Hattingen. In Hattingen soll ein neues Wohngebiet über die enge Habichtstraße erreichbar sein. Die leidet bereits unter den Elterntaxis zu Schule und Kita.

  • Ab 2025 soll in Hattingen-Bredenscheid eine Fläche mit Reihen- und Doppelhäusern bebaut werden.
  • Anwohner fürchten: Die Infrastruktur im Ort reicht nicht aus.
  • Für das Areal gibt es schon seit Jahren einen rechtskräftigen Bebauungsplan. Dieser ist überarbeitet worden und sieht jetzt zum Beispiel Sozialen Wohnungsbau vor. Gebaut werden dürfte auch ohne die Änderung.

Im nächsten Jahr sollen die Arbeiten im Neubaugebiet Am Ruhr in Hattingen starten. Anlieger schlagen nun Alarm: Die Infrastruktur im Ort reiche nicht aus. Kita und Grundschule seien bis zum letzten Platz belegt. Besonders die Habichtstraße könne schon jetzt den Verkehr nicht mehr bewältigen.

Die Verkehrssituation auf einem Teilstück der Habichtstraße ist seit Jahren schwierig. Immer wenn Eltern ihre Kinder zur Kita oder der Grundschule Bredenscheid bringen oder abholen, vor allem um 8 Uhr morgens, blockieren sich dort alle gegenseitig. Neben vielen Autos treffen der Schulbus und die Buslinie 330 auf ein zugeparktes und nur einseitig befahrbares Straßenstück.

Bebauungsplan soll im ersten Quartal 2025 stehen

Für Björn Vogelsang, Anwohner der Habichtstraße, ist bereits das Maximum an Verkehrsbelastung an der engen Straße erreicht. Er stellt die Anbindung des Neubaugebiets infrage - auch wenn diese Fragen schon in einer Bürgerbeteiligung thematisiert wurde. Im Stadtentwicklungsausschuss im März 2024 wurde das Projekt trotz Bedenken der Grünen beschlossen. Derzeit ist der Bebauungsplan in Bearbeitung und soll im ersten Quartal 2025 stehen. Erste Häuser könnten 2026/27 bezugsfertig sein.

Ein Investor hat das rund 2,5 Hektar große Areal erworben und möchte dort elf Reihenhäuser, 14 Doppelhaushälften und ein Mehrfamilienhaus mit sozial geförderten Wohnungen errichten. Um zu ihren Häusern zu gelangen, sollen die neuen Einwohner von der Elfringhauser Straße in die Habichtstraße fahren und an deren Ende links in die Straße „Am Ruhr“ abbiegen.

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Keine Erschließung über die Elfringhauser Straße

Eine Erschließung über die Elfringhauser Straße (L 816), etwa über einen Kreisverkehr oder eine Ampelkreuzung, war an Straßen NRW gescheitert: Es werde nur „eine geringe Erweiterung des bestehenden Wohngebietes geschaffen, ein erheblicher Mehrverkehr ist nicht zu erwarten. Die betroffene Interessengruppe der bestehenden Bewohner ist ebenfalls recht klein“, so Mitarbeiter Florian Salzmann in einer Stellungnahme. Rechtlich würden die Interessen der Verkehrsteilnehmer auf der L 816 höher wiegen, da die Gruppe größer sei. Die Baustraße könne aber von der Landesstraße abzweigen.

Etwa 50 weitere Autos erwarten Anwohner als zusätzliche Nutzer der Habichtstraße. Das sei eine „bewusste Überlastung einer Infrastruktur“ sowie die „Inkaufnahme der Gefährdung von Schulkindern“, so Björn Vogelsang in seinem Schreiben an die Stadtverwaltung. „Wir bitten hiermit, das Baugebiet in seiner jetzigen Form zu überdenken und die Habichtstraße als Haupterschließung auszuschließen.“ Er - der im Namen mehrerer Anwohner spricht - betont: „Uns geht es um die Anbindung, nicht um das Neubaugebiet. Ein Dorf muss sich ja auch weiterentwickeln. Aber die Bedenken der Anwohner wurden bislang überhaupt nicht wahrgenommen.“

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Mahn-Schreiben an Eltern

Die schwierige Verkehrssituation wurde erst im September deutlich, als Kita und Grundschule ein Schreiben an die Eltern verteilt haben. „Wir bitten Sie, sich eine alternative Bring- und Abholstelle in der Nähe unserer Schule zu suchen und Ihr Kind wenige Meter zu Fuß laufen zu lassen“, heißt es darin. „Leider kommt es morgens und mittags immer wieder zu gefährlichen Situationen auf der Habichtstraße, dem Wendehammer oder dem Parkplatz an unserer Schule, da viele Kinder mit dem Auto gebracht werden. Die zu Fuß gehenden Kinder werden damit unnötig in Gefahr gebracht! Zudem wird es für den Schulbus zunehmend schwieriger, die Schule zu erreichen.“

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Letztlich sei die Situation seit Jahren schwierig, „obwohl 90 Prozent unserer Eltern ihre Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad bringen“, sagt eine Kita-Mitarbeiterin. „Aber es gibt für Eltern auf dem Arbeitsweg oder die nicht im Einzugsgebiet wohnen, kaum Möglichkeiten außerhalb der Habichtstraße zu halten.“

Ein anderes Thema dürfte sein, ob Kita und Grundschule die kleinen Neubürger überhaupt aufnehmen können? Die Grundschule wurde auf ihre Einzügkeit begrenzt und muss regelmäßig Kinder ablehnen. Auf Nachfrage teilt die Stadt mit: „Wir haben nicht geplant, die Standorte zu erweitern. Das ist praktisch auch nicht einfach möglich.“

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