Heiligenhaus / Velbert. Theresa Dietz (CDU) und Pat Kreß (SPD) setzen auf inhaltliche Neuausrichtung und frischen Wind im Bundestag für den Wahlkreis Velbert, Heiligenhaus, Wülfrath und Ratingen.
Die Bundestagswahl 2025 wirft ihre Schatten voraus: Im November nominieren die CDU und SPD für den Wahlkreis Mettmann II (Velbert, Heiligenhaus, Ratingen und Wülfrath) ihre Kandidatinnen und Kandidaten. Länger, als Angela Merkel Bundeskanzlerin war, gehören Peter Beyer (CDU) und Kerstin Griese (SPD) dem Bundestag bislang an; Zeit für einen Wechsel, finden nun Theresa Dietz (CDU) und Pat Kreß (SPD). Sie stellen sich den Mitgliedern ebenfalls zur Wahl und wollen nicht als die jungen Wilden, sondern als echte inhaltliche Alternative antreten.
Ihr Herz schlägt für die Politik, und das schon seit ihrer Jugend, berichten die beiden Ratinger. Sowohl bei der 28-Jährigen als auch bei dem 34-Jährigen ging es los als Klassen- und Schülersprecher, Dietz gehörte dem Jugendrat an, ist Vorsitzende der Jungen Union und Ratsmitglied in Ratingen. Als Diplom-Juristin sind ihre Herzensthemen die Innen- und Rechtspolitik: Schnellere Verfahren, den Rechtsstaat fitter machen „und das Vertrauen in unser Rechtssystem wieder stärken, das wären meine Schwerpunkte. Wir müssen die Integration vernünftig regeln, die Unzufriedenheit ist groß, und das auf beiden Seiten. Wir merken, so wie bislang funktioniert es einfach nicht, und das schürt den sozialen Unfrieden“.
Diese beiden Ratinger wollen sich in der CDU und SPD gegen Peter Beyer und Kerstin Griese zur Wahl stellen
Viel Erfahrung, sei es im politischen Tagesgeschäft oder im Wahlkampf, hat Dietz bereits gesammelt: „Ich habe neben meinem Studium das Büro von Jan Heinisch im Landtag geleitet, bevor ich in die Geschäftsführung meines elterlichen Unternehmens gewechselt bin“. Dietz Blumen und Events kümmere sich im Bereich Floristik um Großveranstaltungen wie den CHIO in Aachen, aber auch um Friedhofsgärtnerei.
Wie man unter höchster Konzentration wichtige Entscheidungen trifft, das weiß Pat Kreß als Fluglotse nur zu gut; und wichtige Entscheidungen will er gerne in Berlin mittragen: „Die Bildungspolitik war immer mein Herzensthema. Ich bin als klassisches Arbeiterkind groß geworden, eingetreten in die SPD bin ich, als Peer Steinbrück 2005 in NRW als Ministerpräsident abgewählt wurde“. Die schwarz-gelbe Regierungszeit habe all das gebracht, gegen das er inhaltlich stehe, „seien es Kopfnoten oder Studiengebühren. Die Bildungsgerechtigkeit ist mir wichtig und somit die Chancengleichheit“. Bestimmen sollte nicht das Elternhaus, was aus einem Kind später werde, sondern die individuelle Bereitschaft.
Unzufriedenheit wirke sich positiv für die AfD aus: Klare Kante sei nun nötig
Kreß findet, dass im Bereich der Chancengerechtigkeit etwas nicht stimme in Deutschland: „Viele Menschen helfen dabei, dass der Staat funktioniert, aber viele davon haben das Gefühl, dass sie im Gegenzug nicht profitieren“. Das täten nur die wenigen Menschen, die sich dann zum Beispiel Dividende auszahlen ließen. „Unsere Straßen sind kaputt, die Bahn funktioniert nicht, viele Kitas müssen aufgrund von Personalmangel immer wieder schließen, wir haben eine Schuldenbremse, wo wir eigentlich mehr Investitionen tätigen müssten. Einen schwachen Staat können sich nur die Reichen leisten“, so Kreß.
