Heiligenhaus. Langfristige Reiseplanung ist derzeit kaum möglich. Täglich ändern sich die Bestimmungen. Reisebüros behalten dennoch den Durchblick.

Es ist ein Wort mit großen Konsequenzen: Virusvariantengebiet. Portugal ist eins von 16 weltweiten Ländern, die in diese höchste Corona-Risikokategorie eingestuft wurden. Reisen, die dorthin geplant waren, mussten aufgrund der Deltavarianten-Ausbreitung und der damit verbundenen drastischen Einreisebestimmungen storniert werden.

Portugal heruntergestuft

Nun aber, mit Mittwoch, 7. Juli, ändert sich das schlagartig. Die Regierung stuft Portugal, Großbritannien und Nordirland, Russland, Indien und Nepal zum Hochinzidenzgebiet zurück. „Und ärgert das sehr“, sagt Zornitza Kampmann, Mitinhaberin des Reisebüros im Rathauscenter Heiligenhaus, „und die Kunden, deren Reisen erst vor wenigen Tagen storniert wurden, umso mehr. An den Zahlen hat sich nicht wirklich was geändert, nur an der Begrifflichkeit. Planbar ist derzeit gar nicht im Reisesegment. Ich sage meinen Kunden immer wieder `Jede Aussage ist die Vorletzte`“.

Fast nur noch Last minute-Buchungen

Zornitza Kampmann (links) und Annette Schröder sind Inhaberinnen des Heiligenhauser Reisebüro im Rathaus-Center und kennen sich mit den täglich wechselnden Bestimmungen bestens aus.
Zornitza Kampmann (links) und Annette Schröder sind Inhaberinnen des Heiligenhauser Reisebüro im Rathaus-Center und kennen sich mit den täglich wechselnden Bestimmungen bestens aus. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Daher wundert es auch nur wenig, dass derzeit fast nur noch Last minute gebucht wird. „Normalerweise buchen die Menschen oft schon Monate vorher, das fällt wegen der permanenten Unsicherheiten weg“, weiß Kampmann, meint aber, dass trotzdem niemand auf Urlaub verzichten muss und man sich die Inzidenzzahlen genau anschauen sollte. „Wenn man mal das Festland Spanien nimmt, da ist die Gesamtinzidenz mit 100 hoch. Tatsache aber ist, dass vor allem Barcelona und Madrid betroffen sind, kleine touristische Regionen dagegen kaum“.

Hotelanlagen mit sehr guten Hygienekonzepten

Italien, Griechenland, die spanischen Balearen und Kanaren, all diese Reiseziele könnten nach aktuellem Stand durchaus empfohlen werden, zumindest dann, wenn man nicht gerade die epidemischen Zentren – und das sind meistens die Partymeilen – besuchen möchte. „Wir wissen, dass sich die Hotels in den beliebten Regionen großartige Hygienekonzepte erarbeitet haben“, weiß die Expertin, „eine Richtlinie besagt, dass die Unterkünfte nur bis zu 70 Prozent belegt sein dürfen, um zu viele Menschen auf engem Raum zu vermeiden. Dazu ist es mittlerweile Standard, dass das Essen an den Tisch gebracht wird und nicht mehr direkt vom Buffet genommen werden kann.“ Viele Anlagen würden auf regelmäßiges Temperaturmessen bestehen, die Zimmer würden mit speziellen Desinfektionsmitteln gereinigt.“

Kreuzfahrten empfehlenswert

Kreuzfahrten sind derzeit eine gute Alternative zu Urlaubsreisen  an überfüllte Badestrände..
Kreuzfahrten sind derzeit eine gute Alternative zu Urlaubsreisen an überfüllte Badestrände.. © dpa | Christian Charisius

Als besonders sicher gelten derzeit Schiffsreisen, weiß die Reiseverkehrskauffrau. „Man ist mit einer begrenzten Anzahl an getesteten, geimpften oder genesenen Menschen unter eine Art Glocke und hat wenig Kontakt zu weiteren Personen beziehungsweise hat nur Landgang in Ländern mit niedrigen Inzidenzen. Und teurer als normale Urlaubsreisen sind Kreuzfahrten auch nicht unbedingt – teils sogar günstiger.“ Ein Beispiel hat die Reisebüro-Inhaberin direkt parat. „Eine einwöchige Reise mit der Aida auf der Nordsee mit Landgang in Schweden und Norwegen kostet vom 10. bis zum 18. Juli 699 Euro pro Person.“

Kroatien optimal für Campingurlaub

Sehr gerne empfiehlt Zornitza Kampmann auch die osteuropäischen Reiseländer Bulgarien und Kroatien. „Kroatien eignet sich hervorragend für einen Campingurlaub oder einen Aufenthalt in einer Ferienwohnung oder auch für einen Urlaub auf einem Boot, das man dort mieten kann. Man hat wirklich eine wunderschöne Steilküste mit unglaublich glasklarem Wasser. Ein tolles Land für Familienurlaub..“

Viele Fernreisen tabu

Bulgarien habe an der Schwarzmeer-Küste über 300 Kilometer feinsten Sandstrand. Während der 3,5 Kilometer lange Goldstrand häufig als „Neuer Ballermann am Balkan“ bezeichnet wird, habe sich etwa der Badeort Albena zu einem wahren Familienparadies entwickelt. „Generell gilt sich immer die genauen Zahlen in der Region, in die man Reisen möchte anzuschauen und sich an die Hygienemaßnahmen zu halten - egal wohin es einen zieht“, fasst es die Fachfrau zusammen. „Natürlich gibt es gerade bei den Fernreisen ganz klar Ziele, die derzeit einfach nicht in Frage kommen. Ich selbst war gerade erst in der Dominikanischen Republik, das ist machbar, aber meine Liebe gehört Afrika und darauf muss ich leider in diesen Zeiten verzichten.“