Hattingen. In der Galerie des Kunstvereins Hattingen zeigt Egon Stratmann neun Original-Aquarelle. Sie sind Teil eines besonderen Multi-Media-Erlebnisses.

Es ist ein wirklich außergewöhnliches Projekt, das der Kunstverein Hattingen derzeit präsentiert: Ein Multi-Media-Erlebnis erwartet die Besucherinnen und Besucher in der Galerie „Neue Räume“, das Farben hör- und Melodien sichtbar macht. Neun großformatige Original-Aquarelle des Welperaner Künstlers Egon Stratmann nämlich, inspiriert von den neun Sätzen des berühmten Orgelwerks „La Nativité du Seigneur“, Die Geburt des Herrn, sind dort zu sehen, und zu diesen erklingt digital die von Olivier Messiaen komponierte Sakralmusik.

In jeden Satz hineingehört, ja hineingefühlt

Das Orgelwerk, das 1935 Messiaens internationalen Ruhm als vielleicht bedeutendstem Orgelmusik-Komponisten des 20. Jahrhunderts begründete, lief im Atelier von Egon Stratmann dabei während der Arbeit an seinen Aquarellen wochenlang immer wieder. Für seine großformatigen farbenfrohen Malereien, sagt der Hattinger selbst, habe er sich schließlich in jeden Satz hineingehört, ja hineingefühlt. Die Wirkung der Orgelklänge auf ihn hat er dabei nicht nur bildlich verarbeitet, Egon Stratmann offenbart sie den Ausstellungsbesuchern zudem anhand von Erläuterungen zu seinen einzelnen Malereien. Diese Schrifttafeln enthalten zudem Farbaussagen zu jedem einzelnen der neun Sätze des Synästhetikers Messiaen, der Farben auch hören konnte.

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Egon Stratmann geht den umgekehrten Weg, verarbeitet Klang- zu Malkunst. Da ist zum Beispiel sein Aquarell zu Satz eins: „La vierge et l’enfant“, Die Jungfrau und das Kind. Die drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau bestimmen die Farbigkeit dieser Arbeit, im Großkreis des Ewigen wird dabei das Rot zur Rose, aus der das Heil Christus erwächst. Die Orgelklänge sind derweil ruhig wartend, sich dann ausbreitend, leicht bewegend, erläutert Stratmann, wie er die Musik Messiaens empfunden hat.

Margareta Lohkamp und ihre Tochter Friederike Lohkamp betrachten in der Galerie „Neue Räume“ in Hattingen Egon Stratmanns Arbeit zu Satz acht des berühmten Orgelwerks „La Nativité du Seigneur“, Die Geburt des Herrn. „Les Mages“, Die Weisen, heißt sie.
Margareta Lohkamp und ihre Tochter Friederike Lohkamp betrachten in der Galerie „Neue Räume“ in Hattingen Egon Stratmanns Arbeit zu Satz acht des berühmten Orgelwerks „La Nativité du Seigneur“, Die Geburt des Herrn. „Les Mages“, Die Weisen, heißt sie. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Symbolisch die schmückenden Königsmäntel der drei Waisen ins Bild gesetzt

Oder Stratmanns Arbeit zu Satz acht: „Les Mages“, Die Weisen. In dieser Arbeit erstrahlen die Farben Rot, Blau und Violett-Blau im Licht. Diese stellen symbolisch die schmückenden Königsmäntel der drei Waisen aus dem Morgenland dar, die auf dem Weg sind zum neugeborenen König der Welt, zu dem der golden gemalte Stern in der oberen Bildhälfte sie hingeführt hat. Die Orgelklänge, so Egon Stratmann, unterstreichen dieses Auf-dem-Weg-Sein. Harmonien sind wie Schritte, kurz nur unterbrochen durch ganz sanfte weiche Klänge, die an ein Wiegenlied erinnern.

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Wer mag, kann Stratmanns Aquarelle nur betrachten, die Texte daneben lesen. Oder sich davor oder danach im hintersten Raum der Galerie noch Zeit nehmen und sich das rund 55-minütige Orgelwerk anhören, zu dem die Stratmannschen Werke auf einer Leinwand eingespielt werden.

Multi-Media-Ereignis feiert in Hattingen eine Art Vorpremiere

Das Multi-Media-Ereignis feiert in Hattingen dabei eine Art Vorpremiere, im September wird dann Jürgen Kursawa, Professor für Kirchenmusik an der Musikhochschule in Düsseldorf, an der Klais-Orgel aus Bonn in der imposanten Atmosphäre der Konzerthalle von Taipeh Messiaens Orgelwerk vor wohl mehreren Tausend Zuhörerinnen und Zuhörern vortragen. Egon Stratmanns Aquarelle werden dort dann mittels Lichtprojektion eingespielt.

Öffnungszeiten, Eintritt, Finissage

Die Muli-Media-Ausstellung in der Galerie „Neue Räume“, Bahnhofstraße 18a, mit Aquarellen von Egon Stratmann läuft bis einschließlich zum 24. Juni 2022. Die Finissage findet am 24. Juni um 17 Uhr statt.Die Ausstellung darf gemäß den aktuellen Corona-Bestimmungen betreten werden. Der Eintritt ist frei.Öffnungszeiten: donnerstags und freitags, 16-18 Uhr, samstags und sonntags 15-18 Uhr.

Stratmann selbst, der bereits vor einigen Jahren ein multimediales Gemeinschaftswerk mit Jürgen Kursawa zum Thema Kreuzweg gestaltet hat, wird in Taipeh nicht vor Ort sein. Aber vielleicht, so der Künstler, werde er das Multi-Media-Ereignis ebendort per Video oder Ähnlichem verfolgen.