Hattingen. Schriftsteller Jan Zweyer hat eine Mittelalter-Geschichte geschrieben, die in Hattingen spielt. In der Altstadt besucht er Spielorte.
„Irgendwo hier muss es gewesen sein“, sagt der Schriftsteller Jan Zweyer. Wo genau aber „das Haus der grauen Mönche“ stand, ist umstritten. In der Nähe der St. Georgs-Kirche, da ist sich Zweyer sicher – vielleicht in der Kirchstraße. Im Mittelalter lebten hier die Mönche des Dominikaner Ordens. „Die gingen dahin, wo es weh tut“, so Zweyer. „Auch zu den Waisen.“ Grund genug, seine neue Trilogie nach diesem Hattinger Gebäude zu benennen.
Der Protagonist ist der Waisenjunge Jorge aus dem Ort Linden. Als Waise war er ganz unten auf der sozialen Leiter. Die Mönche nahmen ihn auf, boten ihm Schutz und Bildung. Jorge konnte sich entwickeln. Er freundet sich mit Marlein an – ein Mädchen aus gutem Hause. Aber selbst als Kaufmannstocher bleibt ihr das Lesen und Schreiben verwehrt. Jorge bringt es ihr heimlich bei. Die Freundschaft wird zur Liebe. „So etwas musste auf jeden Fall in die Geschichte“, erzählt der Autor. Für einen spannenden Mittelalter-Roman braucht ein Schriftsteller auch einen Bösewicht und die Religion, meint Zweyer.
„Einen historischen Roman, der hier spielt, hat es noch nicht gegeben“, glaubt Zweyer. Der Herner hat sich in diese Stadt verguckt – vor allem die Altstadt hat es ihm angetan: „Wenn ich Besuch von auswärts habe, schleppe ich die immer hierher. Die sollen sehen, dass es hier nicht nur Industrieromantik gibt.“ Beim Schreiben lerne er viel über die Geschichte der Stadt, berichtet der Herner Autor. Dazu gehörten Gespräche mit dem Stadtarchivar Thomas Weiß. Zweyer musste auch Bücher wälzen, unter anderem eins des Hattinger Heimatpflegers Heinrich Eversberg. „Mein Ehrgeiz ist es, so genau wie möglich zu recherchieren, damit es für den Laien plausibel ist.“ Im europäischen Mittelalter gab es keine Kartoffeln, Tomaten oder keinen Tabak.
Die einzelnen Bücher aus der Trilogie können zwar für sich stehen. Aber die Geschichten bauen aufeinander auf. Geplant war zunächst ein Buch, aber mit mehr als 1300 Seiten wäre es zu dick geworden. „Da ich sowieso eine inhaltliche Dreiteilung hatte, haben wir uns dazu entschlossen, drei Bücher daraus zu machen“, so der Autor. Im zweiten Teil verschlägt es den Helden ins Sauerland und dann in den Harz. Im dritten Teil spielt die Handlung in der Hansestadt Lübeck. Da Jorge dann bereits ein Händler. Dass Hattingen auch Teil der Hanse war, habe bei der Wahl des Spielortes auch eine Rolle gespielt. „Hier ist die Hanse noch erlebbar“, sagt Zweyer. Am liebsten würde Jan Zweyer eine Familienchronik daraus machen, sollte es die Zeit zulassen. Mit Hattingen als Ausgangspunkt.