Heiligenhaus.. Mit Graffiti wurden die Brückeninnenseiten an der Abtskücher Straße gestaltet. Vom Kreis kamen finanzielle Mittel, über das Jugendamt jugendliche Künstler.
Auf dem Bürgersteig an der Abtskücher Straße stehen in Pappkartons lauter leere Dosen. Kein Wunder, die rechteckige Fläche an der Innenseite des Brückenkopfes ist ja auch nicht gerade klein. Während oben drüber die Radfahrer über den Panoramaradweg düsen, haben es die jungen Künstler unten drunter gar nicht so eilig. Mit ruhiger Hand sprühen sie die Farbe auf den Untergrund, so vervollständigt sich das Graffito mit den drei Museen in der Abtsküche nach und nach. Die Stadt wird mal wieder ein Stückchen schöner.
Dieses Ziel haben sich Henrik Schulze Neuhoff vom städtischen Kulturamt und Dr. Barbara Bußkamp, Abteilungsleiterin Kultur beim Kreisamt, gesetzt: Aus Mettmann kamen 1000 Euro für die Spraydosen und als kleine Aufwandsentschädigung für den Künstler Javier Landa-Blanco, der die sieben Jugendlichen bei der Aktion angelernt und betreut hat. „Wir hoffen, dass das die Schmierer davon abhält, sich hier zu verewigen“, sagt Bußkamp, nachdem ein Bürger das Kreisamt als Bauherrn der Brücke darauf hingewiesen hat, dass die Brückeninnenseite bereits beschmutzt worden sei. Mit der Stadt wurde dann der Plan erstellt, die Fläche künstlerisch zu gestalten. Von Seiten des Kulturbüros habe Schulze Neuhoff zwar nicht so viel mit Graffiti zu tun, „aber ich finde es gut. Es ist ja ein komplett gestaltetes Bild.“
Die Nachwuchskünstler hat dann Giuseppina Cagna besorgt: Unter Federführung der Jugendamtsmitarbeiterin wurde neulich ja auch schon der BMX-Parcours bunt gestaltet. „Das sind alles Motive, die für Heiligenhaus stehen“, glaubt sie, dass sich Autofahrer, die nun unter der Brücke hindurch fahren, an der neuen Gestaltung erfreuen werden. Moritz Wilkowski hat durch seine Freunde von der Aktion erfahren. „Die haben mich dann mitgenommen“, erzählt der 16-Jährige, „es ist ein bisschen schwierig, aber geil.“ Aylin Behringer kann sich sogar vorstellen, das mal beruflich zu machen. „Ich denke schon öfter mal daran“, sagt die 18-Jährige, nachdem sie die Atemschutzmaske vom Mund genommen hat, „ich habe aber schon eine Ausbildung; und so was macht man ja nicht von heute auf morgen. Mal sehen, vielleicht kann ich das später ausbauen als Nebenberuf.“
Mehr als reiner Zeitvertreib
Denn bei der Graffitikunst handelt es sich nicht bloß um reinen Zeitvertreib. Javier Landa-Blanco, der in Pamplona lebt und für derartige Kunstobjekte – egal, ob ihn Privatleute und Unternehmen engagieren oder er damit soziale Arbeit unterstützt – immer wieder nach Deutschland kommt, will den Nachwuchskünstlern auch etwas vermitteln: „Das funktioniert gut in Heiligenhaus, mit diesem vierten Workshop haben wir schon mehr als 20 Jugendliche erreicht.“ Bevor diese zur Spraydose greifen, erklärt Landa-Blanco erstmal genau, was zu tun ist. „Viele halten das erste Mal eine Spraydose in der Hand. Das ist dann natürlich eine Herausforderung. Andererseits ist es für die Stadt aber auch Dekoration und sollte schon professionell aussehen.“ Dieses Vorhaben ist gelungen – wer sich davon überzeugen möchte, muss nur einmal unter der Radbrücke an der Abtskücher Straße durchfahren.