Hattingen. Eine 15-Jährige entdeckt die Leichen ihrer Familie im Treppenhaus ihres Einfamilienhauses. Die Staatsanwaltschaft geht von einer Familientragödie aus. Die Ermittler haben Stichverletzungen festgestellt.

Familientragödie in Niederwenigern: Als die 15-jährige Tochter am späten Dienstagmittag aus der Schule nach Hause kam, machte sie eine schreckliche Entdeckung – sie fand Vater, Mutter und ihre zehnjährige Schwester tot nebeneinander auf einer Treppe. Die Opfer wiesen Stichverletzungen auf, sagte die Polizei am Abend. Ein Gewaltverbrechen schloss der Staatsanwalt Hans-Christian Gutjahr aber aus. Eine Obduktion soll heute Aufschluss über die Todesursache geben.

Das Mädchen alarmierte gemeinsam mit einer Nachbarin die Rettungsdienste. Der Notarzt stellte nach seinem Eintreffen in dem Einfamilienhaus aber sofort den Tod fest. Ein Anwohner berichtete, dass die ebenfalls gerufene Feuerwehr zunächst von einem Gas-Unfall oder einer Kohlenmonoxid-Vergiftung ausgegangen sei. „Es gab aber keinen Lärm, keinen Rauch”, sagte er. Polizeisprecher Ewald Weinberger bestätigte Ermittlungen in diese Richtung nicht.

Erst nachdem Staatsanwalt Gutjahr und ein Rechtsmediziner den Tatort untersucht hatten, gab es eine Stellungnahme: Gutjahr gehe von einem Familiendrama aus, so Polizeisprecher Dietmar Trust. In dem Haus seien mehrere Messer gefunden worden.

Mädchen wird betreut

Bei der 39 Jahre alten Frau und dem zehnjährigen Mädchen stellten die Ermittler Stichverletzungen im Brust- und Rückenbereich fest, bei dem 51-jährigen Mann Stich- und oberflächliche Schnittverletzungen am Hals. Es sei aber noch nicht gesichert, ob diese Verletzungen ursächlich für den Tod waren – „das wird am Mittwochmorgen bei einer Obduktion geklärt”.

Der Mann war Fliesenlegermeister und Vater des zehnjährigen Mädchens. Der Vater der 15-Jährigen lebt nach den Informationen mehrerer Nachbarn in Bochum. Das Mädchen wird psychologisch betreut und ist vorerst bei Verwandten untergekommen.

„Das sind so liebe Mädchen”, sagten Nachbarn, die im Schneetreiben die Arbeit der Kriminalbeamten beobachteten. „Es war eine erstklassige Familie”, ergänzte ein Mann, „das muss ein Unglück gewesen sein.”




Andere Nachbarn stehen in ihren Wohnzimmern, schieben die Gardine zur Seite und schauen mit blassen Gesichtern, wie immer mehr Ermittler in den gut situierten Vorort kommen. Kopfschütteln, Fassungslosigkeit.

„Ich dachte immer, so etwas sieht man nur im Fernsehen, weit weit weg”, sagt eine Frau, die mit der Familie befreundet war. „Das ist ja unfassbar, ich kann das gar nicht glauben.”

Hinweise, dass es Streit innerhalb der Familie gab oder auch Stress mit anderen Menschen – etwa dem Vater der älteren Tochter – will keiner mitbekommen haben.

Nach Auskunft der Polizeisprecher wird die Staatsanwaltschaft am Mittwoch nähere Auskünfte zu der Familientragödie in Niederwenigern machen.


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