Die wachsende Unzufriedenheit im Land, der Rechtsruck, der Erfolg der AfD, all das hat sowohl Dietz als auch Kreß motiviert, nun für die Nominierung für den Bundestag anzutreten. Beide Parteien müssten sich wieder mehr abgrenzen. Doch als eine Majestätsbeleidigung in Richtung der langjährigen Amtsinhaber Beyer und Griese seien ihre Kandidaturen innerparteilich nicht aufgenommen worden, beide berichten von fairen Gesprächen und Prozessen sowie Zustimmung, dass es zumindest mal eine Alternative gäbe.
Wofür Theresa Dietz in Berlin kämpfen würde
„Ich möchte eine echte personelle und vor allem inhaltliche Alternative bieten. Ich denke, es ist Zeit für einen Wandel. Die CDU muss jetzt mutig sein. Und wenn man 16 Jahre lang für eine andere Politik gestanden hat, dann kann man nicht für einen Aufbruch stehen“, sagt Theresa Dietz. Da gehöre es dazu, zu sagen, dass „wir als CDU nicht alles richtig gemacht haben“. Statt alles schönzureden, müsse man „Antworten auf die Frage geben, die die Menschen in unserem Land und hier vor Ort wirklich bewegen“, so Dietz.
Bürgergeld, Steuerreform, Bürokratieabbau, effektiver Rechtsstaat, Reform des Asylrechts und einen klaren Kurs raus aus der Rezession nennt sie als Themen, die angegangen werden müssen, denn die CDU wolle und müsse auch „klarere Kante zeigen, wieder in die inhaltliche Diskussion gehen und sich stärker abgrenzen. Ich bin aufgewachsen in einer Merkel-CDU, ich stehe inhaltlich komplett hinter dem Aufbruch, die CDU fit für die Zukunft und für die Menschen wieder erlebbarer zu machen. Uns muss es gelingen, Menschen wieder für unsere Politik zu begeistern“.
Das sind die Inhalte von Pat Kreß
Für eine neue Politik brauche es aber auch neue Gesichter, und so sieht es auch Pat Kreß: „Ich schätze Kerstin Griese, sie macht eine tolle Wahlkreisarbeit, obwohl sie seit vielen Jahren kein Direktmandat mehr gewonnen hat“. Seine Kandidatur sieht er als Angebot an die Partei: „Ich hätte gerne eine andere, inhaltliche Priorisierung. Kerstin stand jedoch immer wieder für Vorhaben der Großen Koalition ein und hat auch aktiv um Mehrheiten für Entscheidungen gekämpft, hinter denen ich nicht stehe, wie die Erhöhung der Mehrwertsteuer oder die Schuldenbremse“.
Kreß stehe für eine mutige, soziale Politik, will sich für eine gerechte Steuerreform einsetzen, die Reiche wieder mehr belastet, eine Rente, von der Menschen auch leben können, „um einen funktionierenden Sozialstaat zu gewährleisten“. Die Schuldenbremse müsse gestrichen werden und man müsse wieder dahin, Themen anzusprechen, die die Leute bewegen: „Berlin ist den Menschen entrückt und zu weit weg, eigentlich hat sich die Republik nach der Wende noch gar nicht wieder gefunden“. Auch die SPD müsse wieder mutiger werden, in den politischen Diskurs einsteigen, kerniger sein, um als Kanzlerpartei die stärkste Partei im nächsten Jahr zu werden.
Die Wahlversammlungen finden bei der CDU am Montag, 25. November, in der Heiligenhauser Aula statt, bei der SPD am Samstag, 16. November, in Wülfrath. Wahlberechtigt sind alle Mitglieder der jeweiligen Parteien, die ihren Wohnsitz in Heiligenhaus, Velbert, Ratingen oder Wülfrath haben.