Hattingen. Landmarke oder Verkehrshindernis? Straßen NRW will das historische Viadukt an der Nierenhofer Straße dem Radweg-Ausbau opfern. Ein Stimmungsbild.
Der geplante Abriss des historischen Eisenbahnviadukts über die Nierenhofer Straße in Hattingen spaltet die Gemüter. Wie berichtet, will der Landesbetrieb Straßen NRW das nicht denkmalgeschützte Bauwerk aus dem Jahr 1881 abbrechen - für den Radweg-Ausbau. Oben soll über eine neue schlanke Brücke die Glückauf-Trasse verlängert werden. Unten führt dann ein breiter Radstreifen von Shell und Obi in Richtung Innenstadt. Für viele Bürgerinnen und Bürgern aber ist das Viadukt ein liebgewonnenes Eingangstor nach Hattingen. Ein Meinungsbild.
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„Schade, das sowas nicht geschützt wird. Es ist doch ein schönes Relikt der Vergangenheit.“ Der Kommentar von Rosemarie Jurgschat deckt sich mit vielen Meinungen, die uns über Facebook erreichten. Wie auch: „Es ist eine Landmarke für viele Hattinger und mit vielen (Kindheits-) Erinnerungen verbunden.“ Viele Stimmen wünschen sich eine kreative Lösung. „Es wäre sicher auch ein Umbau möglich, indem eine Mitbenutzung der anderen Bögen in Betracht gezogen würde“, schreibt Anja Klan - und schlägt die Gründung einer Bürgerinitiative vor.
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„Wünsche mir dort wirklich einen ordentlichen Radweg“
„Ich würde mir wünschen, wenn Straßen NRW hier noch eine andere Lösung finden würde. Vielleicht kann man Neu und Alt irgendwie verbinden, so wie es auch bei alten Häusern oft gemacht wird, wo die Fassade stehen bleibt“, schreibt Jutta Podoll. Allerdings auch: „Ich fahre selbst täglich mit dem Rad an der Stelle vorbei und wünsche mir dort wirklich einen ordentlichen Radweg, um nicht immer durch lautes Hupen belehrt zu werden, wenn ich die Straße nutze.“
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Andere Stimmen sprechen sich für einen Abriss aus: „Das Teil ist eine kostenintensive, baufällige Ruine und stört sowohl den Kfz-, als auch den Radverkehr. Ein Abriss ist längst überfällig“, heißt es auf Facebook. Oder auch: „Die Brücke als Denkmal zu bewahren, ist auch eine Ideologie. Denn zurzeit ist sie völlig sinnlos. Wird weder als Radweg noch als Bahnstrecke genutzt und gammelt vor sich hin. Auf der anderen Seite nimmt der Radverkehr zu. Je besser ausgebaut, vom Straßenverkehr getrennt und auf langen Strecken verfügbar und sicher, ist das Rad eine echte Alternative zum Pkw.“
Erinnerung an Viadukt-Diskussion beim Feuerwache-Bau
Fast skurril findet ein Hattinger die Nachricht vom geplanten Abriss. Denn jahrelang haben Hattingens Südstadt-Anwohner unter Lkw-Verkehr gelitten. Die Brummis suchten sich Wege durch die Nebenstraßen, weil das Viadukt lange nur eine Durchfahrtshöhe bis 3,20 Meter hatte. 2020 hat die Stadt dann Fahrbahnmarkierungen am Viadukt an der Nierenhofer Straße angebracht, die die Lastkraftwagen auf die Mitte der Fahrspur leiten - dies geschah im Zuge des Neubaus der Feuerwache. Fünf Jahre später ist davon keine Rede mehr. „Da wird ein riesen Aufwand betrieben wegen der Feuerwehr, um dieses historische, 141 Jahre alte Bauwerk zu erhalten. Jetzt soll es für einen Radweg abgerissen werden? Ernsthaft“, fragt der Mann über Facebook.
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