Heiligenhaus. Zwei Millionen Follower hat das Heiligenhauser Paar. Mit einem Onlinehandel haben sie jetzt ein Unternehmen gegründet. Und sie haben Ziele.

Ein Gong ertönt: Es ist wieder eine Bestellung eingegangen. „Danke, ihr seid klasse“, sagt Grace Huynh in eine der Handykameras, die vor ihr aufgebaut sind. Ringlichter beleuchten die Szenerie und Tausende verfolgen in dem Moment live an ihren Smartphones, wie Grace und ihr Freund Riza Aktas in der Zentrale ihres Unternehmens stehen und Päckchen mit Lebensmitteln packen. Von Heiligenhaus in die ganze Welt: Zusammengerechnet zwei Millionen Follower hat das junge Influencer-Paar Grace und Riza auf verschiedenen Kanälen – allein 1,2 Millionen auf Tik Tok (@graceundriza). Und im letzten Jahr haben sie sich ohne fremde Hilfe ein gut laufendes Unternehmen namens „Chin Chins World“ aufgebaut.

Von Heiligenhaus aus gehen die Bestellungen nach ganz Europa.
Von Heiligenhaus aus gehen die Bestellungen nach ganz Europa. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Asiatische Lebensmittel sind voll im Trend“, weiß Grace. Vor allem in der chinesischen Küche kennt sie sich aus, „meine Eltern hatten ein Restaurant, mein Vater ist auch immer noch Koch“, berichtet die einstige Düsseldorferin. Doch vor allem durch soziale Netzwerke wollten auch immer mehr junge Leute das gehypte Essen probieren, wie zum Beispiel die scharfen Buldak-Carbonara-Nudeln, Instantnudeln verpackt in einer knalligen rosafarbenen Tüte; Millionen Kochvideos kursieren alleine dazu im Internet. Neben Nudelgerichten gibt es trendige Getränke, ungewöhnlichen Snacks wie Schokoladenkekse mit Matcha, Chips mit Tintenfischaroma oder Kochzubehör in ihrem Lager in einem Heiligenhauser Gewerbegebiet.

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So hat es in Heiligenhaus mit „Chin Chins World“ angefangen

„Hier haben wir gestartet“, zeigt Riza Aktas auf den schon nicht kleinen Raum, „nun haben wir das große Lager davor auch noch gemietet und wir sind auch auf der Suche nach einer noch größeren Halle“, so der Oberilper. Erkannt wird das Paar in Heiligenhaus oft, vor allem von Kindern und Jugendlichen, „sie wollen dann Fotos mit uns oder Autogramme, manchmal klingeln sie auch bei uns, das ist schon sehr süß“, berichtet Grace Huynh. Doch wo genau sie wohnen und wo genau ihre Halle ist, das behalten sie lieber für sich: Denn zwei Millionen Follower haben sie mittlerweile zusammen auf Youtube, Instagram und Tik Tok. „Wahnsinn“, findet das Paar selber.

Ganz schön groß ist das Lager von Chin Chins World in Heiligenhaus mittlerweile.
Ganz schön groß ist das Lager von Chin Chins World in Heiligenhaus mittlerweile. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dass sie einmal viral gehen werden mit ihren Videos und sogar eine eigene Firma aufbauen werden, daran dachten die Beiden im Jahr 2020 noch nicht. „Es war der Corona-Lockdown und wir hatten Langeweile“, berichtet Riza Aktas. Er war zu dem Zeitpunkt in einer Ausbildung zum Krankenpfleger, Grace studierte Business Administration und machte eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau. „Wir haben gerne zusammen gekocht, die Videos werden immer gerne gesehen, da haben wir es einfach versucht“, berichtet der 25-Jährige weiter; groß Erfahrung hatten sie da nicht im Bereich Videodreh und Social Media Content.

Die Liebe zum Essen verbindet das Paar

„Wir kommen beide ursprünglich aus unterschiedlichen Ecken der Welt – Riza aus der Türkei, ich aus China. Als wir uns beide kennengelernt haben, hatte ich absolut keine Verbindung zu türkischem Essen und Riza hat zu dem Zeitpunkt auch noch nie richtig authentisches asiatisches Essen probiert. Mit der Zeit fingen wir jedoch an die Küche des anderen zu lieben“, erklärt Grace.

Schon das erste Video ging viral und es motivierte das Paar, weiterzumachen. Zunächst parallel zum Job, „seit 2023 arbeiten wir in Vollzeit an unserem Unternehmen“, berichtet Riza Aktas. Denn hinter den kurzen Videos steckt richtig viel Arbeit, „das denken viele nicht, aber als Creator muss man jeden Tag liefern und produzieren“. Sonst bricht die Followerzahl schneller weg als man gucken kann. Alleine auf Videos setzen wollte das Paar dann aber nicht. „Wir haben überlegt, ob wir vielleicht Snackautomaten aufstellen sollen“, so Aktas. Doch dann die Idee: „Da wir ja immer selber kochen, dachten wir, wir teilen unsere Rezepte und bieten die Lebensmittel dazu in unserem Onlinestore an“, berichtet Grace.

Großes asiatisches Angebot im Online-Shop

Und dann folgte die nächste Idee: „Es gibt einfach nicht in jeder Stadt einen Asiashop, vor allem nicht in ländlichen Regionen. Also haben wir den Onlineshop nach und nach erweitert um trendige Produkte und mehr“, erklärt die 27-jährige Unternehmerin. Sechs Monate hatten sie sich da Zeit genommen, zu testen, ob das klappt: „Das Startkapital haben wir selber erwirtschaftet“, betont Riza stolz. Stolz ist auch der Papa, der regelmäßig vorbeischaut. Von 60 auf 500 Artikel ist das Sortiment mittlerweile angewachsen, die Päckchen werden von dem Paar und Mitarbeitenden liebevoll verpackt, „wir packen auch immer noch Überraschungen ein sowie Aufkleber und Karten von uns, da freuen sich die Leute drüber“, so Grace.

Und auch eigene Kartons mit dem Logo „Chin Chins World“ gibt es nun, „wir liefern nicht nur in Deutschland, sondern auch in die Schweiz und nach Österreich“, berichtet Riza. Doch woher kommt eigentlich der Name? Chin heißt „Chinesin“ auf türkisch, berichtet Riza, und da sein Papa den Namen nicht so gut aussprechen haben könne, sei der Spitzname Chinchin entstanden. Und nicht nur die Follower sind begeistert, immer mehr Bestellungen trudeln über die sehr ansprechende, modern und strukturierte Homepage ein, man kann einzelne Produkte oder Bundles bestellen. Für die Zukunft hat das Paar auch noch Pläne, „jetzt stecken wir weiterhin jede freie Minute in unser Unternehmen. Sowohl in Chin Chins World als auch in unsere Videos“. Eine echte Start-up Erfolgsgeschichte zweier junger Heiligenhauser.