Hattingen. Zum nachhaltige(re)n Leben anregen will eine neue App, die zwei Schüler aus Hattingen entwickelt haben. Themen: Solarenergie und Greenwashing.
Nachhaltig zu leben wird für viele Menschen immer wichtiger, das ist auch Charlotte Drumann und Ben Siebert nicht entgangen. Und so haben die Schüler des Gymnasiums Holthausen in Hattingen auf der Suche nach einem „gesellschaftlich bewegenden Thema“ für ihr „Jugend-forscht“-Projekt eine App entwickelt, die jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit Orientierung und Denkanstöße gibt. Der Name: „SaveWorld“, was übersetzt so viel meint wie „Rette die Welt“.
+++ Sie wollen keine Nachrichten mehr aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Kurze Videos, in denen die Nutzerinnen und Nutzer der App etwas zu nachhaltige(re)n Verhaltensweisen in vielerlei Lebensbereichen erfahren, haben die beiden 16-Jährigen für „SaveWorld“ erstellt. Da erfahren junge Menschen zum Beispiel etwas über Solarenergie, Mülltrennung, Upcycling. Sie lernen zudem kurz und knapp etwas über nachhaltige Kleidung, Elektromobilität im Alltag, erhalten Hacks, also technische Tipps, für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Möglichst viele Nutzer für ein nachhaltige(re)s Leben begeistern
„Zwar ist nicht jedes Thema zu hundert Prozent auf das aktuelle Leben junger Menschen zugeschnitten“, gesteht Ben Siebert. Aber jedes Video in der App erkläre wichtige Nachhaltigkeitsfragestellungen auf einfache und sehr anschauliche Weise. So hoffen er und Charlotte Drumann, möglichst viele Nutzerinnen und Nutzer für ein nachhaltige(re)s Leben zu begeistern.
+++ Kennen Sie unseren Familien-Newsletter? Hier anmelden – und Freizeit-Tipps und vieles mehr erhalten +++
Nicht allein Videos bietet „SaveWorld“ indes, mit der Ben Siebert und Charlotte Drumann beim diesjährigen Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ gewonnen und sich für den Landeswettbewerb in Düsseldorf (19.-21. März) qualifiziert haben: Auch informative Texte enthält die App - zu Fast Fashion, Greenwashing oder auch zu Kuhmilch und deren nachhaltigen Alternativen. Unter dem Button „Rezepte“ finden sich zudem erste Vorschläge, wie sich Essensreste zu einem leckeren neuen Gericht verwerten lassen, Nutzer können in diesem Bereich auch eigene Kreationen hinterlegen. Und ebenso Essenspläne für einen längeren Zeitraum erstellen, „die Einkaufsliste mit den entsprechenden Lebensmitteln erstellt einem dann die App“, sagt Ben Siebert.
Auch der Spielspaß schließlich kommt bei „SaveWorld“ nicht zu kurz
Weitere nette Handhabungen: ein Tool, das ausrechnet, wie viel CO₂ ein Verkehrsmittel (Wasserstoffauto, Elektroauto, Benziner, Diesel, Fernzüge) auf einer bestimmten Strecke verbraucht, ein Tracker, der anzeigt, ob man seine selbstgesteckten Nachhaltigkeitsziele erreicht hat. Und Tipps von einer Künstlichen Intelligenz - zum Beispiel für Öko-Projekte oder auch ganz individuell auf einen zugeschnitten, einen Button, unter dem man nachhaltige Projekte ankündigen kann.
Auch der Spielspaß schließlich kommt bei „SaveWorld“ nicht zu kurz - unter dem Button „Quizze“. Wer weiß zum Beispiel, welches der folgenden Kleidungsstücke in der Herstellung das meiste Wasser verbraucht? Badehosen, Ski-Anzüge, Jeans oder Socken? Genau: Jeans. Auch in Sachen Feinstaub oder Arsen sind Ratefüchse gefordert.
