Hattingen. Camper trotzen auf dem Campingplatz Ruhrbrücke dem feucht-windigen Wetter. Sie schätzen an dem Platz Natur, Ruhr und Stadtnähe. Ihre Geschichten.
Sommer, Sonne, Regen. Das Wetter fährt in diesem Sommer Achterbahn. Auf den Campingplätzen ist trotzdem immer jemand zu finden. Es regnet. Der Wind reißt eine Piratenflagge hin und her. Das hohe Wasser der Ruhr rauscht lautstark vorbei. „Das ist eben Camping live“, sagt Ilse Schmitz gelassen. Camping bedeutet für sie Freiheit. Auf dem Campingplatz „Ruhrbrücke“ von Jutta Stolle trotzt sie Wind und Wetter.
Aus dem Fenster des Wohnmobils der Wuppertalerin schaut Hund Edda nach draußen. Ilse Schmitz’ Mann ist zur Arbeit gefahren, sie hält die Stellung. Regenmantel, rote Regenstiefeletten: alles da. In der Nacht zum Donnerstag „sind wir um halb vier raus und haben draußen alles abgebaut, der Wind war doch sehr böig.“
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Darum ist die Markise nun eingefahren. In der Corona-Zeit haben sie und ihr Mann „einen Dauerplatz hier ergattert. Den geben wir nicht wieder ab.“ Der Platz an der Ruhrstraße gefällt ihr einfach. „Das ist Natur pur. Mit dem Fahrrad ist man schnell überall.“
Hattinger Plätzchen: Der Campingplatz „Ruhrbrücke“ von Jutta Stolle bietet Freiheit
Mit ihrem Womo, so der Spitzname des Wohnmobils mit kleinen Buddha-Figuren und einem aus dem Fenster schauenden Stoff-Faultier, ist die 64-Jährige mit ihrem Mann viel unterwegs, Ost- und Nordsee, Spanien – und immer wieder geht es zurück auf den Stammplatz in Hattingen.
Udo Terborg (62) hält mit seinem Rad vor der Rezeption, die in einem Wohnwagen untergebracht ist. Der Anhänger mit dem Zelt darin ist über und über mit Matsch bespritzt. Sein Enkel Ben (acht) folgt ihm. Beide sind von Schwelm nach Hattingen geradelt, „26 Kilometer, zwei Stunden im Regen, eine war trocken“.
Regen kann Großvater-Enkel-Radtour mit Zeltabenteuer nicht stoppen
Die Großvater-Enkel-Tour abzusagen wegen des feuchten, windigen Wetters, darüber hat Terborg gar nicht nachgedacht. Angesichts von viel Luxus möchte er vermitteln, dass so ein Ausflug so oder so Spaß macht. „Die Überschrift ist Abenteuer.“ Die Wahl fiel auf den Campingplatz Stolle, weil die Distanz passte, die Trassen gut zu fahren seien, die Natur überzeuge. Und man höre das Rauschen der Ruhr. „Im Zelt merkt man die unterschiedlichen Temperaturen, nachts wird es kühl.“ Ben ist gewappnet: „Ich habe einen Kinder- und einen Erwachsenenschlafsack mit.“
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„Früher haben die Frauen immer eine Städtetour gemacht und die Männer gecampt“, erinnert sich sein Großvater. Mit seinem Enkel ist er das erste Mal auf Campingtour. Der erzählt fröhlich: „Die Regenjacke war nicht ganz dicht, mein Pulli ist ganz nass. Aber die Regenhose ist super.“ Und baut flugs das Zwei-Personen-Zelt mit auf, vier Quadratmeter groß. Vor 38 Jahren war Terborg schon mal hier. „Da habe ich bei Jutta Stolle einen Surfschein gemacht.“ Aber nicht gecampt. Nach einer Nacht soll es jedenfalls Freitag zurück nach Schwelm gehen.
Drei Väter mit ihren drei Söhnen kommen seit fünf Jahren
Eine Woche dagegen bleiben drei 51-jährige Väter mit ihren drei elfjährigen Söhnen. Michael Maus, Nils Jobke und Martin Kleinschmidt schlossen einst in der Schule Bekanntschaft. Inzwischen wohnen sie nicht mehr am gleichen Ort, kommen aus Bad Bramstedt, Düsseldorf, Konz. Zum fünften Mal steigt dieser Männerurlaub mit den Söhnen Konrad, Theis, Lucas in Hattingen.
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Beim ersten Mal war die Wahl Hattingen Zufall. „Wir haben einen Camping-Platz im Ruhrgebiet gesucht, von wo aus wir überall schnell sind, damit man bei schlechtem Wetter etwas unternehmen kann“, sagt Michael Maus. Der Platz gleich an der Ruhr war ein Volltreffer.
Nils Jobke kommt gerade mit Frühstücksbrötchen: „Die essen wir wie immer ohne Teller, dann müssen wir nicht spülen.“ Das ist die Freiheit beim Männercampen.
Dieser Text erschien zuerst im August 2023.