Heiligenhaus. Das eigene Projekt auch wirklich durchziehen, dabei hilft Gabriela Beenders. In ihrem Geschäft in Heiligenhaus gibt es hochwertige Wolle und ein offenes Ohr. Besondere Lesung steht an.
Selbstgemacht, aber ohne, dass es danach aussieht: Das ist das Ziel der Damen, die an diesem herbstlichen Nachmittag in geselliger Runde bei Tee und Keksen beisammen sitzen. Hier werden Reihen gezählt, dort wird Wolle ausgesucht und manch einer strickt in atemberaubender Geschwindigkeit Masche um Masche. Der Heiligenhauser Wollwattwurm ist mehr als nur ein Wollladen: Bei Gabriela Beenders kann diese gekauft, aber zudem Hilfe in Anspruch genommen werden, um das eigene Projekt auch erfolgreich durchzuführen. Bei einer Lesung wollen bis zu 40 Frauen jetzt gemeinsam für den guten Zweck stricken.
Dass Beenders ein Händchen fürs Stricken und für Stricktrends hat, das erkennen sogar Laien bei dem Blick auf ihre Werke. „Wie hast du das gemacht?“ oder „Kannst du mir helfen?“ hörte sie da oft von anderen, als sie noch locker beieinander saßen und gemeinsam strickten, als ihr Laden noch ein Café war. „Hier haben wir uns dann einmal in der Woche getroffen“, erinnert sie sich zurück. Das Artcafé schloss 2018, „ich habe erst noch gezögert, und mich dann entschieden, dass ich meinen Wollwattwurm hier eröffne“, erinnert sich Beenders. Und eröffnete schließlich 2019.
Heiligenhauserin verkauft hochwertige Wolle und hilft bei der Projektdurchführung
Gute Wolle anbieten, das war eins ihrer Standbeine „aber ich habe schnell gemerkt, dass viele Kundinnen mit Fragen zu mir kamen. Seitdem helfe ich durch das gesamte Projekt hindurch, berate bei der Auswahl der Wolle und gebe Tipps, um das Projekt auch zu Ende zu bringen. Und zwar so, dass man es hinterher auch trägt und zufrieden ist“, berichtet Beenders. Dazu gehöre auch das Feedback von ihr und der geselligen Runde, „ehrliche Kritik ist immer am hilfreichsten. Wenn jemand schon zögerlich sagt, dass er zwar nicht ganz zufrieden ist, aber das schon so okay sei, da sagen wir auch schon mal, nein, mach nochmal auf und dann richtig“, berichtet Petra Pfeilen.
Sie ist an diesem Nachmittag hier, um mithilfe von Beenders und auch den anderen Anwesenden bei ihrem Projekt weiterzukommen. Ulrike Ketterlinus, Michaela Witt, Anke Beyer und Gudrun Gkotses sind hier, jeder arbeitet an etwas anderem. Ob Schal, Pulli oder Mütze, hier entstehen handgemachte Unikate. Doch dabei gehe es den Teilnehmenden nicht nur ums reine Handarbeiten, „wir kommen gerne hier hin, es ist schon alles sehr angenehm und familiär und man beredet alles Mögliche, gibt sich auch Tipps übers Stricken hinaus“, erzählt Ulrike Ketterlinus. „Die Gruppe gibt auch Halt. Das letzte Jahr war nicht einfach für mich, was ich ohne die Möglichkeit hier gemacht hätte, weiß ich nicht“, berichtet Michaela Witt gerührt.
Teilnehmerinnen geben sich gegenseitig Tipps in familiärer Atmosphäre
Sie ist gerade dabei, ihren Winterpulli mit Mustern fertigzustellen. Wie viel Arbeit darin steckt, kann sie kaum schätzen. „Selbstgestrickt heißt definitiv nicht günstig“, entgegnet Beenders Vorurteilen. „Ich habe das auch mal erlebt, da haben wir auf einem Weihnachtsmarkt einen Pulli für 270 Euro verkauft. Ein Besucher konnte das gar nicht verstehen und fragte, ob das ein Witz sei“, erinnert sich Beenders. „Man darf aber nicht vergessen: Wir stricken mit hochwertiger Wolle, wie Kaschmir oder Merino, und an den Projekten arbeiten wir etliche Stunden, an dem Pulli waren es sicher 40.“
Umso wichtiger sei da eben das ehrliche Feedback und die Hilfe, das Projekt auch zu beenden, das einem im Kopf vorschwebt. Und das, berichten die Teilnehmerinnen allesamt, würde auch dank des Wollwattwurms gelingen. Immer wieder geht die Tür auf, die Ankömmlinge werden freudig begrüßt, „von jung bis alt, der Mix macht uns so besonders“, freut sich Beenders. Jeder habe andere Ideen, die man gemeinsam versuche, bestmöglich und modern umzusetzen. „Hast du schon drei Stulpen fertig? Du bist aber flott“, wird da Gudrun Gkotses gelobt, die schon für einen Weihnachtsbasar vorstrickt. Die sollen für den guten Zweck verkauft werden, und für den guten Zweck stricken die Wollwattwürmer auch regelmäßig. „Wir stellen Tücher für Krebspatientinnen her, die wir dann der Klinik überreichen“, berichtet Beenders.
Wollwattwurm
Der Wollwattwurm (Hauptstraße 217) hat geöffnet montags von 10 bis 13 Uhr und 18 bis 20 Uhr, dienstags und donnerstags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr - wegen Urlaub jedoch erst wieder ab dem 2. November.
Wer unter Anleitung und in Gesellschaft stricken möchte, kann eine Zehnerkarte für 55 Euro erwerben, erste Tipps gibt es aber auch bei der Kaufberatung. Weitere Infos unter wollwattwurm.com.
DIe Lesung von Jörg Manz findet am Mittwoch, 6. November, um 17 Uhr im Thum 1897 (Hauptstraße 134) statt.
Gemeinsam grüne Socken gestrickt für den guten Zweck wird dann auch bald, aber in größerer Runde und mit einem Rahmenprogramm: Der Mettmanner Autor Jörg Manz wird aus seinem Neanderland-Krimi vorlesen, und zwar am Mittwoch, 6. November, ab 17 Uhr im Thum 1897 (Hauptstraße 134). „Wer kommt, kriegt auch einen Wollknäuel und erste Strickanleitungen von mir, Männer sind auch herzlich willkommen“, freut sich Beenders auf die Veranstaltung.
Die Veranstaltung kam zufällig zustande, „das Ehepaar kam in das Geschäft, ich habe die Frau beraten, ganz normal als Kundin, dann kam ich mit dem Mann ins Gespräch“. Und da Regina Müller, Mutter von Thum-Betreiber Daniel Müller, auch regelmäßig zu Gast ist im Wollwattwurm ist und das Interesse einer Lesung bei den Frauen groß war, entstand die Idee zur Lesung im Thum 1897.
Stricken ist für alle ein mentaler Ausgleich
Denn eins eint alle Kundinnen, und auch die wenigen Kunden: „Stricken ist mein Ausgleich. Wenn ich nicht stricke, bin ich nicht ausgeglichen. Und es ist auch schön, wenn sich Beschenkte ehrlich freuen oder man sich selber etwas Schönes stricken kann“, findet Anke Beyer. Die Damen stimmen allesamt zu, bevor die nächste Masche italienisch ab- und norwegisch aufgenommen wird. Denn hier entstehen immerhin allesamt Unikate, die getragen werden wollen.