Hattingen.

Experte erklärt, warum es zurzeit im Garten so laut ist.

Überall zwitschert es in den Wäldern. In den Gärten haben Tiefflieger die Lufthoheit übernommen. Es gab anscheinend noch nie so viele Vögel wie in diesem Sommer in der Natur des Ennepe-Ruhr-Kreises. Aber, stimmt das auch? Wir fragten einen, der es wissen muss: Dirk Janzen, Leiter der Biologischen Station und Kolumnist unserer Zeitung.

„Die Annahme ist nicht unberechtigt“, sagt der Biologe – und trotzdem trüge der Schein. Der Grund für die Aktivitäten unserer gefiederten Freunde, so Janzen, liege bereits ein paar Monate zurück: „Wir haben eigentlich seit März bereits schönes Wetter. Die Vögel haben mit ihrem Brutgeschäft deshalb sehr früh begonnen. Das gibt ihnen wiederum Zeit, in diesem Jahr zweimal zu brüten.“

Die Vögel sausen also durch die Lüfte und hüpfen auf dem Rasen herum, „um Nahrung für ihren Nachwuchs zu sammeln“. In normalen Jahren zögen sich Meisen oder Drosseln nach dem Brutgeschäft zurück und seien damit in den Augen und Ohren nicht mehr so auffällig wie in diesem Jahr.

Auch der Eindruck, die Spatzen würden wieder mehr vom Dach pfeifen als in den vergangenen Jahren, hat einen Grund im natürlichen Verhalten der Tiere. „Sie lieben das trockene Wetter, weil sich die Tiere gern in Sand oder Staub wälzen. Und dazu haben sie natürlich reichlich Gelegenheit, wenn nicht viel Regen fällt“, erklärt der Experte.

Die Hobbygärtner können sich auf jeden Fall darüber freuen, dass den Vögeln die Zeit dazu reicht, zweimal Nachwuchs in den Nestern groß zu ziehen: „Sie brauchen jede Menge Insekten und Schädlinge, um die Jungtiere zu füttern.“ Allerdings: Vögel seien natürlich auch wieder die Nahrung für andere Tiere, „nicht nur für Katzen“.

Vogel des Jahres

Die Verbreitung einer Tierart müsse immer über mehrere Jahre beobachtet werden, um sie bewerten zu können, ob sie steigt oder nicht: „Wenn wir im nächsten Jahr einen langen Winter haben, dann kann alles wieder anders sein.“

Sein persönlicher Eindruck, so der Leiter der Biologischen Station des Ennepe-Ruhr-Kreises, sei es, „dass der ­Gartenrotschwanz in diesem Jahr unheimlich häufig zu sehen ist“. Und das freut den ­Biologen natürlich, weil er zum „Vogel des Jahres“ gekürt wurde, um auf seine Bedrohung in der Natur aufmerksam zu machen. Auch Schwarzstörche seien ins Tal der Ennepe zurückkehrt. Freuen wir uns also über die Hektik in den Lüften und schauen in aller Ruhe zu.