Heiligenhaus.. Familie Dirksen züchtet in Heiligenhaus drei verschiedene Schafrassen. Darunter ist auch die kleinste Schafrasse der Welt; eine andere trägt keine Wolle. Zurzeit ziehen die Züchter ein Tier mit der Flasche groß. Die Schafzucht hat in der Familie Tradition: „Ein teures Hobby“, sagt Ursula Dirksen.

Bei Familie Dirksen springen die Osterlämmer schon seit ein paar Wochen über die Weide. 22 mehr oder minder wollige Tiere begrüßen die fremde Besucherin mit einem Blöken; manches Jungtier kaum größer als eine ausgewachsene Hauskatze, ein ausgewachsener Bock im Stall eine beeindruckend stämmige Erscheinung. Drei Rassen nennen die Dirksens ihr eigen. Die Schafzucht hat in der Familie Tradition: Half sie früher über schlechte Zeiten hinweg, ist sie heute ein Hobby.

Kamerunschafe tragen keine Wolle. In ihrer afrikanischen Heimat wäre mehr als ihr kurzes Fell wohl auch zu heiß.
Kamerunschafe tragen keine Wolle. In ihrer afrikanischen Heimat wäre mehr als ihr kurzes Fell wohl auch zu heiß. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

„Ein teures Hobby“, sagt Ursula Dirksen. Fürs Geld verdienen hätten sich die Dirksens andere Rassen suchen müssen: Ihre tragen, wenn überhaupt, schwarze Wolle; die neugierigen Kamerunschafe gleich gar keine – für mehr als ihr kurzes braunes Fell wäre es in ihrer afrikanischen Heimat wohl auch zu heiß. Dunkle Wolle aber ist für Pulloverproduzenten uninteressant; sie lässt sich nicht einfärben. Die der Quessantschafe, der kleinsten Schafrasse der Welt mit höchstens 48 Zentimetern Höhe, findet nach der Schur Ende April trotzdem einen Abnehmer: „Die bekommt dieses Jahr meine Nichte, die will sie spinnen.“

Fünf Monate Tragzeit

Ihr Fleisch dürfen die Tiere meist auf dem Leib behalten, insbesondere die kleinen Quessants. Sie sind Ursula Dirksen besonders ans Herz gewachsen: „Die sind für mich Spielzeug. Die kann ich doch nicht essen.“ Landet Ostern doch Lamm auf den Teller, kommt es vom kurzfelligen Kamerunschaf. „Deren Fleisch schmeckt nach Reh.“ Auch wenn ihre Schafe den Dirksens mehr Arbeit als Nutzen bringen, einen Zweck erfüllt das ungewöhnliche Hobby doch: „Durch die Tiere haben wir eine Aufgabe.“

Eine Aufgabe, die auch darin bestehen kann, tags wie nachts alle zwei Stunden in den Stall zu gehen und einem neugeborenen Lamm die Flasche ins Schnäuzchen zu stecken. Gut drei Wochen ist das aktuelle Flaschenkind der Pommerschen Landschafe alt. Seine Mutter ging ein, also päppeln die Dirksens es selbst auf. Normalerweise sorgen die Schafe aber selbst für ihren Nachwuchs. Die Züchter achten darauf, dass nicht zu oft welcher auf die Welt plumpst: Auch wenn Schafe zweimal im Jahr trächtig werden können, Hans Dirksen beschränkt die Nachzucht auf einmal jährlich. „Zweimal im Jahr wäre zu viel. Die Mütter tragen fünf Monate, die müssen sich erholen.“

Seine Liebe zu Schafen hat sich Hans Dirksen seit seiner Kindheit bewahrt: „Hier sind schon seit 1932 Schafe“, erzählt seine Frau. Da nämlich zog sein Großvater aufs Grundstück und Milchschafe auf. Sein Enkel, heute selbst Rentner, erinnert sich: „Die wurden immer gemolken, und dann wurde da Butter von gemacht.“ Heute hält er selbst drei verschiedene Rassen. Damit es bei dieser Anzahl bleibt, will ihn seine Frau halb scherzhaft, halb ernst gemeint von der nächsten Kreistierschau fernhalten: „Er darf nicht mehr auf die Ausstellung gehen.“ Natürlich wird er trotzdem hingehen. Vielleicht tollt also bald die vierte Rasse über die Wiese der Dirksens.