Hattingen. Ein 25-jähriger Hattinger soll die Kleidung seiner Freundin in Brand gesetzt haben. Jetzt geht er dafür acht Monate in Haft. So lief der Prozess.
Wegen vorsätzlicher Körperverletzung hat Richter Johannes Kimmeskamp den 25-Jährigen B. zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.
Für die Justiz ist der Angeklagte kein Unbekannter, das Strafregister des jungen Mannes ist schon beachtlich: Wegen Körperverletzung verbüßte er bereits zehn Monate im Jugendarrest, wegen Betrugs musste er sich verantworten, bis Ende Mai dieses Jahres steht er außerdem noch unter Bewährung. Da sahen weder Staatsanwältin, noch Richter die Möglichkeit, die neue Strafe zur Bewährung auszusetzen.
Die 21-Jährige landet im Krankenhaus
Am 13. Juli 2020 will seine Freundin die Wohnung verlassen. Das aber passt dem 25-Jährigen nicht. Nagellackentferner ergießt sich über die Freundin, die Kleidung brennt. Die 21-Jährige erleidet Brandverletzungen, landet für mehrere Tage im Krankenhaus.
Die Schilderungen, wie das passiert sein soll, gehen weit auseinander. Dann rennt die junge Frau auf die Straße zur Bushaltestelle. Mehrere Zeugen schildern vor Gericht die Situation identisch.
Der Angeklagte habe seiner Freundin gegen den Kopf geschlagen, sie mit Druck in einen Sitz gestoßen und wieder hochgerissen. Der 25-Jährige habe gesagt, „lass uns in Ruhe, ich habe keine Probleme, jemanden abzustechen“, erklärte eine Zeugin, die den Streit unmittelbar mitbekam. B. habe die junge Frau im Nacken gepackt, sie als Schlampe beschimpft und kräftig gestoßen, sagten andere Zeugen aus. Sie habe geschrien und einen sehr verängstigten Eindruck gemacht.
„Er hat mich nur an der Hand festgehalten“
Als Richter Kimmeskamp die Geschädigte, die als Zeugin geladen war, auffordert, die Situation zu schildern, hört sich alles sehr harmlos an. „Er hat mich nur an der Hand festgehalten“, erklärt die 21-Jährige. Auch gedroht habe er nicht.
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Das allerdings bringt den Richter in Rage. „Sie sind hier als Zeugin geladen und haben die Pflicht, die Situation so zu schildern, wie sie war. Sie haben hier die Wahrheit zu sagen“, fordert Kimmeskamp die junge Frau auf, die ein Kind von ihrem Freund erwartet. Dann liest er ihre Aussage vor, die sie am Tattag bei der Polizei gemacht hat.
„Sie war verängstigt und nicht mehr zu beruhigen“
Die hört sich komplett anders an. Da hat sie ausgesagt, B. hätte sie im heftigen Streit am Nacken gepackt, Nagellackentferner über sie geschüttet und angesteckt. Ein Polizist, der damals gerufen worden war, schildert die Situation. Er sei zu dem streitenden Paar gerufen worden. B. habe die Frau gegen ihren Willen festgehalten. „Sie war verängstigt und nicht mehr zu beruhigen.“ Zu ihrer eigenen Sicherheit sei sie mit zur Wache genommen worden.
Drohungen habe er nie ausgesprochen
Zum Thema Brandverletzungen durch entzündeten Nagellackentferner habe sie auf der Wache zunächst ausgesagt, die Flüssigkeit sei aus Versehen ausgelaufen und durch eine Zigarette entzündet worden. Später habe sie zugegeben, dass die Brandverletzung in Zusammenhang mit dem häuslichen Streit entstanden sei. „Sie sah sehr verängstigt aus. Wir hatten den Eindruck, dass sie nicht aussagt, weil sie Angst vor weiteren Taten hat.“
Der Angeklagte allerdings beurteilt die Lage bis zum Schluss ganz anders. „Es war ein häuslicher Streit, es hat sich alles schon wieder eingerenkt.“ Drohungen habe er nie ausgesprochen. „Ich habe ihr geholfen, sonst wäre sie verbrannt.“
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