Hattingen.
Winfried und Doris Kaiser haben den Tierschutzhof im Ruhrtal gegründet. Sie wollen Pferde und Ponys vor dem Schlachter retten, Tiere übernehmen, pflegen und auch wieder vermitteln.
Seine ersten beiden Begegnungen mit Pferden endeten schmerzhaft für Winfried Kaiser. Er ist als Jugendlicher ausgeritten, fiel beide Male vom Vierbeiner. „Ich hatte gründlich die Schnauze voll“, sagt der 56-Jährige lachend, der als pädagogischer Mitarbeiter im HAZ beschäftigt ist. Heute pflegt er in seiner Freizeit ausgediente Pferde. Damit nicht genug: Winfried Kaiser hat gerade sein Amt als erster Vorsitzender des Tierschutzhofes im Ruhrtal angetreten.
Den Verein hat er mit seiner Frau und zehn weiteren Mitstreitern gegründet. Sie wollen Pferde und Ponys vor dem Schlachter retten, Tiere übernehmen, pflegen und auch wieder vermitteln. Die vier Bewohner allerdings, die zurzeit bei Kaisers die Boxen belegen, bleiben. Dazu gehört Diana. „Die haben wir freigekauft“, erzählt Doris Kaiser. 14 Fohlen habe die Kaltblutstute bekommen, war dann krank, abgemagert, litt an einer Bronchitis, sollte „entsorgt“ werden. Bis Kaisers kamen.
„Wir hatten das Grüne im Blick, als wir das Haus gekauft haben“, sagt Doris Kaiser. Doch zum Hof gehören fünf Boxen und der große Platz. Schnell stand fest, dass sie die Nebengebäude nutzen wollen. „Dabei sind wir keine Reiter“, sagt sie. Aber schon lange im Tierschutz aktiv. Sie wissen von den Qualen der Pferde, wenn die beispielsweise nach Italien zum Schlachthof transportiert werden. Daher gilt für das Ehepaar: „Die Tiere sollen leben.“ Als Verein wollen die Kaisers jetzt auch Hilfe annehmen: Vielleicht gibt es beim Tierarzt andere Preise oder es findet sich ein handwerklich begabter Frührentner. „Wir müssen die Zäune ausbessern, das Tor ist hin“, sagt Doris Kaiser. Dazu kommen Kosten für die Abholung des Misthaufens und das Mulchen der Weide, die Kaisers gepachtet haben.
Vor drei Wochen ist Max (20) mit Lebensgefährtin Bonny (6) eingezogen
Viele Helfer kommen bereits regelmäßig und gehen mit den Pferden spazieren. Ein Kindergarten plant eine Patenschaft für die Ponys zu übernehmen. „Wir öffnen uns sowieso für Besucher. Das wollten wir mit dem Verein auf seriöse Beine stellen“, erklärt Winfried Kaiser. Im August gab es die erste Sitzung, den Beitrag haben die Mitglieder auf fünf Euro im Monat festgelegt. Diese Woche wird der Verein eingetragen.
Bereits vor drei Wochen ist Max (20) mit Lebensgefährtin Bonny (6) auf dem Hof eingezogen. „Wir haben auf einer Feier gehört, dass die Ponys beim Vorbesitzer weg müssen“, erzählt Doris Kaiser. Sie wollte bei der Vermittlung helfen. Jetzt bewohnen die etwa 80 Zentimeter großen Vierbeiner eine Box. Max war halb verhungert, bekommt nun drei Mal täglich Futter, „Vitaminchen und Mineralien“.
Kaisers wollen auch künftig nicht gezielt nach schlachtgefährdeten Pferden suchen. Durch ihre Kontakte erfahren sie sowieso von ihnen. Ist ein Platz im Ruhrtal frei, helfen sie. Geld hin, Arbeit her, Doris Kaiser sagt überzeugt: „Es ist schon richtig so gelaufen, dass wir hier gelandet sind.“