Hattingen. An den Nutzern vorbei geplant: Spielplatz-Patinnen aus Hattingen bemängeln die Neugestaltung des Spielplatzes am Pastoratsweg in Niederwenigern.

Die Diskussion um Spielflächen in Hattingen geht weiter – jetzt in Niederwenigern: Hier wurde jüngst der Spielplatz am Pastoratsweg umgestaltet. Doch zwei Nutzerinnen und Spielplatz-Patinnen bemängeln, dass dabei wenig Rücksicht auf die Wünsche der anwohnenden Familien genommen worden sei. Die Stadt hält dagegen: Bei jedem Bauprojekt werde vorher Kontakt mit den Bürgern gesucht.

Auf einmal waren die Bauarbeiter da

Das aber scheint im Fall des Pastoratswegs nicht passiert zu sein. So zumindest erzählen es Martina Rehbein und Corinna Brisgies: Letztere hatte sich noch im vergangenen Jahr bei der Stadt über den – damals noch nicht sanierten – Spielplatz beklagt, den sie gerne als Patin betreuen würde. Vor allem die Häufchen freilaufender Tiere im Sandkasten waren ihr ein Dorn im Auge.

Bei diesem Gespräch hat sie auch erfahren, dass der Spielplatz in diesem Jahr modernisiert werden sollte. „Eigentlich war es so gedacht, dass man sich zusammensetzt und darüber spricht“, erinnert sich Brisgies, die als Mutter zweier Kinder (anderthalb und vier Jahre alt) mitten in der Zielgruppe ist. „Aber dann waren auf einmal die Bauarbeiter da.“

Spielplatz geht an den Bedürfnissen der Nutzer vorbei

Ein Kleinkind-Spielplatz sollte am Pastoratsweg entstehen. Entfernt wurden dafür Rutsche und Turnstrange, stattdessen kamen eine sehr niedrige Schaukel, ein zweites Wipptier und eine Drehstange. Der Boden – zuvor eine Mischung aus Erde und Unkraut – wurde zur Rasenfläche, umrandet wird der Platz mit einem neuen Zaun.

Die Spielflächenplanung

In zehn Spielbezirke ist Hattingen unterteilt. In der „Spielflächenplanung 2020 bis 2025“ schlug die Stadt dabei Ende 2020 vor, was mit den einzelnen Flächen passieren soll(te).Für den Spielplatz am Pastoratsweg im Spielbezirk 8, Niederwenigern, wurde dabei ein Rückbau des Spielplatzes, als auch die Aufwertung als Schwerpunkt für 2021 empfohlen. Ideen: Rückbau der Rutsche und Installation eines Kleinkindspielgerätes für 2022.

Tatsächlich, so erklären beide Frauen, geht der gesamte Spielplatz somit an den Bedürfnissen von Kleinkind-Familien vorbei. Und das fängt schon beim Eingang an. Dem neuen Zaun fehlt nämlich ein Tor, stattdessen verengen rot-weiße Wegsperren den Zugang. „Ein Tor wäre aber so sinnvoll“, betont Martina Rehbein. Das hätte nämlich gleich zwei Funktionen: Kinder könnten nicht auf die Straße ausbüxen und zumindest einige freilaufenden Tiere würden vom Platz ferngehalten.

Diese nutzen nämlich die neu angelegte Rasenfläche besonders gern, um ihr Geschäft zu verrichten. Und im hohen Gras – in dem Corinna Brisgies auch Zeckengefahr vermutet – sieht man die Tretminen schlecht. Dafür ist der (mittlerweile neue) Sand im Sandkasten sicher. Doch die große Plane wirkt behelfsmäßig, ist mit Steinen beschwert und wird bei Regen nass und schmuddelig.

Spielgeräte ungeschickt ausgewählt

Das zweite Wipptier, da sind sich beide Spielplatz-Patinnen einig, ist ziemlich überflüssig „Ein Kleinkind findet das vielleicht für 30 Sekunden interessant“, erklärt Corinna Brisgies. Schaukeln hingegen wären heiß begehrt. Davon gibt es auf dem Spielplatz am Pastoratsweg allerdings nur ein, wie Brisgies sagt, „sehr unglückliches Modell“. Und Martina Rehbein fügt hinzu: „Schon meine zweijährige Enkelin kann sich nicht mehr draufsetzen und mit den Beinen die Schaukelbewegung machen.“ Dafür sei die Sitzfläche viel zu tief. „Ein einjähriges Kind wiederum kann sich nicht alleine festhalten.“ Das aber erfordere die Schaukel. Ähnliches gilt für die Drehstange, deren Ende ist nämlich genau auf Gesichtshöhe der potenziellen Nutzer. Und eine Rutsche fehlt völlig. Aus all diesen Gründen werde der Platz nun kaum genutzt.

Schon für den anderthalbjährigen David hängt die Schaukel zu niedrig. Es fehlt Platz, um die Schaukelbewegung zu machen.
Schon für den anderthalbjährigen David hängt die Schaukel zu niedrig. Es fehlt Platz, um die Schaukelbewegung zu machen. © Unbekannt | Martina Rehbein

„Das soll eine konstruktive Kritik sein“, betont Martina Rehbein, es geht ihr nicht darum zu meckern, sondern den Spielplatz besser zu machen. Die Schaukel etwa könnte auch etwas höher gehängt werden. Zumal sie weiß, dass die Stadt an anderen Stellen durchaus mit den Nutzern von Spielplätzen über deren Bedarf spricht. Am Pastoratsweg sind sie und Corinna Brisgies allerdings „traurig, dass es so gelaufen ist“: „Wir hätten so viele Ideen gehabt!“

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