Heiligenhaus.. Gesamtschule Heiligenhaus und Arbeitskreis Handwerk besiegeln Lernpartnerschaft. Neuntklässler sollen in Technik, Mathe und Physik in die Praxis reinschnuppern.


Das Handwerk zu den Schülern und die Schüler zum Handwerk bringen soll eine neue Lernpartnerschaft: Am Donnerstag besiegelten die Gesamtschule und der Arbeitskreis (AK) Handwerk des Stadtmarketings ihre Zusammenarbeit mit einem Vertrag. In den Fächern Technik, Mathematik und Physik sollen Neuntklässler in Zukunft neben dem Kopf auch die Hände benutzen, unter der Anleitung von Praktikern. Davon sollen beide Seiten profitieren: Die Schüler können in Berufe hineinschnuppern, die Handwerker Nachwuchskräfte gewinnen.

Berufsorientierung

Zwölf Betriebe vom Maler über den Dachdecker bis zum Inneneinrichter wollen ihr Handwerkszeug an die Gesamtschüler weitergeben, um das „Projekt Hausbau – von der Planung bis zur Fertigstellung“ gemeinsam umzusetzen. Die Lernpartnerschaft setzt gezielt in der 9. Klasse an: Es ist das Berufsorientierungsjahr an der Gesamtschule. Über das Austüfteln von Hebelgesetzen und Fensteraufmaß sollen besonders jene Teenager handwerkliche Berufe aus erster Hand kennenlernen, die ihre Schullaufbahn nicht um die Oberstufe verlängern wollen. Ihr Ziel für die Lernpartnerschaft formuliert Gesamtschulleiterin Gabriele Arnsmann so: „Die Heiligenhauser Unternehmen sollen das Potenzial der Schüler kennenlernen. Die Schüler sollen Perspektiven über die schulische Laufbahn hinaus frühzeitig erkennen.“

Und ihre Zukunft durchaus auch im Handwerk sehen. Ralf Albry, Sprecher des AK Handwerk, sagt: „Über jeden handwerklichen Beruf gibt es ein Klischee.“ Den Gesamtschülern will er zeigen, was dahintersteckt: Dass im Handwerk nicht nur gehämmert, sondern zum Beispiel auch über regenerative Energien nachgedacht wird.


Motivierte Fachkräfte statt Ausbildungs-Abbrecher

Wer das weiß, bevor er sich für eine Ausbildung oder ein Studium entscheidet, trifft die bessere Entscheidung, hofft Landrat Thomas Hendele. Abbrecher könne der Kreis Mettmann sich nicht leisten, die Unternehmen bräuchten motivierte Fachkräfte. „Und motiviert ist man, wenn man sich einen Beruf ausgesucht hat, der einem gefällt.“

Bürgermeister Dr. Jan Heinisch stellt klar: Die Kooperation in den Mint-Fächern „bedeutet nicht, dass jetzt jeder Physik-Leistungskurs wählen muss.“ In seiner eigenen Schulzeit habe es ein Betriebspraktikum gegeben, „das war’s dann auch“. Die neue Lernpartnerschaft soll für eine bessere Berufsorientierung sorgen. Heinisch weiß aber auch: „Dass jeder, der von der Schule geht, ganz genau weiß, was er machen will, werden wir nicht erreichen. Aber zumindest die Chance ist da.“


Kreis Mettmann vernetzt Schulen und Unternehmen

Die Lernpartnerschaft zwischen Gesamtschule und Handwerk ist Teil der kreisweiten Initiative „Kooperationsnetz Schule – Wirtschaft“ (KSW). Mit dem KSW vernetzt der Kreis Mettmann mit Unterstützung der IHK Düsseldorf seit 2002 Schulen und Unternehmen.

Im KSW ist die Zusammenarbeit zwischen Gesamtschule und Arbeitskreis Handwerk aktuell die 76. Lernpartnerschaft. Drei Viertel aller weiterführenden Schulen im Kreis sind mindestens eine Lernpartnerschaft eingegangen, in Haan haben alle weiterführenden Schulen eine.

Laut KSW ist die neue Lernpartnerschaft in Heiligenhaus die dritte: Die Gesamtschule arbeitet schon seit 2003 mit der Spedition Weiss zusammen, das Gymnasium pflegt eine Lernpartnerschaft mit Helbako. Die Realschule hat keine.

Die Gesamtschule hatte sich schon 2003 als eine der ersten Schulen am KSW beteiligt. Die damalige Lernpartnerschaft mit dem Handwerk schlief aber nach einigen Pensionierungen, Krankheiten und Todesfällen ein.