Heiligenhaus. Wenn Jugendliche straffällig werden, lässt sich das Heiligenhauser Jugendamt gerne mal was kreatives einfallen. Dieses Mal wurde es handwerklich.

Sozialstunden sind ein gerne für junge Straffällige gewähltes Strafmaß, da sie die Jugendlichen zum Umdenken anregen und nicht nur plump für ihre Taten bestrafen sollen. In Heiligenhaus werden die straffällig gewordenen Jugendlichen von Melanie Rohde, Mitarbeiterin aus dem Fachbereich Jugendhilfe im Strafverfahren betreut und in der Regel an Organisationen wie das Rote Kreuz oder die Caritas vermittelt. Doch gerne darf es in Heiligenhaus auch mal kreativ werden.

Wer Mist baut, der muss der Gesellschaft in Form von Sozialstunden etwas zurückgeben. In Organisationen werden sie dann tageweise eingesetzt, um Gutes zu tun und von den Verantwortlichen vor Ort betreut. Melanie Rohde hat natürlich in Gesprächen mit den Verantwortlichen und mit den Jugendlichen die Möglichkeit, einen Überblick über deren Arbeit zu bekommen, einen direkten Einblick hat sie jedoch nicht.

Kreatives erschaffen und dabei nachdenken

Beim Verschönern packen alle freiwillig mit an.
Beim Verschönern packen alle freiwillig mit an. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Gut bewährt hatte sich in den letzten Jahren ein Graffiti-Projekt in den Sommerferien mit einem spanischen Künstler; dass die Kinder und Jugendliche etwas eigenes Erschaffen und Verschönern war ein weiterer Lehreffekt. In einem Pilotprojekt, das am Freitag startete, haben nun drei von den Jugendlichen, die Sozialstunden abbauen müssen, nun damit begonnen, die Holzspielgeräte am Spielplatz Hiddensee im Wohngebiet Selbeck zu verschönern. Dabei schleifen sie die Geräte ab, reinigen sie und behandeln sie mit einer speziellen Holzschutzlasur. Das Ziel: eine langfristige Aufwertung des Spielplatzes durch eine Steigerung der Robustheit und Wetterfestigkeit des Holzes.

Erst wird das Holz abgeschliffen, bevor neue Farbe aufgetragen wird.
Erst wird das Holz abgeschliffen, bevor neue Farbe aufgetragen wird. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Torsten Kaminski, Leiter des Fachbereichs Jugend, freut sich über den Projektauftakt: „Die Idee kam uns im letzten Jahr, als wir alle Spielplätze abgefahren sind und gesehen haben, wie angegriffen das Holz an vielen Orten schon ist. Das jetzt in einem solchen Rahmen angehen zu können, ist für alle Seiten eine Win-Win-Situation.“ Melanie Rohde freut sich besonders über die direkte Zusammenarbeit mit den Jugendlichen: „Für mich ist es großartig, hautnah dabei sein zu können. So kann ich noch mal ganz anders pädagogisch auf die Heranwachsenden einwirken, mir ein Bild von ihnen machen und mit Rat und Tat zur Seite stehen.“

Alle Spielplätze sollen schön gemacht werden

Das Ziel des Projekts sei es, mit wechselnden „Sozialstündlern“ im nächsten Jahr alle Spielplätze im Stadtgebiet fertig zu haben. Dabei können auch Jugendliche aus Velbert, Wülfrath oder Ratingen eingesetzt werden. Der 18-jährige Ethan arbeitet am Freitag seine ersten Sozialstunden ab und freut sich sehr über die Möglichkeit, an dem Projekt mitwirken zu können: „Ich finde es wirklich super, etwas für Kinder machen zu können – das macht doch jeder gerne. Wir sind bei gutem Wetter an der frischen Luft und machen etwas sinnvolles, das finde ich gut.“

Der nächste Projekt-Tag ist am 5. August geplant und wird nach dem verheißungsvollen Auftakt sehr sicher nicht der letzte in einer nachhaltigen und gut durchdachten Projektreihe sein.

Stadt sucht Maler und Lackierer

Nicht nur straffällig gewordene Jugendliche sind gefragt, um die Heiligenhauser Spielplätze aufzuwerten. Torsten Kaminski und Melanie Rohde hegen den Wunsch, dass sich manch ein pensionierter Maler oder Lackierer tageweise dem Projekt anschließt, um die Jugendlichen anzuleiten und mit seinem Know-How voranzugehen.

Wer Interesse hat, kann sich unter t.kaminski@heiligenhaus.de oder m.rohde@heiligenhaus.de melden und Details klären.