Hattingen. Das Konzert in St. Georg in Hattingen erinnerte an Henning Frederichs. Als Kontrast zu seinen Werken wurden Stücke von Bach gespielt.
„Brücken zu Bach“ nannten Geigerin Silke Frederichs und Ruth Forsbach an der Orgel ihr Konzert mit Werken von Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Henning Frederichs (1936-2003) am Samstagabend in St. Georg.
1974 Konzerte in St. Georg begründet
Das Konzert ist eine Hommage an den Gründer der St. Georgskonzerte, die Henning Frederichs als Organist von St. Georg 1974 ins Leben gerufen hat. Das erste Werk, das Depraefugium a-moll für Orgel von Henning Frederichs, entwickelt sich aus den Kontrasten von Fläche und Linie sowie hell und dunkel. Tiefe dräuende Orgeltöne und hell- sirrende, in sich kreisende Flächen bewegen sich gegeneinander, die Form ist hier das konstitutive Element.
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Magischer Sog des Flächenklangs
Die Flächen wirken wie ein magischer Sog, die lang gehaltenen tiefen Orgeltöne verstärken die kosmische Dimension des Werkes, das neben der Zwölftönigkeit auch an Stilelemente der Minimal Music erinnert. Dem stellt Geigerin Silke Frederichs die Sätze Andante und Allegro aus Johann Sebastian Bachs Sonate Nr. 2 a-moll BWV 1003 entgegen.
Brücke von Bach zu Frederichs
Die tiefen, melodischen Klanglinien mit ihrer für den Barock typischen Fortspinnungsmotivik lassen die Ähnlichkeit mit der linearen Struktur von Frederichs Depraefugium besonders hervortreten. In vier Choralvorspielen zur Passionszeit greift Frederichs immer wieder Themen von Bach als Stilzitate in seinen Kompositionen auf. „Loben sollen wir und ehren“ fällt durch den stockenden Rhythmus des dunkel getönten Themas auf, zu dem die leicht und transparent durch den Raum schwebenden Geigenklänge von Bachs „Christus der uns selig macht“ einen fesselnden Kontrast bilden.
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Wiegenliedartigen Themen wirken erlösend
Mitreißend ist die dunkle, fanalartige Klage in Frederichs „Ich steh’ an deinem Kreuz“, das Bezug auf Bachs Choralvorspiel nimmt. Erlösend wirken in diesen düsteren Klangwelten die weichen, fast schon wiegenliedartigen Themen der Sonate II A-Dur BWV 1015 für Violine und Orgel mit ihren subtilen, schön gestalteten Echoeffekten und farbigen Schattierungen.