Hattingen. Mittagessen in Hattingens weiterführenden Schulen gibt‘s seit Monaten nicht, auch keinen neuen Caterer. Die Stadt setzt zurzeit auf diese Lösung.
Fristgerecht gekündigt hatte der letzte Schulcaterer seinen Vertrag mit der Stadt Hattingen zum Sommer. Seitdem gibt es an den weiterführenden Schulen keine Schulessen mehr. Die Stadt setzt dabei aktuell auf eine ungewöhnliche Lösung. Für immer?
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Schon vor Monaten, sagt Sprecherin Susanne Wegemann, habe sich die Stadt um einen neuen Caterer fürs Schulessen bemüht - als Nachfolger für den Anbieter Dussmann, ein weltweit tätiges Unternehmen mit verschiedenen Sparten, der die Essensversorgung an Hattingen weiterführenden Schulen Ende vergangenen Schuljahres eingestellt hatte. Aufgrund der geringen Abnehmerzahlen war das Konzept, das viel Wert auf Nachhaltigkeit legte, wirtschaftlich nicht mehr tragbar, hieß es damals seitens des Unternehmens mit Sitz in Wuppertal.
Stadt Hattingen: Noch keinen geeigneten Caterer gefunden
Die Stadt habe nach jener Kündigung dann zwar eine neue Ausschreibung für das Schulessen auf den Weg gebracht, erklärte Susanne Wegemann auf Nachfrage dieser Zeitung. In dieser sei es „um ein ausgewogenes Verhältnis von Qualität und Preis“ gegangen. Doch ein geeigneter Caterer „konnte nicht gefunden werden. Die Resonanz war gering und die Anforderungen wurden nicht erfüllt.“
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Schuldezernent Matthias Tacke hatte über die unbefriedigende Situation auch die Eltern informiert. Und diesen mitgeteilt, dass es „kurzfristig kein neues, flächendeckendes Angebot zur Mittagsverpflegung an den weiterführenden Schulen geben wird“. Aufgrund der allgemeinen Preisentwicklung in Kombination mit der geringen Essensbeteiligung an den Schulstandorten, gemessen an der Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler, so Tacke, scheine „ein wirtschaftlich attraktiver Betrieb von Mensen und Kiosken aus Sicht potenzieller Anbieter nicht gegeben“.
Schulessen
Schulträger von Ganztagsschulen - wie der Gesamtschule in Welper - sind verpflichtet, den Schülerinnen und Schülern die Einnahme eines Mittagessens oder eines Mittagsimbisses zu ermöglichen. Dies teilte das NRW-Schulministerium auf Anfrage dieser Zeitung mit.
Und: „Wie diese Verpflichtung erfüllt wird, ob also beispielsweise auch ein außerschulischer Träger, ein Eltern- oder Mensaverein tätig wird, kann vor Ort entschieden werden“, heißt es weiter aus dem Schulministerium.
Die Anzahl der bestellten Mahlzeiten hatte im vergangenen Schuljahr dabei im Schnitt bei 150 Mahlzeiten pro Verpflegungstag an allen weiterführenden Schulen zusammen gelegen, hatte die Stadt ausgerechnet. Bei insgesamt mehr als dreitausend Schülern. Vor Dussmann hatte bereits der Caterer-Betrieb „Daily Gourmet“ den Vertrag mit der Stadt gekündigt.
Schwierige Lage auf der Suche nach Verpflegungslösungen
Und nun? Angesichts der schwierigen Lage auf der Suche nach Verpflegungslösungen gebe es fürs Erste „kleinere Lösungen“, sagt Stadtsprecherin Wegemann.
Seit September fahre die Bäckerei Thiele aus Winz-Baak das Gymnasium Holthausen und den Standort Marxstraße der Gesamtschule mit einem „Pausenflitzer“ an und verkaufe dort in der großen Pause belegte Brötchen, Backwaren und anderes. Am Mittwoch (6.11.) etwa gab es auch Grünkohl mit Wurst. Am Standort Lange Horst der Gesamtschule stehe den Schülerinnen und Schülern im Erdgeschoss seit kurzem zudem ein Verpflegungsautomat zur Verfügung. Wegemann: „Hier werden belegte Brötchen und Getränke angeboten.“
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Das Gymnasium Waldstraße hingegen, das einen gut bestückten Kiosk in Eigenregie betreibt, habe „kein Interesse an einem Brötchendienst“ gehabt, so die Stadtsprecherin. Und an der Realschule Grünstraße habe das Zeitangebot nicht gepasst. Dort waren beim letzten Caterer im Schnitt pro Verpflegungstag aber auch lediglich sieben Mahlzeiten abgenommen worden.
„ Die Verpflegung mit dem Pausenflitzer läuft gut. “
Julian Güting, Schulleiter der Gesamtschule, an der als Ganztagsschule ein Mittagessen oder Mittagsimbiss verpflichtend angeboten werden muss, sagt: „Die Verpflegung mit dem Pausenflitzer läuft gut.“ Und: Die Schulgemeinde sei mit der vorübergehenden Lösung auch zufrieden. Gerade bei den jüngeren Kindern allerdings seien viele es tatsächlich gewöhnt, ein warmes Mittagessen in der Schule einzunehmen - „und ich hoffe, dass es dazu bald auch eine Lösung gibt“.
Einen Zeitpunkt für eine neue Caterer-Lösung, sagt unterdessen Stadtsprecherin Susanne Wegemann, könne die Verwaltung bis heute „nicht nennen“. Sie betont aber: „Das ist auch für uns auf Dauer nicht zufriedenstellend.“ Man arbeite aber fieberhaft an einer neuen Caterer-Lösung.