Heiligenhaus / Essen-Kettwig. Der Sportverein Heiligenhaus betreibt das Bootshaus in Essen-Kettwig. Wie man hier ganz einfach lernt, auf dem Brett zu stehen: Ein Selbsttest.
„Schnelle Stiche, schnelle Stiche! Schnell, schnell!“. Wasser spritzt umher. Mein linker Oberarm schmerzt. Meine Waden stechen. Bloß das Gleichgewicht halten. Immer wenn die Paddel ins Wasser stechen, macht die Ruhr glucksende Geräusche. Wir kommen der grünen Fahrwassertonne immer näher. „Jetzt drehen! Rechts Bogenschlag und links weiter schnell!“, ruft Kirsten Burat Abteilungsleiterin der Kanu-Abteilung beim Sportverein Heiligenhaus (SVH). So dreht das Big Stand-Up-Paddle (SUP) Board eine enge Kurve um eine der Fahrwassertonnen auf dem Kettwiger Stausee. „So funktionieren auch die Rennen auf dem Baldeneysee“, erklärt Kirsten. Die Teams fahren so schnell wie möglich zu einer Boje, umrunden diese und paddeln wieder zurück zum Startpunkt.
Die Kettwiger Brücke ist rege befahren. Autos und Fahrräder sausen auf dem Asphalt über Ruhr. Einige Spaziergängerinnen und Spaziergänger genießen die Sonne und lassen ihren Blick über den Stausee wandern. Unter ihnen liegt ganz unscheinbar das Bootshaus des SVH. Man erkennt es nur durch das leicht von Weinranken und Efeu zugewachsenen blau weißen Schild über der Eingangstür.
Report: SUP-Training des SV Heiligenhaus in Essen Kettwig.
Heiligenhauser Kanu-Abteilung hat ein eigenes Bootshaus in Essen-Kettwig
Unter dem Vereinsheim der Kanu-Abteilung rauscht das grünliche Wasser der Ruhr den Staudamm hinab. Auf einem Pfeiler des Staudamms hockt eine Gruppe von Kormoranen und faulenzt in der Sonne. Bei den hohen Temperaturen bis zu 30 Grad völlig verständlich. Vom anderen Ufer läutet die Kirchenglocke zweimal – 17.30 Uhr. In einer halben Stunde beginnt das SUP-Training auf dem Stausee. Im Bootshaus bereiten Kirsten, Robin und Kai die Boards schonmal vor. Die SUPs sehen ein bisschen aus wie aufblasbare Surfbretter, nur deutlich dicker. Für das heutige Training pumpen die Übungsleiterinnen und Übungsleiter vier einzelne SUPs und ein Big Sup, auf dem mehrere Leute stehen können, mit bis zu einem Bar Luftdruck auf.
Endlich geht es aufs Wasser. Zuerst knie ich mich auf das aufgeblasene Brett. Die ersten Paddelversuche sind noch zaghaft. Bei jeder Bewegung wackelt es. Kirsten zeigt mir, wie man auf den SUPs aufsteht. Heißen ja nicht umsonst Stand-Up-Paddle. Von den Knien geht es in den Vierfüßler-Stand, die Füße mittig auf dem Board. Und dann einfach aufstehen. „Gepaddelt wird von der Spitze des SUPs bis auf die Höhe der Füße. Wenn du den Paddelschlag weiterziehst, bringt das nichts“, sagt Kirsten.
Vom Einzel-SUP auf das richtige Große geht es nach einer Weile
Während ich versuche, ihre Tipps umzusetzen, merke ich, wie alle Muskeln vom Fuß bis hin zum Nacken helfen, mein Gleichgewicht zu halten. Jede Miniwelle lässt das SUP schaukeln und meine Zehen krallen sich in das Gummi. Nach einiger Zeit merke ich die Wärme der Sonne und ich kann mich endlich auf etwas anderes konzentrieren, als nicht in die Ruhr zu plumpsen. Einmal in Fahrt ziehen Seerosenblätter über und Algen unter Wasser an mir vorbei.
Auf dem Stausee ist ganz schön was los. Viele Tretboote dümpeln über den Fluss. Einige Wildgänse und ein Schwanenpaar mit zwei Küken suchen nach etwas Fressbarem. Ruderer schneiden durch die Wasseroberfläche und auch andere Stand-Up-Paddler sind unterwegs. „Hi“, grüßt mich einer. Unter Paddlern scheint man sich zu grüßen. Inzwischen habe ich das Big SUP eingeholt. Robin steht paddelnd ganz hinten auf dem Board und singt scherzhaft „La donna è mobile“, während die restlichen fünf Paddelnden eine Pause machen. Und auch, wenn mir Kirsten erklärt hat, dass die Technik von Paddlern eine ganz andere ist als von den Gondolieri, denke ich mir: „Es hat schon ein bisschen was von Venedig“.
Wie man beim SUP-Training mitmachen kann
Die Teilnahme beim Suppen läuft beim Sportverein Heiligenhaus (SVH) über die Sportscard. Diese kostet einmalig 55 Euro. Damit kann man zehnmal in Einzelkursen im ganzen Verein aktiv werden.
Ein SUP-Training inklusive Material und Trainerin / Trainer kostet allerdings zwei Einheiten.
Das Suppen findet jeden Mittwoch am Bootshaus in Kettwig vor der Brücke (Zur Alten Fähre) ab 18 Uhr statt und dauert circa zwei Stunden. Eine vorherige Anmeldung unter kanu@sv-heiligenhaus.de ist wichtig, damit genügend Übungsleiter zur Verfügung stehen.
Nachdem ich das Einzel-SUP nun amateurhaft beherrsche und von Robin auch den Bogenschlag gelernt habe, darf ich auf das Big SUP. Der Bogenschlag ist eine Paddeltechnik, bei der man das Stechpaddel in einem großen Bogen auf einer Seite des Boards entlangzieht. Dadurch kann man deutlich schneller manövrieren und engere Kurven fahren. Robin hat nun schon mehrfach meine Taufe angesprochen. „Beim ersten Mal suppen muss man ins Wasser fallen“, sagt er und tut so, als würde er mich ins Wasser schubsen. So paddeln wir in Richtung untergehender Sonne.
Bevor wir zurück am Bootshaus sind, heißt es T-Shirt aus und rein ins kühle Nass. Eine notwendige Erfrischung nach diesem anstrengenden und heißen Training. Und meine Taufe habe ich somit auch hinter mir. Das Wasser der Ruhr ist auch vollkommen unbedenklich. Der Kanu-Verein bekommt regelmäßig Informationen über die Wasserqualität des Gewässers.