Hattingen. Jugendliche sind schlechter über Aids aufgeklärt, sagt die für Hattingen zuständige Aids-Initiative. Das sind die Gründe und befürchteten Folgen.
Eine immer schlechtere Aufklärung Jugendlicher beklagt die für Hattingen zuständige Aids-Initiative Gevelsberg.
Diese Entwicklung könne lebensgefährlich werden, meint Ralf Terjung, der vor knapp 20 Jahren die Aids-Initiative für den Ennepe-Ruhr-Kreis mitgegründet hat und und seitdem Präventionsarbeit betreibt. Dabei hat er die Erfahrung gemacht, dass die Krankheit bei den Menschen immer mehr in den Hintergrund rückt. Mit fatalen Folgen.
Hattingen: Aids-Initiative EN-Kreis schlägt Alarm
„In den 1990er Jahren hatte so ziemlich jeder ein Kondom in seinem Portemonnaie“, erklärt Terjung. Doch diese Zeiten seien vorbei. Inzwischen sei das Thema mechanische Verhütung alles andere als präsent. Zwei Jahre war wegen der Corona-Pandemie die Aufklärungsarbeit der Aktiven der Aids-Initiative kaum möglich, seit wenigen Wochen gibt es wieder Termine an den Schulen.
Aids-Initiative EN e.V.
Die Aids-Initiative EN e.V. ist den Ennepe-Ruhr-Kreis zuständig. Sie hat ihren Sitz an der Mühlenstraße 29 in Gevelsberg.Beratungen sind Montag und Mittwoch je von 17 bis 19 Uhr und Freitag von 18 bis 20 Uhr möglich.Kontakt per Telefon unter 02332 55 53 92 oder über die Homepage www.aids-initiative-en.de.
Was die Ehrenamtlichen dort erlebt haben, macht ihnen große Sorgen. „Einige Jugendliche können nicht mit einem Kondom umgehen“, sagt Annika Appelkamp-Decker aus dem Vorstandsteam der Aids-Initiative. Vor Corona sei das anders gewesen.
Teenager wissen weniger über Sexualität und HIV Bescheid
Warum Teenager weniger über Sexualität Bescheid wissen, hat aus Sicht der Initiative mehrere Gründe. Annika Appelkamp-Decker glaubt, dass die Jugendlichen durchaus sexuell aktiv sind. Doch im Unterricht werde nicht mehr so viel über das Thema gesprochen und Einrichtungen wie Pro Familia oder eben die Aids-Initiative seien eben wegen der Pandemie kaum in Schulen gewesen. Themen wie HIV und Geschlechtskrankheiten seien weniger präsent – obwohl die Gesellschaft offener wirke und immer mehr Menschen ihre Sexualität offen ausleben könnten. „Die aktuelle Situation ist eine neue Herausforderung“, so Appelkamp-Decker.
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Fest stehe: Ohne Aufklärung gelinge keine Prävention. Mögliche Folge: ein unbedachter Moment, der alles verändere, gleich ob durch HIV oder eine andere Geschlechtskrankheit.
Initiative wünscht sich mehr Unterstützung vom Land
HIV sei zwar kein Todesurteil mehr, doch die Einschränkungen, die das Virus mit sich bringe, seien enorm. „Es geht nicht nur um die Lebenserwartung, sondern auch um die Lebensqualität“, so Terjung. Und heilbar sei die Krankheit nicht. Die Aids-Initiative fürchtet, dass die Erkrankten-Zahl künftig wieder steigen. Auch wüssten nicht alle, dass man sich nicht durch einen Händedruck oder eine Umarmung infiziere.
Die Initiative wünscht sich mehr Unterstützung vom Land. Seit 2006 habe es keine Erhöhung der Zuweisung gegeben. „Das kommt einer Kürzung gleich“, so Terjung angesichts gestiegener Kosten.
Niederschwellige Angebote wie HIV-Schnelltests
Neben Aufklärung stemmt die Initiative niederschwellige Angebote. Neu ist ein kostenloser Aids-Schnelltest. Wer den machen möchte, kann sich in Gevelsberg melden. Zwar bietet auch das Gesundheitsamt in Gevelsberg ein anonymes und kostenloses Angebot für einen Test, aber in den Räumen der Initiative sei mehr Privatsphäre gewahrt, weil in dem Haus verschiedene Angebote untergebracht seien.
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Vor Corona kam bei der Initiative eine dreistellige Zahl an Anrufen an, im Jahr 2021 waren es zwölf, „vielleicht 15“, sagt Terjung, der betont, dass die Aufklärungsarbeit auch für bereits Erkrankte wichtig sei, die durch Unwissenheit unter Vorurteilen zu leiden hätten.