Hattingen. Das Verhalten des Bundespräsidenten Christian Wulff trifft bei Kommunalpolitikern und Bürgern auf wenig Verständnis.
Die Luft wird dünn für Christian Wulff. Das Verhalten des Bundespräsidenten bewegt zurzeit die Gesellschaft. Neben seinem umstrittenen Privatkredit stößt besonders Wulffs Anruf bei Bild-Chefredakteur Kai Diekmann auf Unverständnis.
„Diese handwerklichen Fehler machen Wulff in seinem Amt nicht mehr haltbar“, findet Gilbert Gratzel, Fraktionsvorsitzender der FDP. Mit seinem Auftreten habe Wulff an Glaubwürdigkeit verloren. Gratzel betont: „Ich kritisiere den Bundespräsidenten nicht für seinen Privatkredit, der ist für mich legitim.“
Eingeschränktes Verständnis für den Bundespräsidenten zeigt auch CDU-Fraktions-Vize Heinz-Theo Haske: „Kredite und Urlaube mit Freunden sind nicht problematisch.“ Wulffs Verhalten nach Aufdeckung seines Privatkredites sei indes unangemessen: „Er hätte direkt alles offenlegen müssen, nicht scheibchenweise.“
Kritik übt Haske auch an Wulffs Verhalten gegenüber den Medien: „Der Bundespräsident hätte persönlich mit dem Bild-Redakteur sprechen müssen, nicht über die Mail-Box.“ Einen Rücktritt Wulffs empfindet Haske nicht als Lösung: „Wulff weiß, dass er Fehler begangen hat, aber es gibt trotzdem nicht genug Gründe für einen Rücktritt.“
Anders sieht das Stefan Kietz-Borgwardt, Fraktionsvorsitzender Grüne/FWI: „Ein Rücktritt wäre die ehrenhafteste Lösung.“ Kietz-Borgwardt spricht von „peinlichen Informationen, die nach und nach an die Öffentlichkeit gelangen“ und stellt fest: „Mit Wulff wurde der falsche Mann gewählt.“
SPD-Fraktionsvorsitzender Achim Paas teilt diese Ansicht und erklärt: „Zu diesem Thema ist alles gesagt.“ Der Bundespräsident solle die gleichen Maßstäbe an sein eigenes Verhalten setzen, die er an Johannes Rau gesetzt habe. Diesen hatte Wulff nach Raus Verwicklungen in eine Reisekosten-Affäre im Jahr 2000 zu einem Rücktritt als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen aufgefordert. „Wulff sollte jetzt die Konsequenzen aus seinem Verhalten ziehen“, so Paas.
Nicht nur die Kommunalpolitik beschäftigt sich mit dem Verhalten des Bundespräsidenten, auch in der Fußgängerzone diskutieren die Menschen über Christian Wulff.
„Für einen Bundespräsidenten finde ich sein Verhalten nicht passend“, beschwert sich Brigitte Wittpoth (64), „Wulff sollte Vorbild sein.“ Daher fordere sie seinen Rücktritt. Auch für Friedhelm Hahn (75) ist ein Rücktritt Wulffs die beste Lösung: „Ich habe seinen Fernsehauftritt gar nicht erst angesehen.“ Als „Betrüger“ bezeichnet Silke Thümmler den Bundespräsidenten: „Er sollte sofort zurücktreten.“
Anderer Meinung ist Nicole Tegelhütter (34): „Christian Wulff hat kein Privatleben mehr - die Medien haben die Sache hochgepuscht, übertrieben.“ Wulff solle bleiben, fordert die 34-Jährige. Dieser Ansicht ist auch Michel Heinze (33): „Jeder macht Fehler.“