Hattingen. Am ersten Tag, an dem die Corona-Schnelltest-Zentren Geld verlangen, fließen in Hattingen auch Tränen. Warum viele Eltern mit Kindern kommen.
Wieso muss ich den Coronatest jetzt selbst bezahlen? Das haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Teststellen in Hattingen am Montag mehr als einmal gehört. „Viele haben gar nicht mitbekommen, dass in den meisten Fällen der Staat die Kosten nicht mehr übernimmt“, sagt Ralf Heinzinger, der die Teststellen im Krämersdorf und bei Kaufland betreibt. Auch Ralph Hebben von der Teststelle an der Kreisstraße bestätigt die Erfahrungen.
Mit gemischten Gefühlen wurde auf die Umstellung reagiert. „Manche sind richtig wütend gewesen, andere haben es mit Gelassenheit aufgenommen“, erklärt die Teststelle an der Augustastraße. Aber insgesamt sei doch festzustellen, dass tatsächlich viel Unkenntnis in der Bevölkerung gibt.
Zum Beispiel habe eine ältere Dame, die zum Test in die Augustastraße gekommen war, geweint, weil sie die 15 Euro aus der eigenen Tasche bezahlen muss. Ihr Mann liegt im Krankenhaus. Sie besucht ihn jeden Tag besucht und die Ausgaben tun jetzt richtig weh. Andere, die sich nicht impfen lassen dürfen, waren gar nicht informiert, dass sie vom Arzt ein Attest bekommen können und dann von der Selbstzahlung befreit sind. Wie Kinder und Schwangere beispielsweise.
Für Vergnügungen testen lassen
Die meisten, die am Montag, dem ersten Schulferientag, in den Teststellen vorsprachen, waren Erwachsene, die die Kinder testen lassen wollten. So wie Lina, die sonst in der Schule alle zwei Tage getestet wird. Sie war völlig aufgeregt, weil es noch am Montag mit den Eltern in eine Jugendherberge in Winterberg gehen sollte. Dafür brauchte sie den Test. Sie freute sich schon sehr auf ein großes Schwimmbad mit riesiger Rutsche und nahm es gelassen hin, dass sie sich für solche Vergnügungen wohl öfter testen lassen muss.
Es seien nicht immer Impfgegner, die zum Test kommen. Oft hätten die Menschen auch einfach Angst vor den Folgen und wollen aus dem Grunde den Piks vermeiden, erklären die Zentren. Während viele sehr aufgeschlossen akzeptieren, dass ab jetzt der eigene Geldbeutel aufgemacht werden muss, drehten sich andere auf dem Absatz um und sind wieder gegangen. „Selbst werde ich den Test nicht bezahlen“, war von einigen zu hören.
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„Von den ungefähr 100 Personen, die bis Montagmittag zum Testen zu uns gekommen sind, mussten 13 selbst bezahlen“, sagt Ralf Heinzinger. „Grundsätzlich waren die Menschen aber freundlich.“
Wie im Sommerschlussverkauf
80 Prozent seien auch bei ihm Kinder gewesen, die sonst ja alle zwei Tage in der Schule getestet werden. Sie lassen sich testen, weil sie in den Ferien etwas unternehmen, in Freizeitparks fahren oder mit den Eltern mal ins Restaurant gehen.
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Ralph Hebben hat am Sonntag, bevor auf das Selbstzahlen umgestellt wurde, einen regelrechten Ansturm erlebt. „Es war hier wie im Sommerschlussverkauf“, sagt er. Auch in seinem Testzentrum ließen sich deutlich mehr Menschen testen, als an den vergangenen Sonntagen. Eigentlich lief die Umstellung ruhig ab. Allerdings berichten auch einige Zentren von weniger schönen Erfahrungen.
Da gab es hin und wieder Personen, die angedroht haben, sich dann illegal Impfausweise zu besorgen, obwohl sie gar nicht geimpft seien. Denn sie sähen überhaupt nicht ein, in die eigene Tasche zu greifen, um die Testergebnisse zu bekommen.