Heiligenhaus. Auch die Heiligenhauser Tanzschule Heigl kann keinen Präsenzunterricht mehr geben. Wie die Schüler dennoch weiterhin das Tanzbein schwingen.

Um 18.54 Uhr macht es zum ersten Mal „Ping“ auf dem Computer von Tanzschulinhaber Jürgen Heigl – das erste Teilnehmerpaar möchte sich für die Online-Technikstunde in Standard/Latein am Donnerstagabend einloggen. Kurz nacheinander folgen dann sechs weitere Paare, die riesengroße Leinwand füllt sich mit Live-Bildern aus den heimischen Wohnzimmern der Tänzerinnen und Tänzer. „Schon im ersten Lockdown haben wir mit dem Online-Angebot begonnen, im November 2020 ging es dann weiter“, erzählt Heigl.

Jürgen Heigl schaut ganz genau hin, wie seine Schüler in ihren Wohnzimmern tanzen.
Jürgen Heigl schaut ganz genau hin, wie seine Schüler in ihren Wohnzimmern tanzen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

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240 Stunden Online-Tanzunterricht sind insgesamt schon zusammengekommen, wobei „Tanzunterricht“ eigentlich zu kurz gefasst ist, denn auch Fitnesskurse und Yogastunden finden statt. „Das Angebot kommt gut an, unsere Kunden sind dankbar und wir haben die Chance, miteinander in Kontakt zu bleiben“, sagen Heigl und Mara Richter. Zu Anfang der Pandemie hatten sie ein Sicherheitskonzept erarbeitet, die Kurse wurden aufgeteilt, es gab einzelne, abgetrennte Bereiche für alle. Dann der erneute Lockdown.

Fitness für die ganze Familie

Richter hat gerade ihre Fitnessstunde beendet, „gerade die Sportstunden werden gut angenommen. Unser Tanzschul-Motto ist ja „We are family“ (wir sind eine Familie), deswegen dürfen auch alle Familienmitglieder an den Fitnesskursen teilnehmen, nicht nur diejenigen, die kämen, wenn wir vor Ort Sport machen könnten.“ Zwischen 30 und 50 Prozent der Kursteilnehmer machen online mit, schätzen Heigl und Richter, einige davon nutzen sogar die Chance, ganz neue Kurse auszuprobieren. „Uns trifft die Pandemie natürlich auch hart, es ist eine finanzielle und mentale Belastung, aber auch die Chance, unseren Tänzern Zuversicht zu geben“, sind sich die beiden einig. Dann startet Jürgen Heigl mit der heutigen Technikstunde, zum Aufwärmen wird in allen Wohnzimmern zu „Bésame mucho“ Rumba getanzt.

Tanzlehrer korrigiert ganz genau

Keine einfache Zeit sei es für die Tanzschule, aber Jürgen Heigl lässt sich einiges einfallen, um seine Schüler zu motivieren.
Keine einfache Zeit sei es für die Tanzschule, aber Jürgen Heigl lässt sich einiges einfallen, um seine Schüler zu motivieren. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Hier blickt man auf einen Kamin, dort läuft ein Hund durchs Bild – sehr persönlich sind diese Einblicke. Dann geht es um die Fußstellung, „immer schön auswärts gedreht wollen wir die Füße haben“ erklärt Heigl und bittet um eine Abfolge an Schritten: „Erst den Grundschritt, dann Fan und Hockeystick. Meine Lieben, los geht es, Ihr tanzt und ich zähle“. Und sie tanzen, vorbei an Sofas und Esstischen, unter den strengen Blicken des Tanzlehrers. „Ja, ich korrigiere wohl schon strenger. Man sieht viel, viel mehr, hat auch individuell mehr Zeit.“

Deswegen müssen die Paare auch mal etwas wiederholen, die Damen sich später drehen, die Herren ihre Armhaltung ändern. Und Jürgen Heigl macht auf dem Parkett in der Tanzschule vor, was gefordert ist. Spaß haben sie definitiv alle: „Es macht Spaß, am Feintuning zu arbeiten, aber wir lernen auch neue Schrittfolgen. Das ist auch im kleinen Wohnzimmer möglich“, sagt Teilnehmerin Silke Schulz-Thielemann.

Dem einen gefällt es online, dem anderen fehlt die Gesellschaft

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Und wem der Sinn nach Unterhaltung steht, der kann an einer der Motto-Tanzpartys teilnehmen, die auch schon wiederholt stattgefunden haben. „80er Jahre, eine Party zum Valentinstag“, zählt Mara Richter auf und sie und Jürgen Heigl freuen sich, dass diese Partys für viele ein Wochenhighlight sind. Die Teilnehmer zögen sich extra schick an, auf den Wohnzimmertischen fänden sich dann Wein und Snacks, auch Zeit zum Plaudern ist zwischen den Tänzen eingeplant.

Ganz schön leer ist es derzeit im Tanzstudio selber.
Ganz schön leer ist es derzeit im Tanzstudio selber. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Der Abend war gelungen, wir sind beim Tanzen tatsächlich ins Schwitzen gekommen und es hat viel funktioniert“, berichten Joachim Schmidt und Gudrun Gkotses von ihrer Teilnahme an der Tanzparty, „was natürlich gefehlt hat, war der persönliche Kontakt.“ Der aktuelle Tanzkurs der beiden ist beendet, uneinig sind sich die Beiden noch über ihre tänzerische, virtuelle Zukunft: „Ich möchte lieber warten, bis man wieder in die Tanzschulen kann, um die Gemeinschaft zu erleben“, sagt Joachim Schmidt, seine Lebensgefährtin würde auch online weitertanzen: „Ich möchte gerne dabei bleiben, auch weil Jürgen Heigl das so super macht.“ Wie auch immer sie sich entscheiden, das Online-Tanzen geht weiter. Für die Zeit nach den Osterferien sind neue Kurse geplant, ein Blick auf die Homepage lohnt immer.

Weitere Informationen zur Tanzschule

Informationen zur Tanzschule Heigl (Hauptstr. 175) gibt es im Internet auf tanzwelt.de, dort findet sich auch der aktuelle Kursplan. Telefonisch erreichbar sind Jürgen Heigl und Mara Richter unter 02056/570102 (sonntags bis freitags von 15 bis 19 Uhr).

Investiert wurde seitens der Tanzschule in letzter Zeit auch in die Technik, damit das Bild und vor allem der Ton sauber bei den Teilnehmern ankommen.