Heiligenhaus. Graue Poller sind schwer für Menschen mit Sehbehinderung zu erkennen. Dabei wäre es ganz einfach, diese Gefahr auch in Heiligenhaus zu mindern.
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Der normale Alltag, er ist für Menschen mit Sehbehinderung auch immer eine Herausforderung. Ein Gang durch die Stadt ist dabei oft gespickt mit vielen Hindernissen, die zur Gefahr werden können. Darauf möchte der Blinden- und Sehbehindertenverein im Kreis Mettmann hinweisen und hat sich eine besondere Aktion einfallen lassen.
Leuchtend rot-weiß geringelte Mützen zieren nun zwei graue Poller am Basildonplatz. Da müssen die Passanten direkt mal genauer hinsehen – und das erhofft sich auch die Vereinsvorsitzende Tamara Ströter: „Selbst als ich noch etwas mehr als jetzt sehen konnte, bin ich damals häufig vor solche Poller gelaufen.“ Und da ist sie nicht die einzige, pflichten ihr Vorstandskollege Axel Rittinghaus und Gudrun Kästner bei, sondern sie teilen auch Brillen aus, mit denen man als Normalsehender nachvollziehen kann, wie schwierig das Sehen mit Grauem Star oder der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) ist. Tatsächlich ist der Poller nicht sichtbar, doch das rot-weiße Mützchen, das nimmt man wahr.
Schaffen von Kontrasten und Taktilen
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Das ist die Hoffnung, die der Verein hat: Durch das Schaffen von Kontrasten könnten Sehbehinderte im Straßenverkehr mehr Wahrnehmen. Und das will auch Michael Krahl, Fachbereichsleiter Straßenbau, erreichen: „Seit dem Umbau der Hauptstraße achten wir verstärkt auf Barrierefreiheit“, berichtet er. 300 bis 400 Poller seien seitdem aus dem Stadtgebiet verschwunden, um den Fußgängern mehr Platz zu lassen – was aber auch dazu führe, dass manche Autofahrer mal eben anhalten würden. Auch gebe es mehr Taktile, Noppenpflaster, anhand derer sich Blinde und Sehbehinderte mit ihren Stöcken orientieren können.
Michael Krahl findet die Aktion des Vereins toll, „von meiner Seite erhalten die Mützen auch ihre Dauergenehmigung“, berichtet er freudig und mit Reflektorband bewaffnet. Einige Poller, wie an der Feuerwehrzufahrt zum Hotel Neues Pastorat, wolle er noch markieren, ist auch dankbar über Hinweise, wo es noch Nachbesserungen geben sollte. Auch habe die Stadt zum Beispiel bei den neuen Pollern am Übergang zwischen Rathaus und Forum Hitzbleck darauf gedacht, dass diese mit Reflektoren ausgestattet sind haben. Nur bei der Kritik, dass der Verkehr auf der Hauptstraße zugenommen habe, kann er kontern: Wie vor drei Jahren gebe es hier einen Tagesdurchschnittswert von 3.500 Autos – 20.000 seien es noch vor Umbau der Hauptstraße gewesen.
Mehr Rücksicht auf Blinde und Sehbehinderte nehmen
Einen Wunsch hat der Verein noch: Mehr Rücksichtnahme von anderen Passanten. „Es passiert oft, dass ich stehen bleibe, aber jemand anderes quasi in mich hineinläuft, weil er mit seinem Handy beschäftigt ist oder einfach nicht drauf achtet, dass wir womöglich nicht ausweichen können“, berichtet Axel Rittinghaus vom Vereinsvorstand. Das bestätigt auch Tamara Ströter: „Viele erkennen den Blindenstock nicht als solches.“ Übrigens: Gestrickt hat die Mützen Vereinsmitglied Gudrun Kästner selber: „Schauen Sie also nicht so genau hin, ob die Maschen auch richtig fallen“, sagt sie lachend.