Hattingen. Zentrale PCR-Tests von Kita-Kindern aus Hattingen hat das Kreisgesundheitsamt jetzt in Schwelm durchgeführt. Eine Mutter übt harsche Kritik.
PCR-Testungen bei zahlreichen Kita-Kindern aus Hattingen hat das Kreisgesundheitsamt am vergangenen Wochenende im Testzentrum in Schwelm durchgeführt. Die Abläufe vor Ort indes haben eine Mutter entsetzt.
Mehrere positive PCR-Tests
Die Tochter der Hattingerin, deren Name der WAZ-Redaktion bekannt ist, besucht die evangelische Kindertagesstätte Arche Noah in Welper. Das Familienzentrum hatte das Kreisgesundheitsamt am Dienstag vergangener Woche nach fünf positiven PCR-Tests bis zum gestrigen Montag (31.1.) geschlossen, im Laufe der Woche meldeten Eltern der Kita zudem 14 positive Schnelltests.
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Am vergangenen Samstag fanden in Schwelm für die Kita-Kinder dieser und zahlreicher weiterer aufgrund von Corona-Fällen vorübergehend geschlossenen Einrichtungen dann so genannte „Einrichtungsdiagnostiken“ statt. Das Kreisgesundheitsamt, so die Hattingerin, habe die Eltern dabei „dazu verpflichtet“, von ihren Kindern ebendort einen PCR-Test machen zu lassen Ein negatives Ergebnis sei Voraussetzung für den Besuch der Kita nach der Wiederöffnung.
Personal vom Gesundheitsamt kümmerte sich nicht um Sicherheitsabstände
Wie gewünscht sei sie dann um kurz vor 13 Uhr in Schwelm eingetroffen – und war „erschüttert“. Vor dem Testzentrum in der Lessingstraße, schildert sie das Erlebte, „warteten bereits rund 100 Menschen auf die Testung. Wartezeit: mindestens zwei Stunden bei Kälte und bei Regen. Wissentlich positiv getestete Kinder standen nahe bei negativ getesteten. Das Personal vom Gesundheitsamt hat hier nicht wenigstens dafür gesorgt, dass Sicherheitsabstände eingehalten werden. Die Wahrscheinlichkeit, sich spätestens jetzt mit Corona zu infizieren, war wirklich hoch.“
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Sie verstehe nicht, wie man Kindern so etwas zumuten könne. Wo es doch möglich gewesen wäre, eine Testung auch in einem nahe gelegenen Testzentrum vornehmen zu lassen, kritisiert sie. Zumal bei einem benachbarten und vorübergehend ebenfalls geschlossenen Kindergarten wenige Tage zuvor noch PCR-Testungen vor Ort möglich gewesen seien.
Testzentrum in Wohnortnähe machte kostenlosen PCR-Test bei ihrem Kind
Sie selbst habe nach 20 Minuten Wartezeit übrigens entschieden, wieder nach Hause zu fahren. „Ich habe ein Testzentrum in Wohnortnähe gefunden, das bereit war, einen kostenlosen PCR-Test bei meinem Kind durchzuführen.“
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Ausdrücklich betont die Mutter, dass sie nichts an Einrichtungsleitung und Personal der Kita Arche Noah zu kritisieren habe. Diese hätten ausschließlich die per Mail erhaltenen Anordnungen des Kreisgesundheitsamtes an die Eltern weitergegeben. Was Birgit Crone, theologische Geschäftsführerin der evangelischen Kitas in Hattingen, bestätigt. Die Kitas hätten überdies keinerlei Möglichkeiten, den Ort der Einrichtungsdiagnostik mitzubestimmen, stellt sie klar.
Maßnahmen wie diese führen zu Missmut in der Gesellschaft
Die Hattinger Mutter indes bedauert dies. Und sie gibt zu bedenken: Solche Maßnahmen wie am Samstag in Schwelm „führen zu Verunsicherung, Angst und vor allem mehr Missmut in der Gesellschaft. Wir als Elternschaft sind bereit dazu, Anordnungen Folge zu leisten. Aber auch hier gibt es Grenzen. Und diese Grenze ist überschritten, wenn die Gesundheit der Kinder durch rechtlich fragliche Anordnungen gefährdet wird.“
P.S.: Am heutigen Dienstag (1.2.) steht laut Birgit Crone die Arche Noah in Welper wieder allen Kindern mit negativem PCR-Tests offen – indes nur in Form einer Notbetreuung. Denn: „Ein Teil des Personals fehlt uns, es ist erkrankt.“
>>> EN-Kreis weist Kritik an Abläufen der PCR-Testungen zurück
Der EN-Kreis antwortet auf die Kritik an den PCR-Testungen: Nach zig Corona-Ausbrüchen in Kitas seien am Wochenende Einrichtungsdiagnostiken erfolgt, damit die Kitas Anfang dieser Woche wieder öffnen könnten, so Sprecher Ingo Niemann. So habe man eine möglichst verlässliche Klarheit über das Geschehen gewinnen und für mehr Sicherheit sorgen wollen.
Wegen der vielen Kitas habe aber nicht überall vor Ort eine eigene Einrichtungsdiagnostik erfolgen können. Stattdessen wurde auf das zentrale Testzentrum in Schwelm zurückgegriffen. Eine Kooperation mit Testzentren, so Niemann, war u.a. daher nicht möglich, weil per PCR getestet wurde und der Kreis die Ergebnisse sofort gesammelt vorliegen haben wollte.
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Falsch sei, dass es keine Terminvorgaben gegeben habe, für jede Kita gab es ein Zeitfenster. Leider hätten Eltern sich nicht an diese Vorgabe gehalten. „Überhaupt nicht nachvollziehbar“ ist für die Kreisverwaltung der Vorwurf fehlender Abstände zwischen einzelnen Personen. Im dritten Jahr der Pandemie sollte hier jeder „eigenverantwortlich genug sein“, so Niemann. Und zur Kritik am vom DRK eingesetzten Personal sagt er: Anfangs sei manches „organisatorisch nicht ganz rund gelaufen“, später die Stimmung unter den Eltern aber so angespannt gewesen, „dass Freundlichkeiten wohl nicht mehr ausgetauscht wurden“.
Bis Montagmittag wurden mindestens 50 positive Ergebnisse entdeckt, die im Schnell- oder Eigentest nicht aufgefallen waren.