Hattingen. Durch die Luft fliegen, hoch springen, die Welt retten: Was macht einen wirklichen Superhelden aus?Die Kinder im Haus der Jugend haben eine Antwort auf diese Frage gefunden.
Ein Superheld – im Verhältnis zum normalen Menschen scheint er überlegen und mächtig zu sein. Doch beim Ferienspaß zeigt sich, dass Superhelden in Kinderaugen überhaupt nicht immer fliegen oder Funken sprühen müssen, um bewundert zu werden. Es gibt sie – jeden Tag – unter uns. Viele der 26 Kinder sind am Montag mit einer gewissen Vorstellung von Superhelden zum Ferienspaß-Projekt ins Haus der Jugend gekommen und fahren heute mit einer anderen Sichtweise nach Hause.
Kinder kennen die Helden aus Filmen und Comics. Da reichen die übernatürlichen Kräfte vom Unsichtbarmachen übers Blitze schießen bis zum Gedanken lesen. „Manche Superhelden können auch fliegen und sind Detektive, weil sie die Spuren der Bösen auflesen“, weiß Tom (9). Dann überlegt er. „Eigentlich ist auch mein älterer Bruder ein kleiner Superheld für mich. Er hat zwar keine besonderen Kräfte, aber er hilft mir manchmal bei den Hausaufgaben und im Urlaub springen wir zusammen Trampolin, das macht Spaß.“
Mut und Hilfsbereitschaft
Im Haus der Jugend gestalten die Kinder ihre eigenen Masken und Anzüge. Sie bemalen T-Shirts mit bunten Stofffarben. Vincent (10) hat seinen Anfangsbuchstaben, ein großes, gelbes „V“, auf seinen Heldenanzug gemalt. „Ein Superheld muss sehr mutig sein“, sagt er, „ich habe selbst vor fast nichts Angst, nur vor Löwen, aber die laufen in Hattingen zum Glück nicht herum.“ Was aber noch wichtiger für einen Superhelden ist: „Er muss Menschen helfen und sie vor Gefahren retten. So wie die Polizei.“
Zusammen mit dem Sozialarbeiter Cahit Bakir (31) haben die Kinder die Polizeihauptwache besucht. „Wir haben zunächst alle in einem Sitzkreis darüber gesprochen, dass es auch Helden in unserem Alltag gibt, zum Beispiel Polizisten“, erklärt Cahit Bakir vom Haus der Jugend. „Die meisten Menschen kennen die Polizei nur in der Art, dass sie in einem Auto an einem vorbeifahren. Wir haben die Polizisten aber besucht und aus der direkten Nähe neue Dinge erfahren.“ Die Gruppe hat eine Gefängniszelle gesehen, Funkgeräte in den Händen gehalten und sich damit verständigt. „Außerdem haben wir Schutzwesten angezogen, Helme aufgesetzt und haben bei der Kriminalpolizei unsere Fingerabdrücke gemacht.“ In einem Polizeiwagen durften die Kinder eine kleine Runde über den Hof fahren. „Das war alles total aufregend“, schwärmt Vincent.
Das bedeutet, es gibt Superhelden in gewisser Weise auch in der Realität. „Weil manche Menschen einen Dienst für die Gesellschaft leisten und schwächere Menschen beschützen“, erklärt Betreuer Florian Rettig (29) den Mädchen und Jungen. Auch bei der Feuerwehr haben sie sich umgeschaut. „Die Männer und Frauen von der Feuerwehr haben uns vorgeführt, wie sie die Rettungsleiter ausfahren und im Ernstfall mit Wasser einen Brand löschen.“
Aber auch eine Autorin kann zur Superheldin werden. Frederike (9) liest zurzeit die Bände „Harry Potter“ von der Schriftstellerin Joanne K. Rowling – und ist wie gefesselt von den Büchern. „Die sind so spannend, dass ich kaum noch aufhören kann zu lesen. Der Zauberer Harry Potter ist sehr tapfer und kämpft gegen den bösen Lord Voldemort“ , erzählt sie begeistert. Frederike zeigt ihr T-Shirt, auf dem sie die blitzartige Narbe von Harry Potter – sein Erkennungszeichen – gemalt hat.
Katharina (10) definiert einen Superheld nicht daran, dass er unglaublich hoch springen kann, eine Tarnung trägt oder die Welt rettet. „Das können zwar viele Superhelden, aber deshalb finde ich sie nicht automatisch toll.“ Sie hat stattdessen eine Kaninchenmaske gebastelt. „Tiere sind für mich die wirklichen Helden“, sagt sie. „Mein Kaninchen ist sehr lieb und immer für mich da, wenn ich es brauche.“