Hattingen. Susanne Abel liest aus ihrem Bestseller „Stay away from Gretchen“ im Stadtmuseum in Hattingen. Es geht um Demenz, Rassismus und Krieg.
„Stay away from Gretchen“ heißt der erste Roman von TV-Regisseurin und Drehbuchautorin Susanne Abel, mit dem sie spontan die Bestsellerlisten stürmte. Jetzt stellte sie ihr Buch auf Einladung der Volkshochschule im Stadtmuseum vor.
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Ein hochbrisantes und lange Zeit tabuisiertes Thema behandelt die Autorin hier in zwei sicher geführten Handlungssträngen, zwischen denen sie immer wieder hin und her wechselt: die alleinerziehenden Mütter der Nachkriegsjahre und ihre „Mischlingskinder“, deren Väter ungeachtet des offiziellen Fraternisierungsverbotes afroamerikanische GIs waren.
Der Moderator und die Demenz
Leise und unaufgeregt liest Susanne Abel und bringt ihren Zuhörern den erfolgreichen Kölner TV-Moderator Tom Monderath und seine 84-jährige Mutter Greta näher. In das scheinbar so geordnete und erfolgreiche Leben des Prominenten bricht zunächst die Schockdiagnose „Demenz“ ein. Und konfrontiert ihn mit den Erinnerungen seiner Mutter, die immer mehr durchbrechen, als er sich mit ihr auseinandersetzen muss. Denn manchmal ist sie fit und aktiv, lebt ganz im Hier und Jetzt; ein andermal taucht sie völlig in ihr früheres Leben ab. Auslöser dafür sind alte Fotos, aber auch Fernsehnachrichten mit Bildern der syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge im Jahr 2015.
Kindheit im Krieg
Gretas Kindheit in Preußisch Eylau bei Kriegsausbruch kommt zur Sprache, bei der sie mit kurz geschorenen Haaren als Junge verkleidet war. Dann die Flucht und die Zeit im alten Bienenhaus ihrer Tante in Heidelberg, deren Villa von amerikanischen Offizieren belegt ist. Und nach und nach erfährt Tom von ihrer Beziehung zu dem afroamerikanischen GI und Trompeter Bob – von dem Rassismus, mit dem er konfrontiert war, und von seiner Schwester in Amerika, die seine Mutter fortgeben musste. Denn die Army sorgte dafür, dass Bob aus Deutschland verschwand.
Die Gretchen-Bücher
Susanne Abel setzte als Regisseurin und Autorin zahlreiche Dokumentationen für das Fernsehen um. Sie studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin und lebt heute in Köln.Ihr Romandebüt „Stay away from Gretchen“ (ISBN: 978-3-423-28259-8) erschien im März 2021 und stürmte sie die Spiegel-Bestsellerliste. Im Juni 2022 soll der zweite Teil der „Gretchen-Reihe“ erscheinen unter dem Titel „Was ich nie gesagt habe – Gretchens Schicksalsfamilie“ (ISBN: 978-3-423-29023-4).
In der anschließenden Diskussion im Stadtmuseum spricht Susanne Abel über die knapp 5000 „Mischlingskinder“, die ab 1952 schulpflichtig wurden und anders als die weißen Besatzungskinder in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerieten.
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Sie hat ausführlich zu dem Thema recherchiert, mit Zeitzeugen gesprochen, aber auch inzwischen im Internet zugängliche Tagebücher gelesen. „Beim Schreiben hab’ ich gemerkt, dass ich in die Menschen reinkrieche.“ Deshalb wirken ihre Sprache und ihre Charaktere wohl auch so authentisch und berührend.
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