Hattingen. Eine Kindheit im Atelier erlebte Pauline Diekmann mit ihrem Opa: Egon Stratmann, der Hattingen prägt. Jetzt gibt seine Enkelin private Einblicke.

Für andere ist Egon Stratmann ein erfolgreicher Hattinger Künstler. Für Pauline Diekmann ist er Opa. Als Kind verbrachte sie viel Zeit in seinem Atelier, war bei der Entstehung vieler Kunstwerke hautnah dabei. Jetzt berichtet die viel Persönliches aus ihrem Aufwachsen mit Egon Stratmann.

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Eine intensive Zeit hatte Pauline mit Opa Egon Stratmann, als sie klein war. Immer wieder war ihr Lebensraum das Atelier des bekannten Künstlers. Umgeben von Farben, Formen und Handwerkskunst saß die Kleine auf warmen Styropor auf dem Boden, sie guckte Opa beim Arbeiten zu und er erzählte ihr viel über Tiere, Religion und Politik. Immer im Mittelpunkt war seine Menschenfreundlichkeit. „Es war eine sehr intensive, prägende Zeit zwischen 2000 und 2008“, erzählt warmherzig und liebevoll die Architektin Pauline Diekmann (30), die Enkelin des großen Künstlers.

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Einige Arbeiten seines Lebenswerks – „ein Rundumschlag seiner Thematik“ war vor einigen Wochen in der Kleinen Affäre in Blankenstein zu sehen. Da waren sie beide da, Egon Stratmann und Pauline Diekmann und die Verbindung und Nähe der beiden erfüllte den Raum. „Meine Mutter war alleinerziehend und machte als Hebamme oft Nachtdienste. Viele Wochenenden verbrachte ich bei Opa, wobei sich in seinem Atelier immer eine eigene Welt entspann“, schildert sie diese intensiven Jahre.

Egon Stratmann hat auch viel Friedhofskunst gemacht.
Egon Stratmann hat auch viel Friedhofskunst gemacht. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

„Er hatte ein unglaubliches Wissen von der Welt und ließ mich teilhaben. Er zeichnete, arbeitete mit Gold. Ich saß auf dem Boden und durfte ebenfalls zeichnen und später auch mit Gold umgehen. Mit Opa wurde es nie langweilig, wir beide waren oft über Stunden im Atelier, die Welt dort war immer spannend für mich.“ Viele Kunstwerke entwarf Egon Stratmann eins zu eins. Dann hing Transparentpapier von der Decke bis zum Boden und er erklärte, wie er beim Kunsthandwerken vorgeht. Geschichte, Symbolik, Politik, Farbgebung – alles gemeinsam eröffnete eine Welt, die so anders und so wunderbar war. Eine Bereicherung fürs ganze Leben.

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„Denn Opa ist sehr naturverbunden, liebt Tiere und hat immer einen moralischen Kompass“, schildert die Enkelin ihre Erfahrungen, die sie schon als Kind prägten. Das sieht man auch an seinen Themen, die ihn ein Leben lang begleiten. Zentral sei für ihn immer die Hütte gewesen. Das Leben der Menschen dort, die Arbeitswelt und die Bedingungen, unter denen sie ihr Geld verdienten.

Die Schmelzer auf dem Marktplatz in Welper sind eine von Stratmanns Erinnerungen an die Hütte.
Die Schmelzer auf dem Marktplatz in Welper sind eine von Stratmanns Erinnerungen an die Hütte. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Damit verbunden war auch ein starkes Gerechtigkeitsgefühl. Immer stand und steht der Mensch für ihn im Vordergrund. 1936 wurde er in Blankenstein geboren, seine Mutter, die Uroma von Pauline Diekmann, spielte Orgel in der Kirche dort. „Auch das Thema Religion hat ihn zeitlebens stark beschäftigt. Er hat ja sehr viele Bilder, Ausmalungen und Fenster für Sakralbauten geschaffen.“ Auch von diesem Teil des Lebens und seiner Einstellung zur Religion hat er der Enkelin reichhaltiges Wissen mitgegeben. Klar werde an seinen unterschiedlichen Werken, wie weltoffen Egon Stratmann sei. „Er, der Menschenfreund, ist mmer gegen Unrecht aufgestanden.“ 

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Pauline Diekmann wohnt mittlerweile in Bonn und arbeitet als Architektin. Aber die intensive Beziehung zu ihrem Großvater, dem großen Künstler, ist nie abgerissen.