Heiligenhaus.. 1938 fielen auch in Heiligenhaus jüdische Mitbürger der Pogromnacht zum Opfer. Zeitzeugin Ruth Ortlinghaus erinnert an bewegende Schicksale.
Geschichte kann sich wiederholen, besagt ein bekannter Spruch. Doch das, was in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch in Heiligenhaus geschah, soll nie wieder geschehen. Die Heiligenhauserin Ruth Ortlinghaus erinnert daher mahnend an die Reichskristallnacht.
Auf Betreiben der Nationalsozialisten wurden damals in vielen Städten Deutschlands jüdische Mitbürger ermordet, verhaftet oder vertrieben, ihre Wohnungen und Synagogen verwüstet oder in Brand gesteckt. „So etwas darf nie wieder passieren“, sagt Ruth Ortlinghaus mit Nachdruck.
Juden flohen in Großstädte
Sie selbst ist Zeitzeugin, lebte 1938 als Kind im Remscheid. Gut erinnert sie sich, wie ihr Vater nach den Novemberpogromen um befreundete Juden trauerte, die alles verloren hatten. „Ich habe ihn damals einmal weinen sehen. Danach nie wieder“, berichtet Ortlinghaus.
Die Reichskristallnacht in Heiligenhaus hat sie Jahre später historisch aufgearbeitet. Vorher seien die Juden gut ins städtische Leben integriert gewesen, das sei dann umgeschlagen, sagt Ortlinghaus- „Heiligenhaus hat sich schnell den Nationalsozialisten zugewendet.“ Zur Zeit der Pogrome lebten 24 Juden in der Stadt, manche flohen danach in die Anonymität der Großstädte. Vielen seien später in Konzentrationslagern ermordet worden, berichtet Ortlinghaus.
In der Ruhr ertrunken
Doch schon im November 1938 mussten die Heiligenhauser Juden Schlimmes erleiden. „Das Sanitärgeschäft der Eheleute Karl und Rosa Aron an der Hauptstraße wurde von einem Trupp der SA vollständig verwüstet“, schildert Ortlinghaus die schrecklichen Ereignisse. Das Ehepaar selbst sei geflüchtet und Tage später ertrunken in der Ruhr gefunden worden. Der Geschichtsverein geht von Mord und nicht von Selbstmord aus, weil beide aneinander gefesselt gewesen seien. Karl und Rosa Aron sind auf dem Jüdischen Friedhof am Görscheider Weg begraben.
Bekannt ist auch die Geschichte der Familie Jacobs. Artur Jacobs wurde bereits 1938 ins Konzentrationslager Dachau gebracht und 1942 ermordet. Er hatte drei Kinder mit der Katholikin Maria Braunfeld: Helene, Klaus und Luise waren getauft, galten aber als Halbjuden. Nach den Pogromen schickte die Mutter sie 1939 in ein holländisches Kloster, wo sie die NS-Zeit überlebten. Luise Jacobs übergab Ruth Ortlinghaus Jahrzehnte später zahlreiche Dokumente für ihre Recherche.
Durch die Arbeit des Geschichtsvereins und vier Stolpersteine in der Stadt (drei an der Hauptstraße, einer am Südring) wird die Erinnerung an die jüdischen Mitbürger in Heiligenhaus und an das, was ihnen widerfuhr, aufrecht erhalten.
Filme erinnern an die Judenverfolgung
Um mahnend an die Zeit des Nationalsozialismus zu erinnern, wird am Donnerstag, 10. November, ab 20 Uhr im Club der Film „Schindlers Liste“ gezeigt. Der Eintritt ist kostenlos.
Am Mittwoch, 16. November, zeigt der Ludgerustreff mit dem Stadtmarketing Arbeitskreis Kultur und Gesellschaft den Film „Heil Heiligenhaus“. Beginn ist ab 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Anmeldung bei Ingrid Niering, 02056/21189, oder per E-Mail: ludgerustreff@gmx.de.