Heiligenhaus. Während Veranstaltungen im Club bei Kindern und Erwachsenen gut ankommen, bleibt die Jugend fern. Doch das ist keine neue Entwicklung. Eine Analyse.
Er ist seit Jahrzehnten eine Institution. Und während Besucherinnen und Besucher bei einer Party für über 44-Jährige die Club-Türen einrannten und mehr als 200 Menschen kamen, mussten zuletzt Veranstaltungen für Jugendliche wegen zu geringen Interesses abgesagt werden; bei einer Veranstaltung sollen sogar mehr besorgte Eltern als Kinder gekommen sein. Muss man das Club-Konzept überdenken und sich vielleicht der Tatsache stellen, dass Jugendliche einfach keine Lust haben auf den Club? Eine Analyse.
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Zuvorderst: Ja, der Club an der Hülsbecker Straße ist eine wichtige Institution und muss natürlich erhalten bleiben. Dass keiner die Institution an sich infrage stellt, wird deutlich durch die hohen Investitionen, die seitens der Verwaltung und getragen durch die Politik in die Sanierung fließen. Er gehört zum Stadtbild, prägte viele Menschen über viele Jahrzehnte, gab zu Gründungszeiten vielen Jugendlichen Halt und eine Heimat: „Wir haben damals richtig tolle Partys dort gefeiert. Wir waren die Ersten, die Bier ausgeben durften, das wurde damals ganz kritisch gesehen von der Politik und machte auch Schlagzeilen in der Heiligenhauser Zeitung“, erinnert sich ein Heiligenhauser.
Heiligenhauser erinnern sich im Club gerne an ihre eigene Jugend
Rock-Partys, die gehörten damals dazu, „aber man muss dazu sagen, wir hatten ja auch nicht die Alternativen, die die Jugend von heute hat mit den Großstädten direkt vor der Tür und einem Angebot, mit dem eine Kleinstadt nicht mithalten kann“, gibt der Club-Fan (namentlich der Redaktion bekannt) zu.
Zudem: Jugendliche sind eine besondere Zielgruppe. Das gilt für sämtliche Bereiche. Vereine gewinnen ihre Mitglieder meist schon im Kindesalter, gleiches gilt für die Musikschule. Teenager für etwas Neues zu motivieren, das wissen Eltern, ist oftmals schwieriger als fünf Fremdsprachen gleichzeitig zu lernen.
Es ist die Zeit, in der man sich ausprobiert, in der die Welt um einen herum zu klein ist und man rebellisch nichts gut findet, was die Erwachsenen einem als toll verkaufen wollen. „Sprecht doch mal mit Jugendlichen, was sie eigentlich wollen“ – diese Idee hörte ich in meiner ersten Kulturausschusssitzung für die WAZ. Das ist mehr als 20 Jahre her. Und auch ich habe als Jugendliche den Club gemieden; bis zur Kinderdisco war der Club für mich und meine Freunde toll, wiederentdeckt habe ich ihn aber erst als Studentin und freie Mitarbeiterin. Tolle Angebote, und das in Heiligenhaus, dachte ich mir dann. Aber eben nicht als Teenie.
Engagiertes Club-Team steht vor großer Herausforderung
Das sei noch heute so, berichten mir viele Eltern. Denn der Club ist immer Gesprächsthema, aber eben in einer anderen Alterskategorie. Die Frage lautet seit Jahrzehnten: Wie können wir das Angebot attraktiver gestalten, um auch Jugendliche für uns zu gewinnen? Um mangelnde Nachfrage bei Kindern, sei es das Betreuungsangebot, die Kinderdiscos oder Ferienangebote, muss man sich keine Sorgen machen; auch das Schülercafé wird gut angenommen und muss natürlich erhalten bleiben. Ebenso beim erwachsenen Stammpublikum, das seit vielen Jahren das gute Kulturprogramm und die Kursauswahl zu schätzen weiß, auch wenn der ein oder andere beliebte Künstler vermisst wird, wird der Club an sich nicht infrage gestellt.
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Dass noch frische, neuaufgestellte Club-Team zeigt sich sehr engagiert und ist bemüht, viele neue Ideen zu entwickeln, aber auch hier erfolgt die nüchterne Erkenntnis mit der weiteren Absage einer Jugendveranstaltung, der Nachtfrequenz am Wochenende. Und bevor sie den Bands es zumuten müssen, vor drei Leuten zu spielen, ist das auch der richtige Schritt. Die Jugend im Teenageralter hat eben andere Vorstellungen von Freizeitgestaltung; vielleicht sollte man das einfach so als Tatsache hinnehmen und sich weiter auf Veranstaltungen konzentrieren, die gut ankommen. Bei einem Publikum, das auch mal jung war und sich hier gerne daran zurückerinnert.