Hattingen. Relikte des Bergbaus finden sich in Hattingen - manche bestens versteckt. Eine außergewöhnliche Wanderung machte eine besondere sichtbar.
Der Bergbau in Hattingen und Sprockhövel ist schon lange Geschichte, die Faszination für seine Spuren aber bleibt groß. Das zeigte nun auch eine ganz besondere Exkursion durch das Felderbachtal zu den noch heute vorhandenen Bergbaurelikten und dem Mundloch des Herzkämper Erbstollens - einem der längsten Stollen im ganzen Ruhrrevier.
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Die Wiege des Ruhrbergbaus, die Region um Sprockhövel und Hattingen, bei dieser außergewöhnlichen Wanderung zu erkunden, das wollten sich mehr als drei Dutzend Interessierte dabei nicht nehmen lassen: Nicht nur Wegpate und Fremdenführer Gerd Staubach war überwältigt von dieser großen Teilnehmerzahl. Auch der Experte für Bergbaugeschichte und Vorsitzende des Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten, Dr. Mathias Schöpel, der mit sachkundigen Erläuterungen die Exkursion begleitete, freute sich sehr über das rege Interesse an dieser Veranstaltung.
Diese Wanderung ist auf eigene Faust nicht möglich
Schöpel, auch Verfasser einer Publikation über den Herzkämper Erbstollen, erläuterte den Mitwandernden auf der knapp vier Kilometer langen Strecke dabei etliche Besonderheiten rund um diesen Erbstollen. Zwar berührt der „Wanderweg Herzkämper Erbstollen“ mehrfach auch andere Bergbauwanderwege im Bereich von Hattingen, der Elfringhauser Schweiz und Sprockhövel. Denn diese Region ist unterirdisch durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Weil aber der Erbstollen, der zur Entwässerung der kohleführenden Gesteinsschichten diente, teilweise über privates Gelände führt und weil auch das „Mundloch“, an dem das Wasser aus dem Berg oberirdisch abgeleitet wird, auf Privatgrund liegt, ist diese Wanderung auf eigene Faust nicht möglich.
Die Lektüre zur Veranstaltung
Die Exkursion war Teil des Rahmenprogramms „20 Jahre GeoPark Ruhrgebiet e.V.“. Sie wurde in Kooperation mit dem Förderverein bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V. angeboten.
Die Publikation über den Erbstollen Herzkämper Mulde gibt es beim Sprockhöveler Heimat- und Geschichtsverein (www.hgv-sprockhoevel.de) und beim Förderverein Bergbauhistorischer Stätten (www.bergbauhistorie.ruhr) zum Preis von 7,50 Euro
Begreifbarer machte die Veranstaltung dabei unter anderem, dass dieser im Jahre 1774 begonnene Erbstollen seinerzeit eine technische Herausforderung für die Bergleute war, da er in den Schichten des sogenannten „Flözleeren Oberkarbons“ aufgefahren wurde und die schwierigen geologischen Verhältnisse mit harten Sandsteinbänken den Vortrieb immens erschwerten.
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Auch der in Sprockhövel lebende Klaus Kaschuba war mit von der Partie. Er ist schon seit einiger Zeit Mitglied im Heimat- und Geschichtsverein, arbeitet mit im Bereich der Wegpaten. Diese sorgen für eine gute Beschilderung der oftmals verschlungenen und verwunschenen ehemaligen „Dienstwege“ der Bergleute in der Region. „Ich kenne hier schon eine Menge von Wegen in der Bergbauregion, Schee und der Bereich Fahrentrappe – hier ist man ja öfter unterwegs. Die Route um den Erbstollen Herzkämper Mulde aber kenne ich nicht. Deshalb habe ich die Gelegenheit der außergewöhnlichen Exkursion genutzt“, erläuterte Kaschuba.
Seine Kindheit in Bochum war vom Bergbau geprägt: „Schaute ich vorne aus dem Fenster, sah ich den Hochofen, auf der Rückseite des Hauses stand die Zeche Engelbert“, erinnert er sich an seine Berührungspunkte mit dem Bergbau.
„Bergbau ist etwas, das kennt man in meiner Heimat ja gar nicht. Das finde ich ungeheuer spannend.“
Für Frank Stolt, der ursprünglich aus Norddeutschland, Flensburg, stammt und mittlerweile hier in der Region lebt, war die Motivation, gemeinsam mit Partnerin Claudia Stemick an der Exkursion teilzunehmen, eine andere: „Bergbau ist etwas, das kennt man in meiner Heimat ja gar nicht. Das finde ich ungeheuer spannend.“
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Mathias Schöpel erläuterte während der Wanderung auch die besondere Bedeutung des Fördervereins, der sich für den Erhalt, die Inspektion und die Beschreibung bergbauhistorischer Relikte einsetzt. Und Gerd Staubach erklärte den Teilnehmenden zudem die Notwendigkeit, regelmäßig in die Stollen einzufahren und diese zu inspizieren. Dies habe neben historischem Interesse auch mit Sicherheitsaspekten zu tun: „Nicht zuletzt für die darüberliegende Bebauung ist es wichtig zu kontrollieren, ob die ehemaligen Stollen noch sicher sind.“.