Hattingen. Daniel Arnold organisiert die kostenlose Abgabe von Lebensmitteln in seinem Geschäft in der Innenstadt. Foodsharing Hattingen will wachsen.

Seit einigen Tagen gibt es die erste Foodsharing-Station in der Hattinger Innenstadt. Er habe sofort zugestimmt, als er gefragt wurde, ob sein Geschäft „Vegdaar“ als Standort für den sogenannten "Fairteiler" genutzt werden könne, erzählt Geschäftsführer Daniel Arnold.

„Ich habe mich nämlich schon früher mit der Foodsharing-Philosophie beschäftigt“, so der 26-jährige Veganer, der sein Geschäft mit veganen Lebensmitteln an der Großen Weilstraße betreibt. „Man rettet Lebensmittel vor dem Müll – das ist nachhaltig und deshalb toll.“

Viel Beifall in den Sozialen Medien

Mindestens einmal wöchentlich wird der "Foodsharing-Fairteiler" – vier grüne Kisten mit Infotafeln – mit Lebensmittelspenden von Kooperationspartnern wie Betrieben, Restaurants und Supermärkten gefüllt. „Jeder darf genießbare Lebensmittel hineinlegen oder sich etwas herausnehmen“, sagt Arnold.

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In den Sozialen Netzwerk habe es für den ersten Hattinger "Fairteiler" unfassbar viel positive Resonanz gegeben – im echten Leben laufe die Aktion aber eher zögerlich an, berichtet er. „In den ersten Tagen trauten sich viele erst nach einem netten Hinweis von mir und griffen zu.“

Noch ist die Hemmschwelle groß

Noch größer sei die Hemmschwelle, wenn die Kisten bei schlechtem Wetter in seinem Geschäft stehen und nicht davor. Arnold glaubt den Grund zu kennen: „Viele trauen sich nicht, nur für den ,Fairteiler' in den Laden zu kommen, dann aber nichts bei mir zu kaufen“, mutmaßt er, „auch wenn das völlig okay ist.“

Andere fühlten sich schlicht von der Aktion nicht angesprochen: „Der ,Fairteiler' hat gar nichts mit dem Einkommen zu tun, doch manche meinen, die kostenlosen Lebensmittel sind nur für Bedürftige bestimmt.“

Keine Konkurrenz zur Tafel

Diese Bedenken kennt Janna Wittpoth, Betriebsverantwortliche bei Foodsharing Hattingen: „Ich werde auch immer wieder gefragt, warum wir die Lebensmittel nicht der Tafel spenden“, erzählt sie.

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Der Verein sei aber keine Konkurrenz zur Tafel. Vielmehr solle er eine Lücke schließen, denn die Tafeln nehmen nicht alle Produkte an: „Unverpackte Produkte sind so ein Beispiel, im Gegensatz zur Tafel nehmen wir die an und retten sie so vor dem Müll.“

Der Verein arbeite auch extra nicht mit Kooperationspartnern der Tafeln, „weil wir Bedürftigen keine Produkte wegnehmen wollen – Bedürftige gehen vor.“

Foodsharing Hattingen will wachsen

„Foodsharing ist eine Umweltbewegung, eine Initiative gegen Lebensmittelverschwendung“, erklärt Wittpoth. „Der erste stationäre ,Fairteiler' in Hattingen ist ein Meilenstein für uns.“

Ein dreiviertel Jahr habe es von der ersten Idee bis zum Ziel gedauert. „Wir erhoffen uns damit, Foodsharing bekannter und sichtbarer zu machen, wir wollen wachsen.“ Initiativen in Nachbarstädten seien viel weiter, berichtet die 22-jährige Abiturientin. „Das wollen wir auch für Hattingen.“

2020 haben die Vereinsmitglieder den 2. Platz beim Krone-Engagementpreis der AVU erreicht. „Mit dem Preisgeld von 2000 Euro wollen wir weitere ,Fairteiler' in den Stadtteilen aufbauen.“

Den mobilen Verteiler gibt es nicht mehr

Angefangen hat die Hattinger Initiative 2019 mit dem Engagement von „Die Partei“-Fraktionschef Martin Wagner, der als Foodsharing-Botschafter einen mobilen Lebensmittel-Verteiler aus seinem Kofferraum heraus betrieb.

Wittpoth: „Das machen wir aber schon länger nicht mehr, der logistische Aufwand war einfach zu groß.“ Der neue stationäre "Fairteiler" bei „Vegdaar“ sei mit viel weniger Aufwand verbunden und für Interessierte eine verlässliche Anlaufstelle.

"Vegdaar"-Chef Daniel Arnold steht auch persönlich hinter dem Konzept: „Sich bewusst zu ernähren und nachhaltig zu leben, gehören für mich zusammen“, erklärt er, „Es bedeutet nicht nur gesunde, möglichst industriell unverarbeitete Produkte zu verzehren, sondern auch keine genießbaren Produkte wegzuwerfen.“

>>> Info: Foodsharing Hattingen

Foodsharing, die Initiative gegen Lebensmittelverschwendung, wurde 2012 in Berlin gegründet, mittlerweile engagieren sich in Europa etwa 200.000 Personen.

Bei Foodsharing Hattingen arbeiten aktuell 15 Aktive mit. Der Verein sucht weitere Mitglieder, die sich über die Facebook-Gruppe „Foodsharing Hattingen“ und über Foodsharing.de organisieren.

Zur Zeit kooperiert der Verein mit vier Betrieben, Restaurants und Supermärkten und sucht weitere Partner für regelmäßige oder auch spontane Abholungen. E-Mail: j.wittpoth@foodsharing.network

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