Hattingen. Die Ampel ist endgültig aus: erste Reaktionen aus Hattingen und welche Folgen das Kanzler-Machtwort für die Politik vor Ort haben wird.
Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP ist nach knapp drei Jahren im Amt gescheitert. Ist das ein Vorteil oder Nachteil für die Parteien vor Ort? Das sagen Lokalpolitiker und -politikerinnen aus Hattingen.
SPD
„Für uns wird es jetzt einfacher“, sagt Hattingens SPD-Vorsitzender Manfred Lehmann erleichtert. Die Hattinger Genossen waren seit Längerem mit der Ampel nicht mehr glücklich. „Wir haben als Stadtverband sogar darüber diskutiert, wie wir die Bundespartei dazu aufrufen könnten, konsequenter durchzugreifen.“ Den Bruch in Berlin hätten viele SPD-Mitglieder herbeigesehnt, „wir hätten uns das sogar früher gewünscht“. Selbst Neuwahlen würden viele am liebsten eher ansetzen. Aber man müsse das ganz pragmatisch sehen. Eine Wahl brauche organisatorischen Vorlauf. „Und ein Wahlkampf in der Adventszeit würde nicht funktionieren.“
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Die hiesige SPD sieht einen zeitlich versetzten Bundes- und Kommunalwahlkampf auch als Vorteil. „So können wir unsere Kommunalthemen platzieren, das, was Hattingen berührt“, glaubt Manfred Lehmann. „Zusammen mit der Bundestagswahl hätte uns doch keiner mehr zugehört.“
FDP
Auch bei der FDP ist man überzeugt, dass der Ampel-Crash die richtige Entscheidung war. Hattingens Parteichefin Anna Neumann verteidigt das Verhalten des Parteivorsitzenden Christian Lindner: „Am Ende des Tages ist die aktuelle Koalition an einer inhaltlichen Leitfrage zerbrochen. Der Finanzminister hat viele Vorschläge unterbreitet, wie wir unser Land wieder auf den wirtschaftlichen Erfolgspfad bringen können. Der Kanzler hatte offenbar nicht mehr den Willen und die Kraft, diese notwendigen Schritte einzuleiten“, schlussfolgert sie.
Die Stimmung in der Hattinger FDP sei gut, „wir sind motiviert, Politik zu machen“. Dass die Kommunalwahl im September 2025 wohl nicht mit der Bundestagswahl zusammen fallen wird, ändere wenig: „Wir können mit unseren kommunalen Themen und guten Persönlichkeiten punkten“, sagt Anna Neumann selbstbewusst. „Dazu brauchen wir keinen Rückenwind der Bundes-FDP.“
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Grüne
Bei den Grünen in Hattingen gibt es noch keine einheitliche Meinung, noch geht vieles durcheinander. „Eine solche Entscheidung ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, mit dem Trump-Sieg und der Ukraine-Krise, das ist der größtmögliche Fehler. Es destabilisiert Deutschland“, sagt Hattingens Grünen-Chefin Alexandra Weber. „Schade, dass Lindners FDP sich nicht zusammengerissen hat und so egoistisch aufgetreten ist.“ Die grüne Community habe wohl mit einem Ampel-Bruch gerechnet, „aber gehofft, dass es dazu nicht kommen wird.“
Ist ein von der Bundestagswahl abgekoppelter Kommunalwahlkampf nun Vorteil oder Nachteil? „Beides“, schätzt Alexandra Weber. Auf die Beschimpfungen, die die Bundes-Grünen gerade einstecken müssen, verzichte man vor Ort gern. Andererseits: Ein Robert Habeck polarisiere zwar, habe aber auch viele Sympathisanten. „Vielleicht hätte das auf kommunaler Ebene unser Ergebnis sogar verstärkt.“
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