Lesen Sie auch:
- Hattingen: Dieser Schüler (16) macht jeden zum Programmierer
- Gymnasiasten aus Hattingen gewinnen bei „Jugend forscht“
- Hattingen: Wie Kinder selbstbewusster die Schule meistern
>>> Hier gibt es mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel
Seit dem vergangenen Sommer, sagt Siebert, hätten er und Charlotte Drumann an der Entwicklung von „SaveWorld“ gearbeitet. Sie hatte dabei schwerpunktmäßig die Inhalte recherchiert, er sei maßgeblich für die technische Entwicklung der App, die auch den Umweltpreis des Landesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr erhalten hat, verantwortlich gewesen. „SaveWorld“ könne jede(r) sich dabei kostenlos herunterladen. Aber vorerst funktioniere dies nur auf IOS-Geräten, sagt Ben Siebert. Doch soll „SaveWorld“, die ständig weiterentwickelt werden soll, alsbald auch im Apple Store verfügbar sein, hofft er.
Bereits im Vorjahr hatte der 16-Jährige übrigens für „Jugend forscht“ eine App entwickelt: „CodeUp“, mit der er damals Landessieger wurde, solle Einsteigern „einen roten Faden zum Programmieren von Webseiten an die Hand geben“.
Nun also wollen er und Charlotte Drumann die Welt retten.
„Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“
„Jugend forscht“ ist Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb. Ziel ist, Jugendliche für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Teilnehmen können Jugendliche ab der vierten Klasse bis zum Alter von 21 Jahren, für unter 15-Jährige heißt der Wettbewerb dann „Schüler experimentieren“, hier gibt es keinen Bundeswettbewerb.
Das Gymnasium Holthausen hat diesmal mit 75 Schülerinnen und Schülern (38 Projekte) an beiden Regionalrunden teilgenommen. Neben den Siegen von Richard Schlote sowie Charlotte Drumann/Ben Siebert wurden drei zweite Preise, vier dritte Preise und zahlreiche Sonderpreise erreicht. Auch Dr. Sabine Schmidtseifer-Sürig, Betreuungslehrerin der Projekte zusammen mit Iris Ricke, wurde ausgezeichnet.
Noch ein toller Tüfler: Richard Schlote (11) hat eine Trainingsblockflöte entwickelt
Blockflöte zu spielen: Das lernen am Gymnasium Holthausen alle Fünftklässler, doch nicht allen bereitet das Training mit dem Instrument gleichermaßen Freude, sagt Richard Schlote. „Das hat mich genervt.“ Ändern wollte der Elfjährige dies - und hat für den Wettbewerb „Schüler experimentieren“ daher ein besonderes Übungsprogramm für das Holzblasinstrument entwickelt, das spielerisch dabei unterstützt, die richtigen Töne am Instrument zu greifen. „So macht das Üben einfach mehr Spaß.“
Mit einem Calliope - einem Einplatinen-Computer - hat Richard Schlote dabei einzelne Löcher der Blockflöte mit Drähten verbunden. Bei einem seiner zwei Trainingsprogramme erhalten die Nutzerinnen und Nutzer per LED-Licht nun jeweils unmittelbar eine Erfolgsrückmeldung, ob sie den richtigen Ton gegriffen haben. Bei einem zweiten Programm zählt der Mini-Computer zunächst, ob die richtigen Grifflöcher für die vorgegebenen Töne abgedeckt worden sind und nennt dem Übenden am Ende die erreichte Punktzahl - maximal 25 sind möglich, jeder wisse daher auch ohne Lehrenden, wo er gerade stehe.
>>> Folgen Sie unserer Redaktion hier auf Instagram unter auf Facebook – hier finden Sie uns.
Am Gymnasium Holthausen eingesetzt worden sei seine Trainingsflöte bislang „leider“ noch nicht, bedauert Richard Schlote, aber im Matheunterricht habe er sie den Mitschülern vorstellen dürfen. Und das Fachpublikum beim Regionalwettbewerb von „Schüler experimentieren“ hat den Hattinger in der Kategorie Mathematik/Informatik sogar zum Sieger gekürt. Nun sind nicht nur Familie und Freunde ganz gespannt, was er mit seiner Trainingsflöte am 4. Mai beim Landeswettbewerb in Essen erreichen wird.