gebrachte Schnellbus-Linie (Hilden – Erkrath – Mettmann) berechnet, dass sich gegenüber der bestehenden Linie zwischen Hilden-Süd und Hochdahler Markt ein Potenzial von vier Minuten ergeben könnte, zwischen Hochdahl S und Mettmann-Zentrum gar nur von einer Minute.