Hattingen.
Das passt: Rügen als größte deutsche Insel hat nun die längste Jugendherberge. Am Freitag, 1. Juli, eröffnet das Deutsche Jugendherbergswerk in Prora eine ihrer bundesweit größten Unterkünfte mit 400 Betten. Die ersten Kinder können kommen. Die Hattinger Architekten Rauh Damm Stiller und Partner (RDS) haben das Projekt geplant und gebaut.
„Der Reiz an dem Projekt ist das einmalige Gebäude selbst und die Aufgabe es umzuwandeln“, sagt Architekt Michael Holewik. Denn Prora ist nicht irgendein Ort auf Rügen: Am Prorer Wiek baute die „NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“ zwischen 1936 und 1936 fünf Gebäudeblöcke mit einer Länge von insgesamt 4,5 Kilometern: das KdF-Seebad Rügen. Die KdF hatte die Aufgabe, die Freizeit der Deutschen im Nationalsozialistischen Regime zu organisieren. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs stoppten die Bauarbeiten.
Nun kommt mit jungen Besuchern und Touristen wieder Leben in Block fünf des gigantischen Betonriegels an der Küste, genannt der „Koloss von Rügen“. Holewik spricht von einer „einzigartigen Kulisse“. Stoisch wirkt der Komplex, mit langen Fensterreihen und langen Gängen und kargem Mineralputz – ein fast existenzialistischer Charme. Doch genau das macht Prora so unverwechselbar.
Für die Bauarbeiten galt es viele Details abzustimmen, erläutert Holewik. Denn Prora steht unter Denkmalschutz. Es sollte Alt und Neu, Historie und Moderne verbunden werden und „es sollte ein Umbau eine Baudenkmals gelingen und trotzdem eine neue Jugendherberge entstehen“. Es sollte saniert, aber auch die Intention des Architekten Clemens Klotz respektiert werden. Als historischen Fehler haben die Planer von RDS die Geschlossenheit des Erdgeschosses angesehen. Die Zone wurde aufgebrochen und mit großen Fenstern versehen. „Um die Cafeteria und den Speisesaal zu belichten und zu beleuchten“, sagt Michael Holewik. Ein großes Plus für die Aufenthaltsqualität: Die harte Fassade erscheint so nun offener und freundlicher.
Auch die Zimmer mit Meerblick sind verändert: mit Waschbecken, Dusche, Toiletten. Das Erdgeschoss enthält nach der einjährigen Bauzeit einen großen Speisesaal, eine Küche und eine Cafeteria. Im 1. Obergeschoss haben die Architekten die historische „Rue intérieure“ wieder hergestellt, um den vier Meter breiten Korridor als Boulevard zu nutzen. Er fungiert dabei auch als Zone für Spiel- und Freizeitaktivitäten.