Hattingen.. Der Märkische Reit- und Fahrverein hat sich auf die Jugendarbeit konzentriert und bietet rund 100 Kindern die Möglichkeit, das Reiten zu lernen.
Wenn das liebe Geld nicht wär’, dann hätte Hans-Jürgen Piorreck viele Sorgen weniger. Im Moment ist da vor allem das Dach der Reithalle, das beim Ersten Vorsitzenden des Märkischen Reit- und Fahrvereins Hasslinghausen für Unruhe sorgt. „Ich habe Angst, dass uns das Dach etwa bei großer Schneelast über den Köpfen zusammen bricht“, so Piorreck. 600 000 Euro bräuchte er für die wichtigsten 800 Quadratmeter. Geld, das der Verein nicht hat.
Daher heißt es bei den Reitern, selbst mit anzupacken und nach Lösungen zu suchen, die ausschließlich mit eigenem Engagement umsetzbar sind. Denn der Verein will auch in Zukunft eine wichtige Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche sein. „Die Kinder fühlen sich hier wohl, wie auf einem Ponyhof im Fernsehen, einfach schön“, sagt Christa Przywara, im Verein zuständig für die Pressearbeit.
Vor allem in den Sommerferien sei in der vereinseigenen Reithalle an der Friedhofstraße mehr los, als auf manchem Schulhof während der Pause. Derzeit sind rund 100 Kinder und Jugendliche im Verein aktiv, laut Piorreck habe man sich inzwischen, in Zusammenarbeit mit der neuen Reitlehrerin Sabine Thamm, auf den Nachwuchsbereich spezialisiert. „Die Spitzenleistungen stehen daher nicht im Vordergrund, aber für die Kreismeisterschaften reicht es noch“, erklärt Hans-Jürgen Piorreck.
Für die Schützlinge – die jüngsten beginnen mit fünf Jahren und lernen beim Voltigieren, die Balance auf dem Rücken des Pferds zu halten – stehen 30 Pferde in den Stallungen an der Friedhofstraße. Die meisten sind kleine Ponys.
Dass sie in der Öffentlichkeit mit ihrem Engagement für die rund 100 Kinder nicht genügend wahrgenommen werden, stört Hans-Jürgen Piorreck und Christa Przywara gleichermaßen. Der Ärger richtet sich dabei auch an die Behörden. „In Sprockhövel muss niemand mehr auf einem Ascheplatz Fußball spielen“, sagt Piorreck, den Blick auf das Dach der über 60 Jahre alten Reitanlage des Vereins gerichtet.
Auch wenn Spitzenleistungen nicht mehr das originäre Ziel des Vereins sind, so nehmen die Reiter des Märkisch RV doch regelmäßig an Turnieren teil und richten diese auch aus. Das absolute Jahreshighlight ist das Pfingstturnier. Über 1000 Starts sind dabei meist garantiert, vor einigen Jahren, schwärmt Piorreck, waren es sogar mal 1600. Dieses Jahr findet das Turnier zum 66. Mal statt, eine Selbstverständlichkeit sei es dadurch aber nicht. „Das sind drei Tage Stress“, sagt Przywara. „Die wenigsten Vereine richten noch ein eigenes Turnier aus.“
Großer Titelverteidiger
Zunächst stehen am kommenden Sonntag aber die Stadtmeisterschaften in Sprockhövel auf dem Programm. Neben der Rolle der Gastgeber übernimmt der Verein dabei auch die des großen Titelverteidigers, denn in fünf von sechs Kategorien gewannen im Vorjahr die beiden Töchter des Ersten Vorsitzenden. Der selbst übrigens nicht sein Glück auf dem Rücken der Pferde sucht.