Hattingen. „Futur 21“ in Hattingen hat überzeugt: durch spektakuläre Kunst und Zusammenbringendes. Und durch die fesselnde Wortkunst von „Wortlaut Ruhr“.
Das Medienkunst-Spektakel „Futur 21“ im LWL-Industriemuseum Henrichshütte hat die Menschen zusammengebracht, hat spektakuläre Kunst gezeigt und der Kultur endlich wieder eine Bühne geboten. Die Gruppe „Wortlaut Ruhr“ etwa hat am Abschluss-Wochenende einen fesselnden Poetry-Slam-Abend geboten.
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Sebastian Rabsahl aka Sebastian 23 führt als Moderator durch das Programm, tatkräftig unterstützt von DJ Kleinradhuelse. Allerdings hat dieser Abend eher den Charakter einer Lesung, ein „Sieger“ wie sonst bei Poetry Slams üblich, wurde nicht gekürt.
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Bunt und abwechslungsreich haben sich die jungen Poetry Slammer ihre Gedanken zu aktuellen Themen gemacht, Perspektivenwechsel regen dabei auf witzige Art zum Nachdenken an. Auf dem Programm stehen sowohl „große“ Probleme wie der Klimawandel als auch die kleinen Dinge des Alltags.
Über die kleinen Dinge des Alltags
Auf die konzentriert sich Alina Schmolke. „Das große Thema Zukunft – dann schreiben alle über Klima und Energie. Was soll ich dazu sagen, das andere nicht schon viel besser gesagt haben“, meint sie offen. „Ich erzähle lieber über mein eigenes Leben.“ Und das sieht anders aus als zunächst gedacht. Die Selbstfindungsphase holt sie nach, denn sie hat natürlich nicht mit 21 den Bachelor fertig. Und es muss nicht zwingend Australien sein, Norwegen ist auch gut. Ein paar Tattoos kommen dazu, auch wenn sie dadurch auf der Liste von Omas Erben immer weiter nach unten rutscht – aber kein Nasenpiercing, darauf ist sie stolz.
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Ein absurdes Ärgernis ist die Standardfrage in Bewerbungsgesprächen: „Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?“ Wo sie doch nicht mal weiß, was sie morgen frühstückt. In rasendem Tempo liest die junge Slammerin, doch ohne sich zu verhaspeln. Auch ihr zweiter Text dreht sich um Persönliches. Sehr authentisch erzählt sie, wie und warum sie ihre Brustverkleinerung durchgezogen hat. Schließlich wollte sie nicht immer die „mit den dicken Titten“ sein.
Die Zukunft: das „Museum für Museumskultur“
Jann Wattjes’ Text berichtet mit trockenem Humor über die Zukunft, genauer das „Museum für Museumskultur“. Die Menschen haben inzwischen einen alternativen Energieträger gefunden, allerdings ist der „Krebs erregend“ – er bringt die gleichnamigen Tiere dazu, alles kaputt zu rammeln.
Über „Futur 21“
Zum ersten Mal hat es das Medienkunst-Spektakel „Futur 21“ in den 16 Industriemuseen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe gegeben. Höhepunkt in Hattingen war das spektakuläre Kunstwerk des Medienkünstlers Refik Anadol, der eine gewaltige Datenskulptur geschaffen hat. Ob es eine Wiederholung gibt, stehe noch nicht fest, so Museumsleiter Robert Laube.
Malte Küppers dagegen blickt in seinem Text „Mein Freund ist endlich tot“ in seine Kindheit zurück. Die Natur schaut er sich lieber im TV an und ein Walt-Disney-Film inspiriert ihn zu seinem Berufswunsch Jäger, denn dann kann er die Evolutionsfehler korrigieren.
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Auch Flemming Witt reflektiert über die Kindheit – seine eigene und die seines kleinen Sohnes, die er in der Vaterrolle maßgeblich gestalten kann – und natürlich will er da alles anders machen als seine Eltern.
Den Text der erkrankten Lisa Brück über Vollzeitidealisten trägt Miedya Mahmod vor. In ihrem eigenen Text denkt sie über die Rolle der Kunst nach. Sie kommuniziert die negativen Fakten, macht Hoffnung und ermutigt zu Utopien