Hattingen/Witten. Das Ende der Kontaktnachverfolgung für die Gastronomie etwa sorgte in Hattingen und Witten für Aufregung. Sie war bislang aber kaum erforderlich.

Als das NRW-Gesundheitsministerium jüngst die Kontaktnachverfolgung für Restaurants, Veranstaltungen und Hotels gestrichen hat, gab es großen Alarm und Unverständnis im Gesundheitsamt des Kreises. Weil keine Daten mehr vorliegen, lautet die Frage natürlich: Wie sollen denn die Kontakte nachverfolgt werden, wenn ein Infizierter eine große Veranstaltung besucht hat? „Das bedeutet erhebliche Mehrarbeit für unser Gesundheitsamt“, hatte Pressesprecher Ingo Niemann mitgeteilt.

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Keine digitale Kontaktverfolgung bisher im EN-Kreis

Was aber auch beachtet werden sollte: Bislang hat das Gesundheitsamt zweimal Kontakte per Papierlisten verfolgt, nicht ein einziges Mal digital – seit Pandemiebeginn.

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Das Ministerium stellt klar: „Wichtig ist zu unterscheiden: Die Kontaktpersonen-Nachverfolgung der Gesundheitsämtern bei Infektionen wird ausdrücklich fortgesetzt. Ein Ende der Datenerfassung im Freizeitbereich ist nicht gleichzusetzen mit einem Ende der Kontaktpersonen-Nachverfolgung. Diese stößt bei weiter zunehmenden Inzidenzen möglicherweise an ressourcenbedingte Grenzen, aber hier gibt es durch die Coronaschutzverordnung keine Änderungen.“

Zahl der Geimpften verändert die Grundlage

Dies weist auch Kreissprecherin Lisa Radtke nicht von der Hand. Sie macht aber eine Befürchtung der Verwaltung deutlich: „Bislang hatten wir entweder alles geöffnet oder hohe Inzidenzen. Jetzt ist erstmals alles offen bei gleichzeitig steigenden Infektionszahlen.“

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Eine Sache, die das Ministerium anders bewertet: „In diesem Zusammenhang muss noch mal auch den Hintergrund der Meldelisten eingegangen werden. Diese wurden gefordert, als nur ein kleiner Teil der Bevölkerung, insbesondere hochvulnerable Gruppen geimpft waren. Die Wahrscheinlichkeit, Infektionsketten aufzudecken war vergleichsweise hoch. Heute sind rund 62 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, 820.000 Personen gelten als Genesen. Eine Personenkontaktverfolgung bei Großveranstaltungen und Gastronomie würde also in vielen Fällen zu geimpften oder genesenen Personen führen – die Aufdeckung von Infektionsketten steht in keinem Verhältnis zum betriebenen Aufwand.“

„IRIS Gateway“ wird vom Land NRW vorangetrieben

Händler und Gastronomen aus Hattingen hatten bereits hinter vorgehaltener Hand darüber spekuliert, dass die Kontaktnachverfolgung aufgegeben werde, weil das Land sein digitales System „IRIS Gateway“ nicht als Laufen kriegt. Das Ministerium teilt nun mit, das Gate, an das Apps zur Kontaktverfolgung angeschlossen werden können, werde weiter fortgeführt.

Testphase der Luca-App jetzt beendet

Plangemäß wurde die Testphase der Luca-App zur Kontaktnachverfolgung am 31. August beendet. Der EN-Kreis hatte bereits Anfang Juli deutlich gemacht, dass er keine weitere Kooperation mit den Machern anstrebt.Das hat besonders die Händler und Gastronomen getroffen, die sich bereits auf die populäre, aber auch wegen mehrerer Sicherheitslücken umstrittene App, eingestellt hatten.Der EN-Kreis macht deutlich, dass er lieber auf das vom Land unterstützte IRIS Gateway einsetzen. „Rund 60 Kontaktnachverfolgungs-Apps sind mit diesem System kompatibel“, erklärt Krisenstableiterin Astrid Hinterthür.

Zum 19. August sind sieben Kontaktnachverfolgungs-Apps und 13 Gesundheitsämter an IRIS angeschlossen. Bei 23 weiteren Gesundheitsämtern, darunter das des EN-Kreises, ist der Prozess der Anbindung in die Wege geleitet. „Für die Apps und die Gesundheitsämter ist die Nutzung der Gateway-Lösung IRIS connect kostenlos. Die Kosten für die Bereitstellung von etwa 100.000 Euro übernimmt das Land. Die Folgekosten hängen unter anderem davon ab, wie viele Bundesländer sich für die Nutzung von IRIS connect entscheiden.“

Ob das alles tatsächlich noch notwendig ist, wenn im Freizeitbereich keine Kontaktverfolgung mehr notwendig sein soll? Die Antworten auf diese Frage werden wohl erst die kommenden Monate liefern.

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