Hattingen. Der Ausbildungsmarkt in Hattingen und dem EN-Kreis ist schwierig. Die Arbeitsagentur-Chefin erklärt, warum Jugendliche nicht aufgeben sollten.

Die Botschaft von Katja Heck, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen, die auch für Hattingen und den EN-Kreis verantwortlich zeichnet, ist klar: Obwohl das Ausbildungsjahr bereits im Oktober begonnen hat, ist der Zug für die Jugendlichen, die noch keine Lehrstelle gefunden haben, noch nicht abgefahren. Noch bis einschließlich Januar 2022 können sie einen Vertrag unterschreiben und auch noch in der Berufsschule einsteigen.

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„Ich kann nur jedem Jugendlichen Mut machen und sagen: Sie sind gewollt, wir brauchen Sie“, so Katja Heck. Der Blick in die Statistik macht eines deutlich: Im Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es noch 206 unbesetzte Ausbildungsstellen. Auf der Gegenseite stehen 122 Jugendliche, die noch keine Lehrstelle gefunden haben.

Jugendlichen werden nicht allein gelassen

Bei ihrer Stellensuche werden die Jugendlichen nicht allein gelassen. „Die Arbeitsagentur bietet individuelle Unterstützung und Begleitung nicht nur durch professionelle Beratung, sondern auch mit einer Förderung der schulischen Inhalte über ausbildungsbegleitende Hilfen. Ich kann allen interessierten Jugendlichen nur dringend empfehlen, sich bei uns zu melden“, wirbt Katja Heck um jeden jungen Menschen, der noch auf der Straße steht.

2021 wurden 1731 Ausbildungsstellen in EN angeboten

In diesem Ausbildungsjahr wurden bislang 1731 Ausbildungsstellen von den Arbeitgebern im EN-Kreis angeboten, 129 weniger als im Vorjahr (- 6,9 Prozent). Kreisweit nahmen 1999 Bewerber die Berufsberatung in Anspruch und suchten eine Ausbildungsstelle. Damit war ihre Zahl im Vergleich zu 2020 abermals wegen der Lockdown-Folgen, aber auch wegen generell sinkender Schülerzahlen um 105 rückläufig (- 5,0 Prozent).Jugendliche, die eine Ausbildung suchen, können sich jederzeit bei der Berufsberatung kostenfrei melden unter: 0800/4555500. Arbeitgeber können jederzeit freie Arbeits- und Ausbildungsplätze kostenfrei melden unter: 0800/4555520. Hier können sie auch Beratung zu Förderleistungen erhalten.

Das Problem ist, dass Betriebe und Jugendliche unterschiedliche Vorstellungen haben. Es herrscht eine Diskrepanz zwischen den tatsächlich von Unternehmen angebotenen und den bei Jugendlichen nachgefragten Lehrstellen. Diese gilt es zu überbrücken.

Katja Heck nennt als Beispiel den Bereich Verkauf. 16 junge Leute wollen Fachverkäuferin beziehungsweise Fachverkäufer im Einzelhandel werden. Dagegen stehen 15 unbesetzte Stellen. „Die Jugendlichen wollen dahin, wo es schicke Produkte gibt. Sie wollen zu Mediamarkt oder zu Douglas, aber nicht zu Aldi und Lidl.“ Angebot und Nachfrage passe da nicht zusammen, weil die Jugendlichen andere Wunschvorstellungen von ihrem künftigen Arbeitsplatz hätten.

Ausbildungsmarkt verändert sich

Der Ausbildungsmarkt verändert sich. Mussten sich früher Jugendliche in den Unternehmen um einen Ausbildungsplatz bewerben, so ist es heute immer wichtiger, dass die Ausbildungsbetriebe aktiv um die Gunst der Jugendlichen werben. „Der Ausbildungsmarkt kippt. Das ist aber noch nicht in allen Betrieben angekommen“, sagt die Agentur-Chefin.

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Corona ist für die Betriebe gerade in einer kritischen Zeit gekommen. Durch die demografische Entwicklung müssten die Unternehmen eigentlich gerade jetzt die Weichen für ihre betriebliche Zukunft stellen. Die Babyboomer-Generation steht kurz vor dem Renteneintrittsalter. In den kommenden Jahren werden sich immer mehr Beschäftigte aus dem Berufsleben in die Rente verabschieden.

Lücken müssen geschlossen werden

Die Lücken müssen geschlossen werden – auch durch die zusätzliche Ausbildung von Fachkräften. Doch das ist in den Jahren der Corona-Pandemie nicht eben einfacher geworden. „Berufsorientierung und Beratung konnten in den meisten Monaten nicht in den Schulen stattfinden, Ausbildungsbörsen fanden, wenn überhaupt, überwiegend digital und mit wesentlich weniger Teilnehmern statt, viele Praktika mussten ausfallen. Da waren viele Jugendliche verunsichert, hatten keine Idee zum Thema Wunschberuf und keine große Neigung, Bewerbungen zu schreiben. Auf der anderen Seite waren viele Betriebe seit Beginn der Pandemie wenig optimistisch, in manchen Branchen zeitweise gar in ihrer Existenz bedroht“, schildert Katja Heck die schwierige Ausgangslage.

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Auch deshalb ist der Chefin der Arbeitsagentur ein Lehrstellen-Endspurt so wichtig. „Es ist noch nicht zu spät für einen Ausbildungsstart – der Einstieg ist bis Ende Januar 2022 möglich“, so noch einmal der Appell von Katja Heck.