Heiligenhaus. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese postete ein gemeinsames Foto mit Ex-AfDler Marco Schild – und fühlt sich nun hintergangen.
Der Ärger innerhalb der SPD in Heiligenhaus, er lässt nicht nach: Zunächst verloren sie zwei Ratsmitglieder aufgrund von persönlichen Differenzen mit dem Fraktionsvorsitzenden, dann äußerten sich ehemalige Mandatsträger zur innerparteilich schwierigen Situation. Doch nun hat der mögliche Beitritt des ehemaligen AfD-Fraktionsvorsitzenden Marco Schild, der sich zu Beginn der Sommerpause gänzlich und öffentlich von seiner ehemaligen Partei distanziert hatte, zur SPD für hohe Wellen bis nach Berlin gesorgt.
Es ist Wahlkampfzeit – das wurde Samstagabend deutlich. Ausgelöst wurde dies durch einen Post auf Facebook durch die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese. Ein Foto zeigte sie, wie sie zunächst schrieb, beim Pizzaessen mit dem jungen Wahlkampfteam in Velbert; direkt neben ihr: die Heiligenhauser SPD-Ratsfrau Jana Janssen sowie Marco Schild. Wenig später teilt die Heiligenhauser CDU diesen Post und fragte: „Vor wenigen Wochen schwang der junge Herr rechts außen noch die Fahne als Fraktionsvorsitzender der AfD im Rat der Stadt Heiligenhaus. Nun schwingt er offenbar das rote Fähnchen für die amtierende Staatssekretärin und Bundestagskandidatin Kerstin Griese der SPD?“ Ebenfalls verlinkt: SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz.
Griese fühlt sich hintergangen
Griese ist nun stinksauer: „Es war eine Unverschämtheit, dass sich Schild nicht zu erkennen gab und auch, dass er einfach mitgenommen wurde zu dieser Runde“, erklärt sie nun auf WAZ-Nachfrage. Auch löschte sie ihren Post und stellte öffentlich unter dem CDU-Posting klar: „Ich wusste nicht, dass der Teilnehmer dieser offenen Runde das ehemalige AfD-Mitglied ist. Er war nicht eingeladen. Ich bin, wie auch mein Kreisvorstand, der Ansicht, dass er nicht Mitglied der SPD werden kann und fühle mich hintergangen.“ Ausdrücklich wolle sie betonen, dass sie nicht gewusst habe, wer er sei und dass der junge Mann sich auch nicht mit Nachnamen vorgestellt habe: „Er steht in keinem Zusammenhang zu meiner Arbeit und ich distanziere mich ausdrücklich von ihm.“
Schild selber hatte zuletzt keinen Hehl daraus gemacht, dass er sich ein künftiges Engagement in der SPD vorstellen könnte, unter anderem auch im WAZ-Interview. Er betonte die inhaltliche Nähe und seine eher linke politische Grundeinstellung. Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Ingmar Janssen sprach positiv blickend in Richtung Zukunft davon, dass Schild sich ja von der AfD absolut distanziert und nun eine Chance verdient hätte. Alles weitere wolle man abwarten.
Schild bedauert das Missverständnis
Doch dann ging alles recht flott; Schild trat der SPD bei, die örtliche SPD nahm ihn auf. „Es haben aber dann doch einige Beschwerde eingereicht, weshalb die Kreis-SPD meinen Beitritt nicht bestätigte“, berichtet Marco Schild. Das betont auch Griese: „Die SPD hat da eine sehr klare Position im Kreis. Ich habe mich sehr dafür eingesetzt, denn man kann nicht einfach von der AfD zur SPD wechseln.“ Sie habe sich, seitdem sie sich in der Politik engagiere, gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus eingesetzt, „das Allerletzte, was man mir unterstellen kann, ist eine Nähe zur AfD.“
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Schild zeigt Verständnis für die Reaktion der Bundestagsabgeordneten: „Ich möchte mich auch entschuldigen, dass ich mich nicht vorgestellt habe, aber ich wollte mich wirklich in der SPD einbringen. Ich muss jetzt einsehen, dass es zu früh war und der Zeitpunkt im Wahlkampf sicher ungünstig.“ Er wolle nun abwarten, was passiert und überlegen, ob er Einspruch einlegt gegen die Entscheidung, ihn nicht aufzunehmen in der SPD. „Ich kann verstehen, dass mir Leute skeptisch gegenüber sind, aber nur weil ich einmal Mitglied in der AfD war, finde ich, gibt es keinem das Recht, mich einfach abzustempeln.“
Was ist mit der CDU?
Er frage sich, wie man andere dazu motivieren wolle, diesen Schritt ebenfalls zu gehen. Vor allem ärgere Schild sich auch über das Verhalten der Christdemokraten: „Die CDU heuchelt gerade auf höchstem Niveau, denn der Fraktionsvorsitzende hat mir mehrfach die Hand gereicht und die inhaltliche Nähe betont.“ Das dementiert Ralf Herre: „Wir haben ihm kein Angebot gemacht, nur ein Gespräch geführt, was ihn zum AfD-Austritt bewegt hat.“