Heiligenhaus. In diesen schweren Zeiten benötigen auch die Heiligenhauser besonders viel Beistand und Halt, oft durch die Kirche. Die muss nun neue Wege gehen.

Mit einer Gemeinde in Kontakt zu bleiben, Seelsorge zu leisten, geistige und geistliche Impulse zu geben – das ist in der momentanen Lage rund um Corona nicht einfach. „Eine extreme Ausnahmesituation“ sei zur Zeit gegeben, berichtet Pfarrerin Kirsten Düsterhöft. Trotzdem oder gerade deswegen haben sie und ihre Kolleginnen sich einiges einfallen lassen.

„Jeden Tag versuche ich mit ein paar Senioren zu telefonieren, um zu hören, wie es ihnen geht. Einige sind super vernetzt, andere aber doch sehr alleine“, erzählt die Theologin. Selbstverständlich ist es den Gemeindegliedern aber auch möglich, aus eigener Initiative Kontakt zu den Pfarrerinnen aufzunehmen. „Außerdem wollen wir allen Senioren jetzt einen Brief schicken, in dem auf die aktuellen Angebote der Gemeinde hingewiesen wird“, informiert Düsterhöft, „jeden Tag verschicke ich zum Beispiel einen Impuls per Email, einen Text, ein Bild, dies alles soll zum Nachdenken anregen.“

Resonanz auf Aktionen ist positiv

Und die Resonanz auf dieses Angebot sei positiv, rund 100 Heiligenhauser machten bereits mit. „Feedback gibt es auch viel, manchmal ein „Danke“, manchmal eine persönliche Geschichte. Ein Bild vom Narzissenband hier in Heiligenhaus hat zum Beispiel eine Familie gefreut, die noch auf einem Kreuzfahrtschiff festsitzt und eine andere, die zur Zeit in Quarantäne ist.“ Ein gesonderter Brief geht zusätzlich an die Bewohner des Altenheims – denn auch dort fallen Gottesdienste aus.

Jeden Abend um 19.30 Uhr werden Kerzen angezündet

Pfarrerin Kirsten Düsterhoft weiß wie schwer es für viele Menschen ist, dass derzeit keine Gottesdienste in gewohnter Weise stattfinden können.
Pfarrerin Kirsten Düsterhoft weiß wie schwer es für viele Menschen ist, dass derzeit keine Gottesdienste in gewohnter Weise stattfinden können. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller


Außerdem ruft die evangelische Gemeinde dazu auf, jeden Abend um 19 Uhr eine Kerze ins Fenster zu stellen, gemeinsam zu beten oder zu singen. Auch im Haus der Kirche brennt dann am Fenster die Osterkerze und um 19.30 Uhr werden die Glocken geläutet als Zeichen dafür, dass niemand allein ist.

Kirchenmusikerin Annerose Niedworok sendet außerdem musikalische Häppchen per Mail an alle Interessierten – kleine Videos, auf denen sie zunächst ein paar Sätze zum ausgewählten Stück sagt und es dann auf der Orgel spielt. So kommt die Orgelmusik aus der Alten Kirche direkt in die Wohnzimmer der Gemeindeglieder.

Trauerfeier findet unter freiem Himmel statt

Schwierig sieht es derzeit bei den Beerdigungen aus. „Bei den Trauerfeiern sind nur Angehörige ersten Grades erlaubt, und auch nicht mehr als zehn“, erklärt Kirsten Düsterhöft. „Da die Trauerhalle nicht benutzt werden darf stehen wir draußen, Orgelspiel und Musik fällt weg. Diese Regulierung ist sehr hart für die Verwandten, es ist aber möglich, dass sie zum Beispiel Musik selber mitbringen.“

Trotzdem versucht die Pfarrerin, „das Möglichste an Individualität herauszuholen“, Gebete und Trauerrede schickt sie zum Weiterleiten an entferntere Verwandte an die Angehörigen. Und im Vorfeld der Beerdigungen bleibt eine Konstante: „Trauergespräche finden trotzdem statt. Entweder im Garten oder mit ein bis zwei Leuten im Haus dort, wo viel Platz ist.“


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