Heiligenhaus. Der Wohnraum wird in der Region Rhein-Ruhr immer knapper. Das hat auch Auswirkungen auf Heiligenhaus: Auch hier steigt der Quadratmeterpreis.
Wer in Heiligenhaus eine Immobilie erwerben will, der muss immer tiefer in die Tasche greifen: Das geht aus dem aktuellen Grundstücksmarktbericht NRW (Boris) hervor. Den veröffentlichte das Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen zu Jahresende – und zeigt vor allem, dass sich Heiligenhaus immer mehr den umliegenden Städten annähert. Ein Quadratmeter Bauland kostet hier mittlerweile zwischen 280 und 380 Euro.
Für ganz NRW zeigt sich eins, teilt das Innenministerium mit: Die Preise steigen, Bauland ist teuer wie nie – dieser Trend sei in der Pandemie erneut verstärkt worden. Während der Erwerb privaten Eigentums nach wie vor stark gefragt sei, sei in der Pandemie jedoch ein besonders starker Kaufrückgang bei Büro-, Verwaltungs- und Geschäftsimmobilien zu verzeichnen gewesen. Ob diese Entwicklung langfristig andauern werde, sei nach Einschätzung des Oberen Gutachterausschusses davon abhängig, ob Homeoffice und mobiles Arbeiten auch nach Pandemieende bestehen bleibe.
Heiligenhaus: Preise steigen in allen Stadtteilen
Die Preise für unbebaute Baugrundstücke stiegen im Schnitt landesweit um neun Prozent und erreichten ein neues Hoch: Noch nie sei Bauland so teuer gewesen wie 2020. Der Quadratmeterpreis für unbebautes Bauland sei in Düsseldorf landesweit am teuersten. In mittleren Wohnlagen liegt der Preis für Bauland in der Landeshauptstadt bei 1000 Euro pro Quadratmeter. 2017 hatte der Quadratmeter noch 740 Euro gekostet. Beim Wohnungseigentum sind Düsseldorf und Meerbusch mit durchschnittlich 5.910 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche am teuersten.
Billig kaufen oder bauen in Heiligenhaus, das gehört definitiv mittlerweile zur Geschichte; das weiß auch Eva Lupprian von der Stadt- und Bodenentwicklungsgesellschaft (SBEG): „Wir haben uns auch den jährlichen Bericht angeschaut, Boris ist immer ein gutes Werkzeug“, so die Fachfrau. Sie erklärt jedoch: Boris ermittelt die Preise anhand der tatsächlichen Verkäufe; ist es in einer Siedlung nicht zu vielen Verkäufen gekommen, liegt der Preis natürlich unter dem tatsächlichen Wert. Doch dass alles teurer wird, das erleben sie in den letzten Jahren bei der tagtäglichen Arbeit: „Die Nachfrage ist in allen Bereichen gestiegen in Heiligenhaus, aber das Angebot ist knapp – dann wird es natürlich teurer.“ 800 Anfragen habe es bereits bei der SBEG für Bauland gegeben.
Baulandentwicklung in Heiligenhaus
Der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein ergänzt: „Wir haben durch den Boris keine wirklich neuen Erkenntnisse gewinnen können. Das man hier Bauland für kaum noch unter 300 Euro bekommt, das sehen wir schon eine Weile. Das Thema Wohnraumbedarfsanalyse ist bei uns ja schon länger auf dem Tisch, wir müssen da was gegensteuern, Flächen entwickeln und Wohnraum schaffen.“ Und das für alle Segmente, ob dem sozialen Wohnungsbau und dem höherpreisigen – jüngst hatte der Rat mögliche Bebauungsgrundstücke beschlossen.
Doch Sauerwein betont: Auch wenn in Heiligenhaus das Bauland teurer werde, „wir werden nicht utopische Preise verlangen, auch wenn wir das vielleicht könnten. Uns geht es nicht darum, Grundstücke meistbietend zu veräußern, sondern eine gewisse Entwicklung strategisch zu begleiten, die die Stadt für die Zukunft aufstellt.“ Jetzt einfach Preise wie in Ratingen oder Düsseldorf zu veranschlagen hält Sauerwein für falsch; beliebig hohe Mieten wie in den Nachbarstädten wären in Heiligenhaus schwierig. Bedenken müsse man auch, bei allen möglichen anstehenden Projekten, das sämtliche Baukosten gestiegen seien, „und somit auch die Erschließungskosten.“
Generationenwechsel in vielen Stadtteilen
Am Teuersten in Heiligenhaus wird der Bereich zwischen Rathaus und Altes Pastorat mit 530 Euro pro Quadratmeter angegeben. Wie sehr sich die Preise insgesamt verändert haben, spüren auch viele Heiligenhauser: Einige Generationenwechsel haben in einigen Siedlungen, wie Wassermangel, Heide oder den Ilpen, bereits stattgefunden. „Ich kann mich gut dran erinnern, wie lange die Nachbarn versucht haben, ihr Haus zu verkaufen und am Ende mit 120.000 Euro froh waren, es loszuwerden, das war so vor 10, 15 Jahren“, berichtet eine Anwohnerin in der Oberilp.
2011 kostete hier der Quadratmeter noch rund 185 Euro, gestiegen ist er auf 260 (Quelle: Boris). Mittlerweile fischt sie regelmäßig Schreiben aus dem Briefkasten, in denen junge Familien freundlich anfragen, ob sie das Haus nicht verkaufen wolle, „da sind mir schon über 300.000 Euro angeboten worden.“ Doch noch wolle sie im Eigenheim bleiben, „so lange es geht, denn man findet ja derzeit auch keine wirklichen Alternativen in der Gegend.“ Doch daran arbeitet die Stadt, versichern Lupprian und Sauerwein.
>>> Das ist der Grundstücksmarktbericht
Der Grundstücksmarktbericht wird erstellt vom Oberen Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Land Nordrhein-Westfalen. Dieser ist das überregionale Gremium in der amtlichen Grundstückswertermittlung und hat unter anderem die Aufgabe, Auswertungen und Analysen des Grundstücksgeschehens zu erstellen, um zu einer landesweiten Grundstücksmarkttransparenz beizutragen.
Der Grundstücksmarktbericht NRW sowie die dem Bericht zugrundeliegenden Grundstücksmarktdaten NRW können im Internet unter www.boris.nrw kostenlos heruntergeladen werden.