Hattingen. Kaan Öztürk von der Kö Immobilien GmbH in Hattingen blickt auf ein turbulentes Jahr zurück. Wie sich der Markt gewandelt hat und was er erwartet.
Kaan Öztürk aus Hattingen hat mit seiner Kö Immobilien GmbH ein turbulentes Jahr hinter sich. Unerfreuliches konnte er für sich abschließen – und neue Wege gehen.
„Nach fünf Jahren endlich ist das Verfahren gegen mich wegen Steuerhinterziehung vorbei“, freut sich Kaan Öztürk. Das Verfahren wurde eingestellt. Daran habe er nie gezweifelt, sagt er, dennoch sei es gut, dass die Vorwürfe endlich vom Tisch seien. Er habe aber gespürt, wie viele ihm eine Verurteilung gegönnt hätten. „Wir sind eine Neidgesellschaft geworden“, bedauert er.
Hattingen: Kaan Öztürks Immobilienjahr war turbulent
Angefangen hat er im Jahr 2022 ein Studium. Das Fach: Immobilien-Ökonomie. „Das studiere ich an der Akademie der Immobilienwirtschaft Stuttgart. Ich bin ganz froh, dass durch Corona jetzt die Seminare online laufen. Das mache ich immer freitags und samstags. Nur zu den Klausuren muss ich hin.“ Die erste Runde hat der 36-Jährige bestanden. Zwar sei das Lernen neben der Arbeit schon anstrengend, aber „ich wollte das unbedingt machen. Denn wenn ich etwas mache, dann will ich das überdurchschnittlich gut machen“, erklärt der Hattinger.
Auf dem Immobilienmarkt habe sich im Jahr 2022 vieles geändert. Er fasst das so zusammen: „Das ist von einem Verkäufermarkt zu einem Käufermarkt geworden.“ Die Kaufpreise würden sinken, die Zinsen steigen.
Bei Mietwohnungen achten Menschen mehr auf Nebenkosten
Öztürk vermietet außerdem zahlreiche Wohnungen in Hattingen. Auch hier spürt er Veränderungen: „Die Menschen achten mehr auf die Nebenkosten. Früher kam die Frage irgendwann im Gespräch, heute gleich zu Beginn.“ Und: Weniger Menschen dächten offenbar über einen Umzug nach. „Meldeten sich früher auf ein Angebot 30 bis 40 Interessenten, so sind es jetzt inzwischen fünf.“ Dabei würden die Menschen die Energiekrise wirklich erst im kommenden Jahr spüren, wenn dann die Nebenkosten-Abrechnungen kämen.
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Die höheren Nebenkosten würden auch den Vermietern Probleme bereiten: „Wenn es in einem Haus eine Zentralheizung gibt, wendet sich das Energieunternehmen an den Vermieter. Zahlt ein Mieter nicht, muss der Vermieter sehen, wie er das Geld bekommt. Das könnte zu einer Klagewelle führen.“
Blick in die Zukunft
Wenn er in die Zukunft blickt, fürchtet er, dass viele Menschen, die bei niedrigen Zinsen 2014/2015 gekauft hätten mit einer zehnjährigen Zinsbindung, ihr Eigentum wieder veräußern müssten, „wenn dann 2024/2025 die Zinsbindung ausläuft und die Zinsen möglicherweise bei knapp fünf Prozent liegen. Das wird für viele eine Katastrophe bei engen Kalkulationen.“
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Acht Mitarbeitende zählt die Kö Immobilien GmbH inzwischen. Und hat gestiegene Baukosten wie Lieferengpässe in 2022 zu spüren bekommen. „Teilweise habe ich für die Baustellen keine Türgriffe bekommen. Dann bin ich selbst zu zwei, drei Baumärkten gefahren, um zu gucken, ob es etwas gibt, aber es gab nichts“, sagt Öztürk.
Friedhofskapelle für Lebensgefährtin gekauft
Im kommenden Jahr will Kaan Öztürk sein Diplom als Immobilienökonom in der Tasche haben. „Vielleicht mache ich dann noch mit einem Master weiter. Mal sehen.“ Dass es für Investoren schwieriger wird, schreckt ihn nicht: „Ich habe in Welper an der Thingstraße das Gebäude gekauft, in dem Netto ist. Die brauchen mehr Platz, ich würde das Gebäude gern erweitern. Ich hoffe, dass die Stadt da mitspielt.“
In 2022 hat er noch ein Objekt gekauft, das ihm sehr am Herzen liegt: die Friedhofskapelle auf dem städtischen Friedhof in Bredenscheid-Stüter. „Familienangehörige meiner Lebensgefährtin sind dort begraben. Sie wollte gern einen Abriss dort verhindern und die Kapelle erhalten. Ich möchte sie umbauen als Wohnhaus und dann vermieten.“