Hattingen. Axel Hegmann bringt bekannte Schauspieler mit Lesungen auf die Bühne. Eine besondere Beziehung verband ihn stets mit Dieter Hildebrandt.
Sein Leben, findet Axel Hegmann (66), ist „fast wie ein modernes Märchen“. Denn mit seiner Künstleragentur ist er glücklich – hat sie ihm doch bereichernde Kontakte geschenkt. Zum Beispiel mit Dieter Hildebrandt.
Zufälle in seinem Leben brachten Hegmann, der aus gesundheitlichen Gründen ein Studium abbrach und Einzelhandelskaufmann in Essen lernte, zur Selbstständigkeit. „Ich war 45, Leiter einer Klassik-CD-Abteilung, als ich arbeitslos wurde. Ein Jahr lang habe ich dann gejobbt, an der Tankstelle Brötchen verkauft, im Lotto-Laden gearbeitet.“
Schon immer hörte er gerne Georg Kreisler und Franz Josef Degenhardt, lernte Kreisler kennen. „Und über die Österreich-Schiene, weil jemand sagte, ich solle doch mal versuchen, Auftritte in Deutschland zu vermitteln, bin ich dann mit meiner Frau zur Künstleragentur gekommen.“ Um die kümmert sich der gebürtige Essener, der schon seit Jahren in Hattingen wohnt, von Niederwenigern aus. „Learning by doing“ sei das gewesen. Immer über die „Österreich-Schiene“ kam er irgendwann über Ernst Stankovski und Werner Schneyder an Dieter Hildebrandt. „Das lief über Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Hildebrandt, sagt Hegmann, war „sein Sechser im Lotto – und zwar nicht nur beruflich, sondern besonders menschlich“.
Kontakte zu Veranstaltern
Viele Kontakte zu Veranstaltern baute er auf, denn er reiste mit seinen Künstlern mit. Und weil die Programme immer kurz vor 23 Uhr endeten, „kenne ich fast alle Pizzerien in kleinen und mittleren Städten, weil die die einzigen waren, die nach Programmende noch geöffnet hatten“, sagt er schmunzelnd. Er erinnert sich daran, dass bei jeder Veranstaltung mit Hildebrandt immer zwei bis drei Schlesier im Publikum waren, weil der Künstler von dort stammte. „Ein Mal kam ein solcher Gast zu ihm und sagte, ja, lieber Kollege, Du bist ja wie ich aus Breslau. Hildebrandt verneinte, sagte, er käme aus Bunzlau. Doch der Besucher insistierte – bis Hildebrandt einfach sagte, okay, ich komme aus Breslau.“
Als erst Kreisler (2011) und dann Hildebrandt (2013) starben, „war das nicht nur ein großer menschlicher Verlust, sondern ich dachte auch, jetzt ist es das Ende meiner Agentur“. Befreundet war er da mit Hildebrandts Witwe. „Sie erzählte mir vom 400-Seiten-Manuskript zu seinem Programm, das dann mit dem Titel ,Kommen Sie zum Schluss, Hildebrandt’ sein letztes sein sollte. Sein Lektor hat es herausgegeben, ich konnte Walter Sittler dafür gewinnen, es einzulesen. Er war überrascht von der Anfrage, weil die beiden sich nie getroffen hatten.“
In der WAZ habe das Hörbuch dann fünf Sternchen bekommen. Es verkaufte sich gut. „Und ich habe Walter Sittler gefragt, ob er sich vorstellen könnte, aus Hildebrandts Nachlass zu lesen.“ Konnte er. Und seitdem vermittelt er Sittler-Lesungen.
Überall in Deutschland hat Hegmann Veranstaltungen platziert, in Essen und Hattingen hat er sich damit immer schwer getan. „Am 3. Mai aber gibt es in der Kreuzeskirche in Essen einen Hildebrandt-Abend mit Sittler.“ Mit dem nicht mehr existierenden Kulturbüro in Hattingen kooperierte er mal für Veranstaltungen, drei Hildebrandt-Abende kamen dabei heraus: 2004, 2010 und 2012. „In Hattingen fehlt mir inzwischen einfach ein Ansprechpartner.“ Dass am Kulturbüro gespart worden ist, bedauert Hegmann.
„Ich bin von meinen Programmen so überzeugt“, schwärmt Hegmann, „dass ich, wenn ich nicht in der Branche wäre, dafür abends Geld bezahlen würde.“