Hattingen. Mario und Anna Ramperez-Carrasco aus Hattingen haben eine fahrbare Variante der Tierhaltung entwickelt. Und so funktioniert ihr Hühnermobil.
Den gemeinsamen Traum von eigener Landwirtschaft haben sich Mario (41) und Anna (31) Ramperez-Carrasco mit einem modernen Hühnermobil erfüllt. 460 braune und weiße Legehennen sind Anfang März in den beweglichen Stall eingezogen. Sie fühlen sich offensichtlich wohl und haben damit begonnen, fleißig Eier zu legen.
Das Ehepaar lebt in Hattingen-Holthausen. Beide sind sehr naturverbunden und wollen mit dem Hühnermobil „ihren“ Legehennen ein schönes Leben ohne Qual schenken. Es ist für beide die tierfreundlichste Art, Hühner zu halten. Der mobile Stall steht in Witten-Heven, weil das Paar dort durch seinen Reifenhandel gut vernetzt ist.
Stallpflicht wegen der Vogelgrippe
Noch sind die Eier recht klein, denn die Hühner sind gerade mal 20 Wochen alt. Künftig wird eine muntere Schar die Ackerwiese in Heven-Dorf bevölkern. Dort, wo die Straßenbahn der Linie 310 endet. Das weiße Hühnermobil ist schon von weitem zu erkennen. Zurzeit hat das Federvieh allerdings „Ausgangssperre“. Es herrscht Stallpflicht – nicht wegen Corona, sondern wegen der Vogelgrippe.
Die jungen Agrarwissenschaftler haben das 1,2 Hektar große Grundstück von der Freizeitgesellschaft Kemnade gepachtet. „Das Team war von unserer Idee total begeistert und sehr hilfsbereit“, sagt Anna. Der Hühnerstall auf Rädern soll eine feste Einrichtung werden. Mario und Anna Ramperez-Carrasco haben dafür tief in die Tasche gegriffen. Das 80.000 Euro teure Hühnermobil ist aber auch der Rolls-Royce unter den marktüblichen Modellen.
Wie Kinder im Bällchen-Bad
„Wir wollen rundum glückliche Hühner haben“, sagt das Paar wie aus einem Munde. „Die Tiere stehen eben im Mittelpunkt.“ So legen die Hennen ihre Eier in sogenannte „Spelzennester“ - und nicht wie sonst üblich in fließbandähnliche Abrollvorrichtungen. „Unsere Nester sind artgerecht gepolstert mit weichen Dinkel-Spelzen. Unsere Hühner fühlen sich sehr wohl darin - fast wie Kinder im Bällchen-Bad“, erzählt die zweifache Mutter.
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Jeden Vormittag geht Anna jetzt auf „Eiersuche“ - ganzjährig. „Einmal hat ein Huhn zufällig ein Ei in meine Hand gelegt. Das war ein unbeschreiblich tolles Gefühl“, sagt sie begeistert.
Manchmal kommt die älteste Tochter Adele (2) mit. Die Kleine liebt die Hühner über alles. Wenn die Hennen wieder Freilauf haben, wird Mario einmal in der Woche mit einem Traktor den Stall an eine andere Stelle ziehen und den Schutzzaun versetzen. „Damit sie immer frisches Grün unter den Füßen haben“, schwärmt Anna. „Und keine braune Wüste.“
Das Gras gibt dem Dotter die kräftige Farbe
Momentan legen die Jungtiere rund 70 Eier am Tag. Im Sommer dann - in der Hauptlegephase - legt ein Huhn wöchentlich ungefähr sechs Eier. Natürlich haben die Legehennen auch ordentlich Appetit. So fressen sie neben dem Grünzeug von der Wiese rund 120 Gramm ausgesuchtes Körnerfutter. „Das Gras gibt dem Dotter erst die kräftige Farbe“, weiß die Expertin.
„Heven-Ei“ – unter diesem Namen und Logo werden die Eier vermarktet. In naher Zukunft soll es auch einen modernen Automaten in Stallnähe geben. Direkt auf der Wiese beim Mobil sei es aufgrund der Verkehrssituation nicht möglich - so die Stadt. Aber gemeinsam mit dem FZK suchen die beiden nach einem passenden Standort. Vielleicht in der Nähe des Kemnader Sees.
Ein weiteres Standbein
Allerdings kann man auch heute schon die frischen Heven-Eier kaufen. Der erste Automat steht an der Cörmannstraße 25 auf dem Parkplatz der Firma „Wigro-Reifen“. Dort hat die junge Familie nämlich ein weiteres Standbein.
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